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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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daß er die Spur zu Brandys Grab verwischte, indem er eine Verwechslung in der Leichenhalle eines Tierfriedhofs veranlaßte. Einen solchen Dämon konnte man nicht ernst nehmen.
    Wie und weshalb hatte er das so ernst genommen? War Grace Spiveys religiöser Wahnsinn wie eine ansteckende Krankheit gewesen? Hatte er sich selbst mit dem Ende-derWelt-Fieber infiziert.
    Sein Lachen hatte eine befreiende Wirkung, und als er schließlich lange genug gelacht hatte, fühlte er sich besser als seit vielen Wochen.
    Er benutzte seine Schaufel dazu, den toten Hund und den Segeltuchsack wieder ins Grab zu schieben. Dann warf er den Sargdeckel darauf, schaufelte die Grube voll Erde, stampfte sie fest, wischte die Schaufel im Gras ab und kehrte zu seinem Wagen zurück.
    Er hatte das nicht gefunden, was er erwartet hatte, und vielleicht hatte er nicht einmal die Wahrheit gefunden, aber er hatte mehr oder weniger das gefunden, was er zu finden gehofft hatte — einen Ausweg, eine akzeptable Antwort, etwas, womit er leben konnte, Absolution.
    Anfang Mai war das Wetter in Las Vegas angenehm; die brütende Sommerhitze stand noch bevor, aber die kühlen Winternächte hatten sich für ein Jahr verabschiedet. Die warme trockene Luft blies die letzten Erinnerungen an die alptraumhafte Jagd in den Sierras davon.
    Am ersten Mittwochmorgen des Monats sollten Charlie und Christine in der grandios kitschigen, unglaublich geschmacklosen Hochzeitskapelle neben einem Casino getraut werden, was sie beide ungeheuer amüsierte. Sie sahen ihre Hochzeit nicht als einen würdigen Anlaß, sondern als den Anfang eines vergnügten Abenteuers, das am besten mit Gelächter begann und nicht mit Prunk und Zeremoniell. Außerdem hatten sie es, nachdem sie sich einmal dazu entschlossen hatten zu heiraten, ungeheuer eilig, es hinter sich zu bringen, und kein anderer Ort außer Las Vegas mit seinen liberalen Heiratsgesetzen paßte in ihren Terminkalender.
    Sie kamen am Abend zuvor in Las Vegas an und nahmen sich eine kleine Suite im Bally's Grand, und binnen weniger Stunden schien die Stadt ihnen Omen zu senden, die auf eine glückliche gemeinsame Zukunft deuteten. Auf dem Weg zum Abendessen steckte Christine vier Quarters in einen Spielautomaten und gewann — obwohl es das erste Mal war, daß sie an einem Automaten gespielt hatte — den Hauptpreis von tausend Dollar. Später spielten sie ein we nig Black Jack und gewannen noch einmal fast je tausend Dollar. Am Morgen, als sie nach einem grandiosen Frühstück den Coffeeshop verließen, fand Joey einen Silberdollar, den jemand verloren hatte, und in seinen Augen übertraf sein Glück das seiner Mutter und Charlies bei weitem: »Ein ganzer Dollar!«
    Sie hatten Joey mitgenommen, weil Christine es nicht übers Herz brachte, ihn alleine zu lassen. Das, was sie in der jüngsten Vergangenheit durchgemacht hatte, lastete immer noch schwer auf ihr, und wenn der Junge, den sie beinahe verloren hätten, mehr als ein oder zwei Stunden außer Reichweite war, wurde sie nervös. »Mit der Zeit werde ich das etwas entspannter sehen«, hatte sie zu Charlie gesagt. »Aber jetzt noch nicht. Mit der Zeit werden wir alleine weggehen können, nur wir beide. Wir können Joey dann bei Val lassen. Das verspreche ich. Aber jetzt noch nicht. Noch nicht ganz. Wenn du mich also heiraten wirst, dann wirst du meinen Sohn mit in die Flitterwochen nehmen müssen. Ist dir das romantisch genug?«
    Charlie machte es nichts aus. Er mochte den Jungen. Joey war ein guter Weggefährte, wohlerzogen, wißbegierig, intelligent und liebenswürdig.
    Joey machte den Trauzeugen und war von der Rolle, die er spielen durfte, entzückt. Er bewachte den Ring mit feierlich strenger Miene und gab ihn im richtigen Augenblick Charlie; er tat das mit einem so breiten und warmen Grinsen, daß zu befürchten war, das Gold, in das der Diamant gefaßt war, könnte schmelzen.
    Als alles amtlich war, als sie die Kapelle zu den Tonbandklängen von Wayne Newton, der >Joy to the World< sang, verließen, beschlossen sie, auf die Gratislimousine zu verzichten und zu Fuß zum Hotel zurückzugehen. Es war ein warmer, blauer, klarer Tag, sah man von ein paar verstreuten weißen Wolken ab, und all der Rummel des Las Vegas Boulevard konnte dem keinen Abbruch tun.
    »Was ist mit dem Hochzeitsessen?« fragte Joey.
     
    »Du hast doch erst vor zwei Stunden gefrühstückt«, sagte Charlie.
    »Ich bin ein heranwachsender Junge.«
    »Stimmt.«
    »Was hättest du denn gerne als

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