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Todesmelodie

Todesmelodie

Titel: Todesmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Irrtum aufgeklärt, denn er war in solchen Dingen immer sehr empfindlich und wäre vor Scham gestorben.
    Im nachhinein verstand Sharon nicht recht, warum Ann den Ring nach Jerrys Tod nicht zerstört hatte.
    Sie hatte ihn nicht weit von dem Ort gefunden, wo sie die Leiche entdeckt hatte, am Nordufer, wo früher einmal die Brücke gewesen war.
    Während sie auf den Hubschrauber gewartet hatten, hatte Sharon sich damit abzulenken versucht, daß sie sich am Ufer ein wenig umsah. Es hatte sie überrascht, zu sehen, daß die Haltetaue der Brücke mit einem Messer durchtrennt worden waren. Sharon hielt das für wichtig, weil Ann, um zu ihrem Fluchtwagen zu kommen, die Brücke hatte überqueren müssen. Sie hielt es für unwahrscheinlich, daß die Freundin von Chads Höhle gewußt haben könnte.
    All das sprach dafür, daß Paul die Taue der Brücke vor ihrem Ausflug durchtrennt hatte, damit er Ann an dieser Stelle erwischen und töten konnte. Diese Theorie hatte Sharon eigentlich mit Chad besprechen wollen, aber dazu war es nicht mehr gekommen.
    Sharon wußte nicht, warum Ann den Ring schließlich abgenommen hatte; es war unwahrscheinlich, daß sie ihn während des Kampfes mit Paul verloren hatte – aber Sharon war jedenfalls froh gewesen, ihn zu finden, denn er ließ schöne Erinnerungen wieder aufsteigen. Auf keinen Fall wollte sie ihn einem sadistischen Polizistentypen aushändigen, der ihn mit Sicherheit in einem möglichen Prozeß gegen sie verwandte.
    »Laß mich den Ring sehen!« forderte Artso.
    »Nein«, erwiderte Sharon.
    »Woher hast du ihn?« fragte der Lieutenant.
    Chad erklärte seufzend: »Er hat Ann gehört.«
    »Dann hast du ihn von ihrem Finger gestohlen?« fragte Artso erstaunt. »Das ist ja ekelhaft!«
    »Sie sind ekelhaft!« meinte Sharon kühl.
    Artso streckte seine mächtige Pranke aus. »Gib ihn sofort heraus – er ist ein Beweisstück!«
    Chad berührte Sharon sanft an der Schulter. »Tu lieber, was er sagt; wir bekommen ihn ja später zurück!«
    Eine Träne löste sich aus Sharons Augenwinkel und lief ihr über die Wange, als sie Artso den Ring hinhielt. »Das war mein Geschenk zu ihrem sechzehnten Geburtstag – und ich habe ihn ihr nicht vom Finger gestohlen, das sollten Sie nicht sagen!«
    »Natürlich, natürlich«, meinte Artso ironisch und ließ den Ring in seiner Tasche verschwinden. »Und natürlich drückst du jetzt auf die Tränendrüse.« Er wandte sich zu Chad um. »Ich würde vorsichtig sein, Bürschchen, wenn du wirklich zusammen mit diesem kleinen Biest im Park übernachten willst. In ihrer Akte steht nichts Gutes darüber, was sie alles anstellt, wenn sie mit Leuten allein ist. Ich hätte kein gutes Gefühl dabei!«
    Chad fragte nur gelangweilt: »Können wir jetzt gehen?«
    Der Lieutenant hatte keinen Grund, sie länger festzuhalten. Er stieg in den Helikopter zu den anderen beiden Beamten und der Leiche, und sie hoben augenblicklich ab.
    Wieder rollte eine Träne über Sharons Wange, als der Hubschrauber langsam außer Sicht glitt.
    »Ciao, Ann«, sagte sie leise.
    Chad hatte genug – er schlug vor, zum Wagen zurückzulaufen und nach Hause zu fahren. Die Umstände von Anns Tod schienen geklärt: Um Anns Kopf gewickelt hatte man ein orangefarbenes Handtuch gefunden, das aus einem drittklassigen Hotel in San Diego stammte, so daß mehr und mehr Beweise für Paul als ihren Mörder sprachen.
    Die Entdeckung der Leiche schien Chad all seine Kräfte geraubt zu haben, und Sharon hatte ein schlechtes Gewissen, als sie trotzdem darauf bestand, sich weiter umzusehen und auf die Klippe zu steigen, auf der sie damals ihr Lager aufgeschlagen hatten. Sie wußte, daß es egoistisch war, aber sie wollte mit eigenen Augen das Loch in der Felswand sehen, das den Metallhaken und Anns Seil gehalten hatte.
    Ihr wurde klar, daß sie sich selbst von der Richtigkeit von Johns Theorie überzeugen mußte. Chad gab schließlich zögernd nach.
    »Es wird schon fast dunkel sein, wenn wir oben ankommen«, sagte er. »Wir müssen die Nacht auf der Klippe verbringen.«
    »Das macht mir nichts aus«, erklärte Sharon.

 
    13. Kapitel
     
     
     
    Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang erreichten sie das Felsplateau oben auf der Klippe. Sharon war ziemlich erschöpft, denn ihre Runden in der engen Zelle hatten sie nicht gerade in Topform gehalten! Auf den letzten Kilometern mußte Chad ihr sogar den Rucksack abnehmen, denn der Aufstieg war sehr steil, und Sharon keuchte vor Anstrengung.
    Der Ausblick von oben

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