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Die Hüter des Gesetzes (Orion 03)

Die Hüter des Gesetzes (Orion 03)

Titel: Die Hüter des Gesetzes (Orion 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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    Port Musgrave, Australien, Terra.
    Es war siebzehn Uhr. Der Saal lag oberhalb des Tunnelsystems, halb in den sanften Hang des Ufers hineingebaut. Es war das Westufer der U-förmigen Carpentariabucht in der Nordspitze Australiens, der östliche Ausläufer des Landes. Unterhalb des Golfs war die Startanlage untergebracht, und in den Felsen zogen sich die Gänge hin, waren die Hallen der mächtigen Energiemaschinen und der Reaktoren, befanden sich die geschützten Büros sämtlicher Dienststellen und das Nachrichtennetz der Raumschiffbasis 104.
    Die Sonne, ein gigantischer Ball von orangeroter Farbe, ging weit hinter Wessel Island unter. Eine langgestreckte Wolkenbank erhob sich über den Horizont und zerteilte den Ball in zwei Halbkreise. Irgendwo röhrte das Triebwerk einer schweren Transportmaschine. Dann war wieder Stille.
    »Meine Damen, meine Herren«, sagte Instruktionsoffizier Typhoon C. Rott, »ich bitte um eine Kleinigkeit mehr Aufmerksamkeit.«
    »Gern!« rief jemand aus dem Auditorium.
    Rund zwanzig Zuhörer hatten auf den bequemen Sesseln Platz genommen. Die Sitze umstanden im Halbrund eine runde Plattform, hinter der einige Lehrgeräte zu sehen waren. Einige ungewöhnliche und neuartig geformte Ausrüstungsgegenstände waren auf der Plattform untergebracht. Neben ihnen standen zwei Robots; gedrungene Arbeitermodelle für schwere und schwerste Einsätze mit auswechselbaren Gelenken.
    »Da ich«, sprach Rott ungerührt weiter, »meinen Beruf schon länger innehabe, gestatten Sie mir einen Hinweis: Ich bin überzeugt, daß das, was ich Ihnen hier vorzutragen die Absicht habe, für Sie alle höchst langweilig ist.
    Sie hingegen verlassen sich darauf, und zwar blindlings, daß Sie immer einen Robotpsychologen in der Nähe haben, der die Kybernetischen Gesetze kennt, die Sie selbstverständlich schon längst vergessen haben.«
    Rott war ein hagerer Mann mit einem sardonischen Grinsen auf den dünnen Lippen, der sein pädagogisches Amt schon so lange innehatte, daß er abgebrüht war. Aus diesem Grund verschwand das überlegene Grinsen niemals aus seinem Gesicht, und seine Sprechweise wurde von Kurs zu Kurs ironischer. Nur wenige Menschen nehmen es mit philosophischer Ruhe hin, wenn ihre Bemühungen ohne Erfolg im Sand verlaufen.
    »Was aber«, fragte Typhoon C. Rott weiter und musterte Tamara Jagellovsk aus berufsmäßigem Interesse etwas schärfer, »tun Sie, wenn der, von Ihnen stets mit gelassener Geringschätzung behandelte Robotpsychologe ausfällt oder nicht in der Nähe sein sollte? Sie sind dem Robot hilflos ausgeliefert, werte Zuhörer.«
    Die Zuhörer waren tatsächlich gelangweilt.
    Es waren Männer und Frauen des Galaktischen Sicherheitsdienstes, unter ihnen Leutnant Erster Klasse Tamara Jagellovsk, die vom Schicksal und von ihrem Vorgesetzten mit der Beobachtung und der Kontrolle Commander McLanes gestraft worden war. Ferner sah man einige ergraute Raumschiffer, ein paar Kreuzerkommandanten, zwei Kapitäne von Transportschiffen und etliche elegisch dreinblickende Waffenoffiziere.
    Bis auf Hasso Sigbjörnson, den Ingenieur der ORION, war die Mannschaft des Schiffes vollständig anwesend. Sie saß nebeneinander in der ersten Reihe und war bemüht, die Bedeutung dieser Sitzreihe durch den Ausdruck besonders großer Gelangweiltheit zu neutralisieren. Hasso hatte einen Grund gefunden, dem Vortrag fernzubleiben.
    Rott sprach langsam und betont weiter.
    »Selbstverständlich sind Sie dem Robot vollkommen ausgeliefert, falls dessen Programmierung mit den bestehenden Verhältnissen nicht mehr übereinstimmt.«
    Atan Shubashi, der fast kahlköpfige Astrogator der ORION VIII, saß zwei Plätze rechts von McLane. Der Commander grinste Atan an.
    »Der Mann sollte etwas weniger angeben«, knurrte McLane.
    »Ich nehme an, daß Sie alle wissen, was sich kürzlich auf der Kolonie Alpha Einundzwanzig ereignet hat?«
    »Nein. Was denn?« fragte Mario de Monti halblaut. Er saß zwischen McLane und Atan Shubashi.
    »Eine Gruppe von Robotern war programmiert worden, Wasser aufzustauen«, sagte Typhoon C. Rott, ohne direkt auf die Frage einzugehen. »Sie stauten jenes Wasser so lange, bis beinahe die gesamte Kolonie ertrank – nur weil der Robotpsychologe ausfiel und niemand eine Ahnung hatte, wie die Programmierung eines einfachen Robots geändert werden kann.«
    Tamara Jagellovsk stand links neben McLane und stützte sich auf die Lehne eines leeren Stuhles. Überhaupt schien es, als höre nicht ein einziger

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