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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Blumen auf dem Moos ihres Bürofensterbretts entstehen ließ, dachte sie: ›Ich muß wirklich mal mein Buch schreiben. Ein Buch über Menschen, wie sie wirklich sind. Weder verachtenswert noch ehrenhaft, da keiner dieser Begriffe zutrifft…‹ Sie zeichnete Muster auf ihr Notizquadrat. ›Auch nicht verworfen oder würdevoll, da es sich hier um irrelevante Vorstellungen handelt. Der Mensch ist bloß Chemie, ein Bündel von Neuronen, jedes Bündel mit einem internen Kommunikationssystem ausgestattet, das sich im Laufe der Jahrtausende des Lebens aus Gründen aufgebaut hat, die größtenteils seit langem überholt sind, dazu willkürlich unterbrochen durch die Unvollkommenheiten des Vererbungsprozesses.‹ Sie löschte ihre Notizen und machte sich an andere Muster. ›Mein Buch wird die einzige Wahrheit enthalten – daß es nämlich keine Wahrheit gibt –, und es wird mich berühmt machen. Ich werde es wohl im Krankenhaus schreiben und womöglich die letzten Kapitel im Sterben diktieren.‹
    Sie arbeitete in der Romanzenabteilung von Computabuch. Die Firma umschloß sie wie ein Kokon, hielt sie warm. Wenn sie jemals die literarischen Magazine studiert hätte, wäre ihr bekannt gewesen, daß solche Romane jede Woche publiziert, mikrogefilmt und fortgestellt wurden.
    Dienstag früh jedoch mußte natürlich Peter kommen und den subtilen Sicherungsmechanismus zerstören, den sie um das empfindliche Thema von Dr. Masons Termin errichtet hatte.
    »Abmarsch um zehn«, sagte er. »Oder haben Sie das vergessen?«
    Sie hörte ihn nicht. Nachdem Ethel Pargeter hinter ihr lag, war sie im Titelstadium der neuen Celia Wentworth, und sie hörte seine Worte nicht. Sie hatte Barbara sechs Durchläufe abverlangt und war noch immer nicht zufrieden. Unfähig zur Ungeduld, beschäftigte sich Barbara eben mit der siebenten Version.
    »Abmarsch um zehn Uhr«, sagte Peter. »Sie haben doch in Ihren Kalender geschaut?«
    Aus irgendeinem Grunde hatte sie die Kalenderblätter seit dem letzten Freitag nicht mehr umgeschlagen. Barbara tickte und steckte eine kleine, höflich blaue Zunge heraus. Ein Schlag für die Königin, las Katherine. Sie zerdrückte das kleine, blaue Stück Papier und warf es fort, griff dann nach ihrem Notizquadrat. Es mußte an ihr liegen, daß Barbara den Epilepsie-Bezug nicht erwischt hatte – sie mußte die Quer-Assoziationen in der Wortbank prüfen. Abgesehen davon war der Titel nicht schlecht. Ein Schlag für die Königin. Hübsch.
    »Mason, halb elf.« Peter hatte sich über den Tisch gebeugt und für sie die Kalenderblätter umgelegt. »Also Abmarsch um zehn. Sie wollen doch nicht zu spät kommen, meine Liebe.«
    Da konnte sie nun wütend auf ihn sein, und dann konnte sie gehen, völlig unvorbereitet, erschüttert – sogar entsetzt – über die Intensität ihres Zorns, und Schutz suchen im logistischen Elend der Fahrt – wieviel Zeit des Stadtlebens ging mit dem ermüdenden Prozeß verloren, von einem unschönen Ort zum anderen zu gelangen? –, konnte, ohne innezuhalten, zu ihrer Verabredung mit Dr. Mason gehen, in sein Behandlungszimmer in der vierten Etage des Medizinalzentrums. Das Ereignis konnte unbemerkt herannahen. Was wahrscheinlich die beste Methode war, es zu ertragen.
    Nicht, daß es wirklich darauf ankam, überlegte sie, während sie auf den letzten Anschluß wartete. Es war eigentlich lächerlich, sich solche Mühe zu machen wegen einer Verabredung, die einzig und allein das Ergebnis eines verwaltungstechnischen Irrtums war.
    Dann konnte sie wieder zornig werden, als ihr am Empfang gesagt wurde, daß Dr. Mason heute nicht in seinem gewohnten Behandlungszimmer sitze, als sie statt dessen in ein Zimmer im sechsten Stockwerk geschickt wurde. Herumgeschoben wie ein Paket. Und sein neues Zimmer, als sie es schließlich erreichte, war unschön. Wie sie sich hätte denken können. Es hatte einen senffarbenen Teppich, der beruhigen sollte, teure, teakfurnierte Möbel und einen Spiegel an einer Wand, ganz und gar nicht wie ein Behandlungsraum. Sie erhaschte einen Blick auf eine Frau in dem Spiegel und fand es schwierig, das Bild mit ihren lebhaften Vorstellungen von sich selbst in Verbindung zu bringen.
    Verkniffen, ganz aus Ellenbogen bestehend. Sah sie in den Augen der anderen wirklich so aus?
     
    Sie werden sich erinnern, daß ich einen Tick mit Menschen hatte, die nur real erschienen, wenn sie kontinuierlich waren. Anders formuliert – daß aufgezeichnete Schnipsel, aus dem Zusammenhang gerissen,

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