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TITAN 8

TITAN 8

Titel: TITAN 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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geschaffen und ihnen Fähigkeiten verliehen, die echte Menschen nicht besaßen (der Fünfzig-Meter-Springer, der Telepath, der in einem Umkreis von drei Kilometern Gedanken belauschen konnte, der Schildkrötenmann, der tausend Jahre an einem Notausgang wartete, der Stiermann, der ohne Lohn ein Tor bewachte), und die Wissenschaftler hatten auch vielen der Untermenschen einen menschlichen Körper geschenkt. So war es praktischer. Das menschliche Auge, die fünffingrige Hand, die menschliche Körpergröße – so war es einfacher für die Techniker. Indem die Wissenschaftler den Untermenschen menschliche Körperform und Körpergröße gaben, entzogen sie sich der Mühe, zwei oder drei oder ein Dutzend verschiedener Wohnungseinrichtungen und Werkzeuge zu entwerfen. Die menschliche Körperform war gut genug für sie alle.
    Aber sie hatten das menschliche Herz vergessen.
    Und jetzt hatte sie, K’mell, sich in einen Mann verliebt, in einen echten Menschen, der alt genug war, um der Großvater ihres Vaters sein zu können.
    Aber sie brachte ihm keine töchterlichen Gefühle entgegen. Sie erinnerte sich daran, daß sie mit ihrem Vater eine echte Kameradschaft verbunden hatte, eine hauptsächlich unschuldige Zuneigung, die wahrscheinlich darauf zurückzuführen war, daß er einer Katze mehr glich als sie. Zwischen ihnen bestand eine schmerzende Leere ewig unausgesprochener Worte. Es gab Dinge, die keiner von ihnen sagen konnte, die vielleicht sogar überhaupt nicht zur Sprache gebracht werden konnten. Sie waren sich so nahe, daß sie sich nicht näherkommen konnten. Das schuf eine enorme Distanz, die herzzerreißend war, über die man aber nicht reden konnte. Ihr Vater war tot, und nun gab es diesen echten Menschen mit all seiner Freundlichkeit…
    »Das ist es«, flüsterte sie für sich, »diese Freundlichkeit, die keiner der anderen Männer je einmal wirklich gezeigt hat, mit all dieser Tiefe, die meine armen Untermenschen nie erreichen können. Nicht, daß sie ihnen nicht liegt. Aber sie werden wie Schmutz geboren, wie Schmutz behandelt und wie Schmutz weggeworfen, wenn sie sterben. Wie kann ein Mann meines Volkes je eine solch echte Freundlichkeit entwickeln? Freundlichkeit haftet etwas Besonderes an, etwas Königliches. Sie zeichnet den Menschen wirklich aus. Und er trägt ganze Meere davon in sich. Und es ist so seltsam, so furchtbar seltsam, daß er nie einer menschlichen Frau seine Liebe geschenkt hat.«
    Sie hielt inne, kalt.
    Dann tröstete sie sich und flüsterte: »Falls er dies je getan haben sollte, ist es schon so lange her, daß es nichts mehr ändert. Er hat nun mich. Aber weiß er das auch?«
     
     
4
     
    Lord Jestocost wußte es und wußte es zugleich auch nicht. Er war es gewohnt, daß seine Leute sich loyal verhielten, da er sich in seiner täglichen Arbeit loyal und höflich gab. Er wußte sogar, was es bedeutete, wenn diese Treue zur Besessenheit wurde und physische Formen annahm, besonders bei den Frauen, Kindern und Untermenschen. Er hatte sich daran schon immer gemessen. Er spielte mit dem Gedanken, daß K’mell eine wundervolle, intelligente Frau war und daß sie als Girly-Girl, das als Gästebetreuerin bei der Polizei von Erdhafen arbeitete, gelernt haben mußte, ihre persönlichen Gefühle unter Kontrolle zu halten.
    »Wir sind in die falsche Zeit hineingeboren worden«, dachte er. »Ich habe die intelligenteste und schönste Frau getroffen, die ich je gesehen habe, und nun muß ich zuerst meinen Pflichten nachkommen. Aber diese Angelegenheit mit den Untermenschen ist zäh. Zäh. Wir müssen unsere Gefühle aus ihr heraushalten.«
    So dachte er, und vielleicht hatte er sogar recht.
    Wenn der Namenlose, an den er sich nicht zu erinnern wagte, einen Angriff auf die Glocke selbst befahl, so lohnte es sich, ihrer beider Leben dafür aufs Spiel zu setzen. Die Glocke war wichtig. Die Gerechtigkeit war wichtig. Und im besonderen war die Rückkehr der Menschheit zum Fortschritt wichtig. Er war nicht wichtig, denn er hatte schon das meiste seiner Arbeit erledigt. K’mell war nicht wichtig, denn nach ihrem Versagen würde sie ewig auf Untermenschen angewiesen bleiben. Die Glocke war wichtig.
    Der Preis für das, was er zu tun beabsichtigte, war hoch, aber die gesamte Arbeit konnte in wenigen Minuten erledigt sein, wenn sie an der Glocke selbst geschah.
    Natürlich war die Glocke keine bloße Glocke. Sie war ein dreidimensionaler Situationstisch von dreifacher Mannesgröße. Man hatte ihn ein Stockwerk

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