TITAN 8
dachte Lord Jestocost, muß ich bluffen. Er stieß mit seinem geistigen Dolch zu, trieb seine Worte fast wie Stahl in ihr Gesicht. »Wer«, sagte er langsam und mit Eiseskälte, »ist Ee… telly… kelly?«
Das Gesicht des Mädchens war zuvor cremefarben gewesen, bleich vor Sorge, nun wurde es schneeweiß. Sie wand sich von ihm fort, doch ihre Augen glühten ihn an wie ein Zwillingsfeuer.
Ihre Augen… wie zwei Feuer.
(Kein Untermensch, dachte Jestocost, als er zurücktaumelte, ist imstande, mich zu hypnotisieren.)
Ihre Augen… wie zwei kalte Flammen.
Der Raum verschwamm um ihn. Das Mädchen verschwand. Nur ihre Augen blieben zurück, wurden ein einziges weißes, kaltes Feuer.
Mitten in den Flammen sah er die Gestalt eines Mannes. Seine Arme waren Schwingen, aber er besaß menschliche Hände, die an den Ellbogen ansetzten. Sein Gesicht war klar und weiß und kalt, wie der Marmor einer alten Statue, und seine Augen waren milchig weiß. »Ich bin der E-telekeli. Du wirst an mich glauben. Du darfst zu meiner Tochter K’mell sprechen.«
Das Bild entschwand.
Jestocost sah, wie das Mädchen, das linkisch auf dem Stuhl saß, durch ihn hindurchschaute. Er war gerade drauf und dran, einen Scherz über ihre hypnotischen Fähigkeiten zu machen, als er bemerkte, daß sie sich noch in tiefster Hypnose befand, sogar jetzt noch, nachdem er freigegeben worden war. Ihre Haltung hatte sich versteift, und wieder fielen ihre Kleider offen in ihrer kalkulierten Freizügigkeit. Ihr Anblick war für ihn kaum anregend, eher zu pathetisch, als daß er ihn hätte beschreiben können. Sie wirkte wie ein unschuldiges, hübsches kleines Mädchen. Er sprach zu ihr.
Er sprach zu ihr, obwohl er gar keine Antwort erwartete.
»Wer bist du?« fragte er, um ihre Hypnose nachzuprüfen.
»Ich bin derjenige, dessen Name niemals laut ausgesprochen wird«, sagte das Mädchen in scharfem Flüstern. »Ich bin der, in dessen Geheimnis du gedrungen bist. Ich habe mein Bild und meinen Namen unauslöschlich in dein Gehirn gebrannt.«
Jestocost schlug sich nicht mit Geistern wie diesem herum. Spontan faßte er einen Entschluß. »Wenn ich meinen Verstand für dich öffne, wirst du ihn dann durchforsten, während ich dich betrachte? Bist du stark genug, um dies zu vollbringen?«
»Ich bin stark genug dazu«, sagte die Stimme mit dem Mund des Mädchens.
K’mell erhob sich und legte beide Hände auf seine Schultern. Sie blickte tief in seine Augen. Er starrte zurück. Jestocost, der selbst ein mächtiger Telepath war, war nicht auf die enorme Gedankenkraft vorbereitet, die sie ausströmte.
Schau in meinen Geist, befahl er, aber nur, soweit es die Untermenschen betrifft.
Ich sehe es, dachte der Verstand hinter K’mell.
Erkennst du, was ich für die Untermenschen bedeute?
Jestocost hörte das Mädchen schwer atmen, als ihr Geist nur als Verbindungsbrücke für den seinen arbeitete. Er versuchte, ruhig zu bleiben, so daß er feststellen konnte, welcher Teil seines Geistes durchforscht wurde.
So weit, so gut, dachte er, und: Eine solche Intelligenz hier auf der Erde, und wir Lords wissen nichts von ihr.
Das Mädchen stieß ein kurzes, trockenes Lachen aus.
Entschuldigung, übermittelte Jestocost dem anderen Verstand. Mach weiter. Darf ich mehr von deinem Plan erfahren? dachte der seltsame Verstand.
Er ist noch nicht weiter ausgearbeitet.
Oh, sagte der fremde Verstand, du willst, daß ich die Denkarbeit für dich erledige. Kannst du mir den Schlüssel für die Bank und die Glocke aushändigen, die das Signal für die Vernichtung der Untermenschen geben soll.
Du kannst die Informationsschlüssel haben, wenn ich sie je bekommen sollte, dachte Jestocost, aber nicht die Kontrollschlüssel und auch nicht den Hauptschalter der Glocke.
Das ist fair genug, dachte der andere Geist. Aber was muß ich dafür bezahlen?
Du unterstützt mich in meiner Politik vor der Instrumentalität. Du sorgst dafür, daß die Untermenschen vernünftig bleiben, wenn du dazu in der Lage bist, und wenn die Zeit der Verhandlungen gekommen ist.
Du hältst Anstand und gutes Benehmen in allen weiteren Vereinbarungen aufrecht. Aber wie kann ich die Schlüssel bekommen? Wenn ich sie mir selbst merken müßte, dauerte das ein Jahr.
Laß sie das Mädchen einmal betrachten, dachte der fremde Geist, und ich werde hinter ihr stehen. Ist das fair?
Das ist fair, dachte Jestocost.
Trennen wir uns nun? dachte das Bewußtsein.
Aber wie können wir wieder in Verbindung miteinander
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