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Tod an der Ruhr

Tod an der Ruhr

Titel: Tod an der Ruhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kersken
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diesem Sonntagabend noch an, nicht wahr?«
    Margarete stand starr vor dem Fenster und schwieg.
    »Außerdem lag die Tabakspfeife neben der Pfütze«, fuhr Grottkamp fort. »Dahin hatten die Frau Huckes und die beiden jungen Arbeiter den Terfurth gerollt, nachdem sie ihn gefunden hatten. Und als wir den Toten später hochhoben, kam die Pfeife unter seinem Körper zum Vorschein. Hättest du dich über den sterbenden Hammerschmied gebeugt und dabei die Pfeife verloren, dann hätte sie doch wohl in der Pfütze liegen müssen. Nein, Grete Sander, die Tabakspfeife ist aus deiner Schürze gefallen, als du den Terfurth von der Straße in die Wasserlache gezerrt hast.«
    Während er sprach, stand Grottkamp ebenso unbeweglich da, wie Margarete Sander. Er lehnte immer noch an der Kommode, hielt immer noch die Arme vor der Brust verschränkt und betrachtete die Schankmagd unentwegt, gerade so, als wolle er von ihrem schmalen Rücken ablesen, welche Wirkung seine Worte auf sie hatten.
    »Eins war beim Küppken genau so wie beim Terfurth«, sagte er nachdenklich. »Ganz unerwartet kam sie, die Gelegenheit für deine Rache. Du brauchtest sie nur noch beim Schopfe zu packen. Am Sonntag beim Hagelkreuz war es der Stein, der auf einmal neben dem hilflos betrunkenen Hammerschmied lag. Und am Freitag war es dann Küppkens plötzliche Magenerkrankung, die wahrscheinlich genau das war, was er selbst vermutete: eine Folge seiner unmäßigen Sauferei am Vorabend. Jedenfalls fühlte er sich so elendig, dass er beinahe den ganzen Tag im Bett blieb, außer wenn’s ihn zwischendurch zu den Aborten trieb.
    Dir war klar, dass in diesen Zeiten jeder denken würde, der Küppken wäre an der Cholera gestorben, wenn es jetzt mit ihm zu Ende ging. Also bist du zu deiner Ziehmutter gelaufen und hast dir von ihr ein Giftkraut erbeten, um den Klumpenwirt ins Jenseits zu befördern. Und die Anna, die alte Hexe, die hatte da genau das Passende: ein Kräutchen, das vor dem Tode noch zu Erbrechen und Durchfällen führt, gerade so wie die Cholera.«
    »Nein«, sagte Margarete Sander laut und schüttelte heftig den Kopf, ohne sich zu Grottkamp umzuwenden. »Die alte Anna weiß nichts von alledem. Das Kästchen unten in der Truhe, das mit der giftigen Wolfswurz, das gab’s schon, als ich noch ein Kind war. Ab und zu hat die Anna seinen Inhalt durch frisch getrocknetes Kraut und durch junge Knollen ersetzt. Dabei hat sie mich immer wieder vor dem Gift der Pflanze gewarnt und mir in allen Einzelheiten beschrieben, wie elendig ein Mensch zugrunde geht, wenn er nur ein Blatt davon zu sich nimmt. Kürzlich hörte ich dann, wie sich ein paar Gäste hier im Wirtshaus über das Sterben der Cholerakranken unterhielten. Da hab ich mich an das erinnert, was die Anna über die Wolfswurz erzählt hatte. Ich hab mir heimlich ein Blatt aus dem Kästchen genommen und auf eine Gelegenheit gewartet, es dem Küppken unters Essen zu mischen.«
    »Und am Freitag war sie da, die Gelegenheit«, sagte Grottkamp leise. »Dem Küppken ging es den ganzen Tag über schlecht. Am Abend bekam er ein wenig Appetit, und da hast du ihm eine vergiftete Mahlzeit zubereitet. Als er gegessen hatte und mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück in seine Kammer geschlichen war, hattest du leichtes Spiel. Du hast ab und zu nach ihm gesehen und unten in der Schankstube verbreitet, Küppken habe heftige Durchfälle und müsse sich andauernd übergeben, gerade so, wie du es von den Cholerakranken wusstest. Das hast du auch noch erzählt, nachdem der Küppken elendig verreckt war, als er schon längst tot in seiner Kammer lag. War es nicht so?«
    Margarete Sander antwortete nicht.
    »Als Maria Schneider den Heildiener holen wollte, hast du behauptet, das hätte der Klumpenwirt untersagt. Dass die Maria nach ihm sehen würde, brauchtest du nicht zu befürchten. Sie dachte, er würde lieber von dir umhegt, weil sie von deinem Verhältnis mit Küppken wusste. Wahrscheinlich war sie auch ganz froh, dass sie sich das Elend nicht ansehen musste. Und außerdem hatte sie Angst vor der Cholera. Erst am nächsten Morgen hast du sie gebeten, zusammen mit dir nach dem Wirt zu sehen. Da lag er tot im Bett, und alles sah danach aus, als hätte die Cholera ihn dahingerafft. Sogar der Heildiener hat das zunächst geglaubt.«
    Grottkamp schwieg eine Weile nachdenklich.
    »Heute erst ist Möllenbeck drauf gekommen«, sagte er dann, »dass der Klumpenwirt an einer Vergiftung gestorben sein könnte. Und als wir bei der alten

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