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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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6. September 2008, 6.25 Uhr
    M üde stapfte Julia Durant die hölzernen Treppenstufen hinauf. Ihr freies Wochenende hatte sie sich weiß Gott anders vorgestellt, als morgens um halb sieben einen Tatort aufzusuchen. Andererseits hatte sie zu dieser Tageszeit keine Viertelstunde gebraucht, um Frankfurt von ihrer neuen Wohnung am Holzhausenpark in Richtung Fechenheim zu durchqueren. Die WG, zu der man sie gerufen hatte, lag in einem Altbau, der sich außen kaum von den anderen Häusern des Viertels unterschied: ein weiß getünchtes Backsteinhaus, zwei Etagen, mit einer klobigen Gaube, die aus dem schwarzen Ziegeldach hervorragte. Die Hausbesitzer gehörten zur oberen Mittelschicht und vermieteten, seit ihre Kinder ausgezogen waren, die obere Etage an Studenten. Am Ende der Treppe angekommen, verschnaufte Durant. »Jaja, die Raucherlunge«, hörte sie einen ihr unbekannten Kollegen sagen, der an ihr vorbeihuschte und nach unten verschwand. Idiot, dachte sie, ihr habt ja keine Ahnung.
    Nach ihrer Entführung im vergangenen Juni hatte Julia Durant einen Zusammenbruch erlitten und vier Tage in den Main-Taunus-Kliniken Bad Soden verbracht. Auf Anraten der Ärzte sowie das Drängen ihres Vaters und ihrer besten Freundin Susanne hatte sie nach der Entlassung umgehend ihre lange geplante Reise nach Südfrankreich angetreten. Schon nach wenigen Tagen war jedoch klar gewesen, dass es mit einem einfachen Urlaub nicht getan war. Julia Durant war ausgebrannt.
    »Ich würde sie gerne für ein paar Monate bei mir behalten«, hatte sie Susanne mit sorgenvoller Stimme zu ihrem Vater sagen hören.
    »Ja, das wäre gut«, hatte dieser zugestimmt. »Sie braucht dringend eine Auszeit, sonst geht sie daran kaputt.«
    Es kostete nur zwei Anrufe, einen bei der Krankenkasse und einen bei ihrem Vorgesetzten Berger, und alles war genehmigt: ein Jahr unbezahlte Freistellung, beginnend nach ihrem regulären Urlaub zuzüglich Überstunden und Resttagen, also alles in allem gut dreihundertneunzig Tage. Doch damit alleine war Durant noch nicht geholfen gewesen. Es hatte Wochen gebraucht, bis sie bereit war, sich auf eine Therapie einzulassen, und Monate, um dort das Geschehene zu verarbeiten. Ohne ihre Freundin Susanne hätte sie das alles niemals durchgestanden. Doch nun war Julia wieder zurück, seit vier Wochen im Dienst, und musste langsam wieder alleine klarkommen.
    Raucherlunge, dachte sie verächtlich, wenn es doch nur das wäre. Sie war von einem Arzt zum nächsten gerannt, hatte EKG, UKG und EEG über sich ergehen lassen und so viele Blutproben gegeben, dass sie sich wie eine Kuh beim Melken vorgekommen war. Nichts. Keine organische Disposition.
    »Tout est bien, Madame Durant«, hatte man ihr stets versichert, »Sie sind kerngesund.«
    Warum fühle ich mich dann manchmal wie eine Achtzigjährige, verdammt? Es war zum Verzweifeln.
    »Hallo, Julia«, erklang plötzlich die vertraute Stimme von Frank Hellmer und holte sie zurück aus ihren trüben Gedanken. »Ich wusste gar nicht, dass du schon wieder Bereitschaftsdienst machst.«
    »Hallo, Frank.« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Ist mein erster heute.«
    »Und dann gleich in die Vollen, wie? Stehst du schon lange hier?«
    »Gerade angekommen«, flunkerte sie. »Was liegt denn an?«
    »Willst du das wirklich wissen?«, seufzte Hellmer. Durant begriff auf Anhieb, welche Frage ihr Kollege damit eigentlich hatte stellen wollen.
    »Ach komm schon, Frank«, forderte sie, »ich bin dafür bereit, glaub mir. Irgendwann muss ich ja wieder anfangen, oder? Also los!«
    Stirnrunzelnd nickte Hellmer und ließ den Blick über seine Notizen fliegen, bevor er mit dem Bericht begann.
    »Jennifer Mason, einundzwanzig, Kanadierin. Wohnt hier mit zwei anderen Studentinnen und ist schon das zweite Semester in Frankfurt. Also etwa seit Januar, Februar, so genau wissen wir das noch nicht. Die Vermieter sind im Ausland, gestern Abend gab es hier eine Gartenparty. Fing wohl alles ganz harmlos an, es gab auch keine Klagen der Nachbarn, und es waren maximal sechs bis acht Personen. Dafür haben sie eine Menge konsumiert, es liegt Ecstasy herum, wir fanden einige Joints und Spuren von Kokain. Es gibt reichlich leere Flaschen, hauptsächlich Wodka und andere harte Sachen. Irgendwann muss die Party einen katastrophalen Verlauf genommen haben, denn wir fanden die Mason nackt auf ihrem Bett, übel zugerichtet und allem Anschein nach vergewaltigt. Laut der Spurensicherung leuchtet das Laken im UV–Licht wie ein

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