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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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zu haben, der einer Krönung der Arbeit vieler Generationen gleichkommt, einen Auftrag, von dessen Durchführung die Menschen bereits träumten, als noch keine Rakete die irdische Lufthülle durchstoßen hatte.
So wie einst Forscher unbekannte irdische Kontinente ergründeten und die weißen Flecke auf unserer Landkarte tilgten, so fliegen wir hinaus, um der Menschheit neues Wissen zu verschaffen, die heutigen Auffassungen von der Relativität der Zeit und der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Schwerkraft zu beweisen und um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Uns treibt nicht die Lust zum Abenteuer, nicht lebensverachtender Leichtsinn – uns treibt die Notwendigkeit, unser irdisches Blickfeld zu erweitern, treibt das Gesetz der menschlichen Entwicklung, das nur ein Vorwärts kennt.«
Er schwieg einen Augenblick. Das Schnurren der Filmkameras klang mit dem Rauschen der Fontänen zusammen. Verstohlenes Hüsteln und Stuhlrücken war zu hören. Fernsehkameras schwenkten, Pressefotografen liefen auf Zehenspitzen umher. Doch die Hörer im Saal nahmen es nicht wahr. Sie warteten, gebannt von Nasarows kühnen Gedanken, auf seine weiteren Worte, rückten – soweit sie Esperanto nicht verstanden – die kleinen Kopfhörer im Ohr zurecht, aus denen Nasarows Rede, in ihre Muttersprache übersetzt, wieder erklingen würde.
»Wir werden als erste Menschen unser Sonnensystem verlassen und unsere Sonne als fernes Lichtpünktchen sehen; wir, das heißt Angehörige aller im Staatenbund vereinten Völker – Europäer, Asiaten, Afrikaner, Weiße, Gelbe und Schwarze! Dieser Flug ist ein Triumph menschlichen Strebens, er ist gleichzeitig aber auch ein Symbol der Kraft gemeinsamer Anstrengungen einer in enger, uneigennütziger Freundschaft verbundenen Völkergemeinschaft.
Dieser Flug ist eins der größten Projekte der Menschheit überhaupt, er ist ein Ausdruck der Folgerichtigkeit unserer gesellschaftlichen Entwicklung, denn er wurde nur möglich durch das Beseitigen aller Schranken einer Gesellschaftsordnung, die durch private Profitinteressen diktiert wurde. Diese Entwicklung ist keineswegs abgeschlossen, hinter uns liegt erst die erste Etappe, nämlich die Vereinigung des überwiegenden Teiles der Menschheit zum Kampf um bessere Lebensverhältnisse auf der gesamten Erde durch das Ausnützen aller Möglichkeiten einer internationalen Wirtschaft, die durch keine Zollschranken gehemmt ist. Und wenn wir heute innerhalb des Staatenbundes, der drei Kontinente umfaßt, ein gemeinsames Energie- und Verkehrsnetz besitzen, so wissen wir, daß auch das nur ein kleiner Anfang der Veränderung des Gesichtes unserer Erde ist.
Vieles von dem, was Sie heute beginnen, werden wir bei unserer Rückkehr vollendet finden, vollendet von Ihren Urenkeln. Möglicherweise waren dann auch unsere Urenkel dabei!«
Im Saal wurde gelacht. Nasarow stutzte. Er hatte diese Andeutung nicht scherzhaft gemeint.
»Meine Damen und Herren, liebe Genossen!« begann er erneut, konzentriert und sachlich. »Wenn wir uns heute verabschieden, so gestatten Sie uns, der gesamten Menschheit eine Mahnung zu hinterlassen: Erlahmen Sie nie beim Bemühen, auch den letzten Schatten von der Erde zu verbannen, setzen Sie Ihre ganze Kraft dafür ein, daß jeder Kriegsfunke im Entstehen ausgetreten wird, daß auch die letzten militärischen Verbände ihre Waffen mit Maschinen vertauschen können, die nützliche Arbeit leisten, damit nicht das strahlende Bild regsamer Städte und blühender Felder, wie wir es bei unserer Rückkehr anzutreffen hoffen, durch die kahlen Trümmerfelder einer toten Erde verdrängt wird!« Nasarow wandte sich jetzt direkt zu den Fernsehkameras. »Achten Sie auf den überseeischen Kontinenten vor allem die friedliche Koexistenz und das Kernwaffenverbot!«
Er fuhr sich über die Stirn, als wollte er die düsteren Bilder hinwegwischen, die er heraufbeschworen hatte.
»Wir wünschen Ihnen allen Kraft und Erfolg für die großen Aufgaben der Zukunft und hoffen, daß es uns vergönnt ist, mit vollen Händen zurückzukehren und durch unseren Flug zur weiteren menschlichen Entwicklung beizutragen!«
Er schwieg und sann einen Augenblick seinen Worten nach. Spontan erhoben sich die Zurückbleibenden. Doch sie applaudierten nicht, sie ehrten die Scheidenden durch ergriffenes Schweigen. Und sie blieben stehen, als der Leiter des Zentrums Rak 8 das Podium bestieg, um so ihre Übereinstimmung mit seinen Abschiedsworten auszudrücken.
Nasarow nahm Platz und wandte sich an den

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