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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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mitzunehmen. Wir durften wohl als selbstverständlich voraussetzen, daß Sie gegen ihn nichts einzuwenden haben, da er sich auf Sie berief!«
»Wie war das? Er berief sich auf mich? Er will mit?« stammelte Nasarow verwirrt und legte achtlos den Hörer auf.
Das war ja unmöglich. Bevor Jansen das nicht selbst bestätigte, glaubte er kein Wort.
Wieder griff er zum Funksprecher.
»Bitte Weltraumstation X-10! Für Forschungszentrum: Rak 8, Professor Nasarow!«
»Teilnehmer ist besetzt. Wir rufen Sie an!«
Heute ging alles daneben! Was mochte nur Balas von ihm denken? Er war ja so unbeherrscht, ging hoch wie eine Atomrakete. Hatte die Erinnerung an Tamara ihn dermaßen aufgewühlt? Er mußte sich zur Ruhe zwingen, nur an seine Aufgabe denken.
Das Rufzeichen erklang.
»Hier X-10, Zentrale. Wen wünschen Sie zu sprechen?« sagte eine weiche Mädchenstimme. Die Sternenjungfrau! Sie war damals als erste Frau zur Weltraumstation geflogen und in kameradschaftlicher Anerkennung so getauft worden.
Unwillkürlich wurde Nasarow höflich.
»Bitte geben Sie mir Chefingenieur Jansen. Wenn er dienstfrei hat, dann holen Sie ihn ruhig auf meine Verantwortung aus dem Bett. Es ist dringend!«
»Ich bedauere. Genosse Jansen ist nicht mehr an Bord. Er ist zur Erde zurückversetzt.«
»Waas?« Nasarow schluckte. »Dann bitte Genossen Chi Pitschin!«
Es vergingen einige Minuten.
Eine hohe, singende Stimme ertönte.
»Guten Tag, Genosse Nasarow! Verzeihen Sie, gute Nacht muß es natürlich heißen – Sie sind ja jetzt auf der Schattenseite. Und entschuldigen Sie das Warten, ich bin gerade auf der Außenhaut der Station, um einen kleinen Meteortreffer zu besichtigen. Womit kann ich Sie erfreuen?«
»Sagen Sie, verehrter Freund, was ist mit Jansen los? Weshalb haben Sie ihn auf die Erde zurückversetzen lassen?«
»Ich hätte ihn nie versetzen lassen, er ging auf eigenen Wunsch – leider!«
»Wo kann ich ihn finden?«
»Bedauere, mein Lieber, ich weiß es nicht. Er sagte mir nur, daß er sich für eine Expedition vorbereite und vorläufig nicht erreichbar sei.«
Nach dem Gespräch saß Nasarow mit zusammengepreßten Lippen an seinem Schreibtisch.
Ein Gewirr von Stimmen, Gläserklingen und Besteckklappern lag über dem großen Saal des Klubhauses des Raketenforschungszentrums Rak 8.
Professor Nasarow trank genußvoll sein Sektglas leer, dann erhob er sich und bestieg elastisch das Podium. Auf dem Tritt stehend, damit seine kleine Gestalt das Rednerpult überragte, blickte er über den festlich geschmückten Saal.
Die vielen Blumen ließen vergessen, daß man sich in einer Wüste befand. Durch hohe Glaswände fielen breite Sonnenstrahlen in den Raum, von hauchdünnen, farbig getönten Vorhängen gedämpft. Um ein schillerndes Wasserspiel in der Mitte des Saales waren zwanglos weißgedeckte Tische gruppiert, überall trank man sich zu, plauderte oder winkte.
Im Saal ließen sich zwei Gruppen unterscheiden. Die eine setzte sich aus festlich gekleideten Männern und Frauen aller Hautfarben zusammen. Zwischen dunklen Anzügen, die sich je nach dem Alter der Männer meist nur im Schnitt unterschieden, leuchtete in unerschöpflicher Vielfalt die Farbenpracht zarter Sommerkleider. Die andere Gruppe bestand ausnahmslos aus jungen Männern zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahren. Ihre kräftigen, sportlichen Gestalten hoben sich besonders hervor, trugen sie doch graublaue Anzüge, auf deren rechte Brustseite eine geflügelte Rakete gestickt war. Darunter leuchtete in geschwungenen Goldbuchstaben das Wort »Kosmos«.
Als sie Nasarow bemerkten, verstummten sie und wandten sich ihm erwartungsvoll zu. Der Professor besaß einen hohen Ruf als Wissenschaftler, und sie waren erhoben durch das Bewußtsein, ihn in einer Abschiedsstunde zu hören, wie sie bisher noch kein Mensch erlebt hatte.
Nasarow blickte zur Wand, vor der sich über dem spiegelnden Hartglasparkett als bleibende Mahnung an die Einsatzbereitschaft der Raumfahrtpioniere ein Modell der ersten bemannten Raumrakete erhob, lauschte einen Augenblick auf das Rauschen der Fontänen, das nun wieder zu hören war, packte mit beiden Händen die Pultplatte und beugte sich ein wenig vor.
»Meine verehrten Damen und Herren! Teure Genossen! Wir haben uns heute versammelt, um voneinander Abschied zu nehmen – Abschied für immer! Doch in diesen Worten liegt keine Trauer, selbst wenn wir alles zurücklassen, was uns lieb und teuer ist. In diesen Worten liegt Stolz! Der Stolz darauf, einen Auftrag erhalten

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