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Todesfessel - Franken-Krimi

Todesfessel - Franken-Krimi

Titel: Todesfessel - Franken-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Backert
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geladen zum Staatsempfang im Schloss Ehrenburg morgen um achtzehn Uhr! Anschließend defilieren wir mit der ganzen Gesellschaft zu Fuß über den Schlossplatz in die große Premiere!« Er rieb sich die Hände. »Ich geb Ihnen jetzt Ihre zwei Karten … hier, machen Sie damit, was Sie wollen; ich bin sicher, Sie finden eine elegante Lösung!«

Samstag
    18:00 Uhr – Coburg, Schloss Ehrenburg
    Der Schlossplatz war herausgeputzt mit nagelneuen bunten Fahnen vor Theater, Arkaden und dem Schloss. Mit Genugtuung registrierte Charly zwischen Schwarz-Rot-Gold, Weiß-Blau und dem Coburger Schwarz-Gelb auch den rotweißen fränkischen Rechen. An der Studiobühne Reithalle warb ein großes Transparent
    »mundus.vult.decipi.
    modernes tanztheater von nora henderson
    ab 11. oktober«
    So weit reicht auch mein Schul-Latein noch, dachte Charly: Mundus vult decipi – die Welt will betrogen sein.
    Er hielt auf den Ehrenhof des Schlosses zu, in dem die schweren dunklen 7er BMW und Audi A8 mit ihren Dienstkennzeichen parkten: BYL 3-1, der Ministerpräsident. BYL 4-1, der Innenminister. BYL 4-2, das musste Vöhringer sein. Ein einsamer Chauffeur, die halb gerauchte Zigarette in den Mundwinkel geklemmt, zog sich neben der offenen Fahrertür gerade ein dunkles Jackett über. Aus dem Autoradio drang eine bekannte Stimme – Bosko Djukic. Überrascht blieb Charly stehen.
    »… wir Sportler wollen ein Zeichen setzen: gegen die Gewalt an Mädchen und Frauen! Helfen Sie mit, besuchen Sie unser Benefizspiel für die Frauenhäuser in Bamberg und Coburg …«, schmachtete der Serbe mit unverwechselbarem Klitschko-Timbre.
    Mundus vult decipi. Das Leben ging weiter, als ob nichts geschehen wäre.
    Die Zugangskontrolle: Als Anzugträger getarnt, der unvermeidlich stählerne Blick blieb indigniert auf Charlys Schulterklappe hängen.
    »Stört mich auch, Kollege«, sagte Charly freundlich. »Nur ein Stern – aber bei mir steht der für die SOKO -Leitung.«
    Sein Gegenüber murmelte, leicht irritiert, etwas Unverständliches, hakte ihn auf der Gästeliste ab und gab den Weg frei in das Gewimmel und Gewusel aus Anzügen und Abendroben aller farblichen Schattierungen.
    Knärzende schwarze Lackschuhe neben turmhohen Damenabsätzen, glitzernder Schmuck an Hals und Ohren, perfekt sitzende, hie und da regelrecht festbetonierte Frisurkreationen. Dezente Parfümaromen kamen, gingen, wiederholten und vermischten sich.
    Urplötzlich ein Stich in Charlys Magengrube: Direkt vor ihm ein platinblonder Hinterkopf, Aron zum Verwechseln ähnlich … nein, es war die Gattin eines bekannten Coburger Unternehmers … auch sie stand letzte Woche noch auf der Gästeliste von »Victors Atelierfest«, heute präsentierte sie ihr stolzes Dekolleté im staatstragend-seriösen Rahmen …
    »Möchten Sie etwas trinken?«, strahlte ihn eine junge Liza Minelli mit ihrem Sekttablett an.
    »Kristallweizen? Nein? Kleines Pils? Auch nicht … Na, dann nehme ich den Orangensaft, danke …«
    Nora Henderson – hochgeschlossen, schwarz, aufrechter denn je, beim Kamerateam des Studio Franken des Bayerischen Fernsehens. Neugierig spitzte Charly die Ohren.
    »… Ann-Sophie hat Schlimmes durchlitten, aber sie hat es überstanden. Einem Talent wie ihr wird das unglaubliche Kraft und Stärke verleihen. Wenn sie diese Erfahrung in München richtig verarbeitet, wird sie zur Weltklasse aufsteigen, davon bin ich fest überzeugt!«
    Angewidert drehte Charly ab. Leichte Unruhe plötzlich bei den Sicherheitsbeamten im Saal, verstohlene Griffe an den kleinen Knopf im Ohr. Der große Zampano konnte nicht mehr weit sein … Durch die Glasscheibe der Saaltür sah er ihn mit telegenem Lächeln heranschreiten, den größten Schaumschläger seit Erfindung des Cappuccinos, dachte Charly belustigt.
    Die Gattin am Arm, im Gefolge Innenminister Zirngibl und Ritters Studienfreund, Staatssekretär Gerd Vöhringer; ein kurzer Zwischenstopp, tatsächlich, Shakehands mit Frank Ritter und sogar dem eilfertig umherscharwenzelnden Heinz-Uwe Löhlein.
    »… selbstverständlich, Herr Ministerpräsident … Herr Doktor … mit großer Freude, Herr Ministerpräsident …«
    »Und so freut es mich ganz besonders, liebe Frau Henderson, dass ich als Ministerpräsident diesen Staatsempfang heute nutzen darf, um meiner angenehmsten Amtspflicht nachzukommen – mich zu bedanken! Bei Ihnen, liebe Frau Henderson, für Ihre jahrzehntelangen herausragenden Verdienste um die Kunst des Balletttanzes in Coburg, in München, hier

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