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Tödliche Geschäfte

Tödliche Geschäfte

Titel: Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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strapaziöser Arbeit recht gut kennengelernt zu haben, und nun war es Sean doch gelungen, ihn am letzten Tag ihres Praktikums zu überraschen.
    »Mach die Tür einen Spalt auf und sieh nach, ob sie weg ist«, sagte Sean.
    »Das ist doch lächerlich«, sagte Peter, öffnete die Tür jedoch trotzdem ein paar Zentimeter und spähte hinaus. Janet stand am Tresen und sprach mit Carla Valentine, der Oberschwester. Peter ließ die Tür wieder zufallen.
    »Sie steht direkt davor«, sagte er.
    »Oh, verdammt!« rief Sean. »Ich will im Moment nicht mit ihr reden. Ich habe zu viel zu tun und kann keine Szene gebrauchen. Sie weiß noch nicht, daß ich für ein freiwilliges Praktikum ans Forbes-Krebsforschungszentrum in Miami gehe. Ich will es ihr erst am Samstag abend sagen. Ich weiß, daß sie stocksauer reagieren wird.«
    »Dann bist du also tatsächlich mit ihr ausgegangen?«
    »Ja, es ist ziemlich eng und heftig geworden«, sagte Sean. »Was mich daran erinnert, daß du mir fünf Dollar schuldest. Es war nicht leicht, das kann ich dir sagen. Am Anfang hat sie praktisch nicht mit mir geredet. Aber im Laufe der Zeit haben sich mein vollkommener Charme und meine Hartnäckigkeit doch noch ausgezahlt. Ich vermute, es war in der Hauptsache die Hartnäckigkeit.«
    »Hast du sie flachgelegt?« fragte Peter.
    »Sei nicht so ordinär«, sagte Sean.
    Peter lachte. »Ich ordinär? Das mußt ausgerechnet du sagen.«
    »Das Problem ist nur, daß sie anfängt, eine richtig ernste Sache draus zu machen«, sagte Sean. »Sie glaubt, bloß weil wir ein paarmal miteinander geschlafen haben, muß eine dauerhafte Beziehung draus werden.«
    »Hör ich da Hochzeitsglocken läuten?« fragte Peter.
    »Also, von mir aus bestimmt nicht«, erwiderte Sean. »Aber ich glaube, ihr schwebt so etwas vor. Es ist völlig verrückt, zumal ihre Eltern mich nicht ausstehen können. Und ich bin doch verdammt noch mal erst sechsundzwanzig.«
    Peter öffnete erneut die Tür. »Sie ist noch immer da und redet mit einer der anderen Schwestern. Wahrscheinlich hat sie Pause oder so.«
    »Toll!« meinte Sean sarkastisch. »Na, dann muß ich wohl hier arbeiten. Ich muß diese Abschlußberichte fertigmachen, damit meine Zulassung verlängert wird.«
    »Ich leiste dir Gesellschaft«, sagte Peter. Er verließ das Zimmer und kehrte mit ein paar eigenen Krankenblättern zurück.
    Sie arbeiteten schweigend. Dabei stützten sie sich auf die Karteikarten, die sie in der Tasche trugen und auf denen die letzten Laborergebnisse der ihnen zugeteilten Patienten notiert waren. Der Gedanke, der dahintersteckte, war, jeden Fall für die Medizinstudenten zusammenzufassen, die am 1. März turnusgemäß mit ihrem Praktikum begannen.
    »Die hier war bisher mein interessantester Fall«, sagte Sean nach etwa einer halben Stunde. Er hielt die dicke Krankenakte hoch. »Wenn sie nicht wäre, hätte ich nie etwas vom Forbes-Krebszentrum gehört.«
    »Meinst du Helen Cabot?« fragte Peter.
    »Genau«, sagte Sean.
    »Du bekommst alle interessanten Fälle, du Schweinehund. Und Helen sieht dazu auch noch klasse aus. Zum Teufel, in ihrem Fall haben die Fachärzte darum gebettelt, hinzugezogen zu werden.«
    »Stimmt, Helen sieht zwar klasse aus, aber sie hat außerdem multiple Gehirntumoren«, sagte Sean.
    Er öffnete das Krankenblatt und überflog einige der insgesamt zweihundert Seiten. »Es ist wirklich traurig. Sie ist erst zweiundzwanzig und offenkundig unheilbar krank. Ihre einzige Hoffnung ist eine Aufnahme in die Forbes-Klinik. Die haben in letzter Zeit phänomenales Glück mit dieser Art Tumor gehabt.«
    »Ist der abschließende pathologische Bericht schon da?«
    »Ja, seit gestern«, sagte Sean. »Sie hat ein Medulloblastom. Das ist eine ziemlich seltene Krebsart; dieser Typus macht nur zwei Prozent aller Hirntumore aus. Ich habe ein bißchen was nachgelesen, um bei der Visite zu glänzen. Es tritt normalerweise bei kleinen Kindern auf.«
    »Sie ist die unglückliche Ausnahme«, bemerkte Peter.
    »Nicht direkt eine Ausnahme«, sagte Sean. »Zwanzig Prozent aller Medulloblastome treten bei Patienten über zwanzig auf. Was alle überrascht hat und weswegen niemand auch nur annähernd auf den richtigen Zelltyp getippt hat, war das multiple Wachstum. Ursprünglich hat der behandelnde Arzt an einen metastasierenden Tumor gedacht, vermutlich ausgehend von einem Eierstock. Jetzt will er für das New England Journal of Medicine einen Artikel über den Fall schreiben.«
    »Jemand hat gesagt, daß sie

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