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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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beschränkte sich auf einen emotionslosen Gesichtsausdruck.
    Gerhard Reisig schüttelte den Kopf. »Das … aber das kann nicht sein … Als ich dort weggefahren bin, war sie noch am Leben! Sie war außer sich, sie hatte Verfärbungen am Hals und röchelte ein bisschen, aber sie lebte! Sie hat mich doch noch aus dem Zimmer gejagt. Irgendein anderer Freier nach mir muss der Nutte die Luft abgedreht haben!«
    Jennifer behielt den ungerührten Blick bei, obwohl in ihrem Kopf die Gedanken ziemlich in Aufruhr gerieten. Er hatte etwas verbrochen, keine Frage. Doch es hörte sich nicht nach etwas an, das den Verdacht untermauerte, er könnte der »Künstler« sein.
    Spielte er mit ihnen? Der Mann, den sie suchten, war nach Expertenmeinungen hochintelligent. Er konnte versuchen, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, indem er ihnen ein anderes Verbrechen gestand, um sie zu beschäftigen.
    In Gedanken ging sie die Meldungen der letzten Tage und Wochen durch. Keine erwürgte Frau. Keine entsprechende Anzeige wegen Körperverletzung. Keine Meldung aus dem Bordell oder von einer Prostituierten.
    Von welcher Frau er auch sprach, sie mussten davon ausgehen, dass sie noch am Leben war.
    Jennifer wollte ihre Karten jedoch keinesfalls schon auf den Tisch legen. »Wir haben Beweise, die Sie mit dem Tatort in Verbindung bringen.«
    »Mit dem ›Palace‹ lässt sich die halbe Stadt in Verbindung bringen«, erwiderte er mit einer Mischung aus Verzweiflung und Trotz.
    Bingo! Sie hatte ihm eine wichtige Information entlockt. Es war ein guter Zeitpunkt, ihn reden zu lassen.
    »Sie kommen zu mir, nur weil ich vor fünfzehn Jahren diesen beschissenen Fehler gemacht habe?!« Seine Wut brach jetzt erneut hervor, und er richtete sich wieder auf. »Ich habe die Nutte nicht umgebracht!«
    »Niemand hat gesagt, dass sie tot ist.«
    Verwirrung trat auf sein Gesicht. »Verarschen Sie mich nicht! Was soll der Mist?! Ist sie jetzt tot, oder hat sie mich angezeigt?! Verdammtes Flittchen!«
    »Vielleicht haben Sie ja diese Frau nicht umgebracht, aber möglicherweise eine andere … Vielleicht sogar mehr als nur eine.«
    Seine Gesichtszüge machten mehrere Veränderungen durch, bevor er puterrot anlief. Seine Stimme wurde zu einem verzerrten Kreischen. »Sind Sie irre?! Ich habe diese verdammte Nutte geprellt, sie ist ausgerastet, ich habe sie zur Raison gebracht, es ist etwas hässlich geworden … darum bin ich abgehauen, als Sie bei mir im Laden standen!«
    Jennifer zuckte nur die Schultern.
    »Deshalb sind Sie zu mir gekommen? Wegen dieser toten Frauen?! Das hängen Sie mir nicht an! Glauben Sie bloß nicht … «
    »Niemand will Ihnen irgendetwas anhängen«, unterbrach ihn Jennifer kühl, dann verzog sie die Mundwinkel zu einem sanften Lächeln. »Dass aus dem Vorhaben, Ihnen nur ein paar harmlose Fragen zu stellen, ein Geständnis bezüglich Ihres kleinen Ausrasters im ›Palace‹ geworden ist, haben Sie sich ganz alleine zuzuschreiben. Leider macht Sie Ihr Geständnis nicht unbedingt sympathischer.«
    Er starrte sie an. Sie konnte sehen, wie es in seinem Kopf ratterte und er das Puzzle zusammensetzte. »Scheiße«, fluchte er, als ihm endgültig klar wurde, dass er sich selbst ans Messer geliefert hatte – wegen einer Angelegenheit, von der die Polizei vorher vielleicht nicht einmal etwas geahnt hatte.
    Jennifer wusste schon, was als Nächstes kommen würde, bevor er seine Forderung überhaupt aussprach.
    »Ich will einen Anwalt.«
    »Eine weise Entscheidung. Denn Sie sind ab sofort wegen versuchten Mordes verhaftet.«

17
    Herzheim war ein abgelegenes Dorf in den nördlichen Ausläufern des Schwarzwalds. Die Häuser schmiegten sich entlang der engen Hauptstraße an einen Hang. Die gesamte Ortschaft war von dichtem Wald eingeschlossen.
    Bei den meisten Gebäuden handelte es sich um alte, jedoch sehr gepflegte Fachwerkhäuser mit grün oder dunkelblau lackierten Holzläden und Blumenkästen vor den Fenstern. Nur in einigen Seitensträßchen konnte man einen Blick auf Häuser mit Betonfassaden oder auf ausgebaute Scheunen erhaschen.
    Charlotte war sich im Klaren darüber gewesen, dass es keine Buslinie gab, die den Ort direkt anfuhr. Doch sie hatte die Strecke, die sie nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen konnte, vollkommen unterschätzt. Von Bad Herrenalb aus war sie nicht mehr weit gekommen.
    Etwas zerknirscht musste sie sich eingestehen, dass ein Mietwagen doch die bessere und günstigere Alternative gewesen wäre. Eine

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