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Toedliche Saturnalien

Toedliche Saturnalien

Titel: Toedliche Saturnalien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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blutige Spinnengewebe aus unserem vermischten Blut, das ihre Brust überzog, als ob sie in dem Muster irgendeine Bedeutung lesen könnte.
    »Dein ganzes Leben wird der Tod all dessen sein, was du liebst«, sagte sie. Irritiert wie selten in meinem Leben sprang ich auf. Das war keine wahrsagende Saga, dies war eine echte Striga.
    »Frau, hast du mich mit einem Zauber belegt?« wollte ich wissen, ohne mich meiner zitternden Stimme zu schämen.
    »Ich habe, was ich brauche. Guten Tag, Senator.«
    Hektisch griff ich unter meine Toga, um einige Münzen aus meiner Börse zu ziehen. Schließlich warf ich dir das ganze Ding vor die Füße. Sie machte keine Anstalten, die Börse aufzuheben, sondern musterte mich unverwandt mit einem spöttischen Lächeln.
    Ich taumelte auf den Vorhang zu, doch bevor ich ihn fassen konnte, erhob sie erneut ihre Stimme.
    »Nur noch eins, Senator Metellus.«
    Ich drehte mich um. »Was willst du, Hexe?«
    »Du wirst sehr, sehr lange leben. Und du wirst wünschen, du wärst jung gestorben.«
    Ich taumelte aus dem Zelt ins Freie, in einen Tag, der ganz und gar nicht mehr erbärmlich war. Auf dem Weg nach Hause mieden mich die Passanten, als trüge ich eine tödliche Seuche in mir.

5. KAPITEL
    Am späten Nachmittag hatte ich den schlimmsten Schrecken überwunden und begann mich zu fragen, was eigentlich geschehen war. Wenn überhaupt etwas geschehen war. Ich schämte mich ein wenig, wegen der Worte einer bäuerlichen Wahrsagerin in Panik geraten zu sein wie ein Landei. Und was hatte sie eigentlich gesagt? Nur das übliche Gefasel, mit dem derartige Betrügerinnen die Leichtgläubigen täuschen. Ich würde also sehr, sehr lange leben. Das war eine einigermaßen sichere Prophezeiung, weil ich sie bestimmt nicht mehr zur Rede stellen konnte, falls sich die Vorhersage als falsch erweisen sollte.
    Dann fielen mir die dicken, erstickenden Dämpfe im ersten Zelt wieder ein. Diese Bella hatte bestimmt Hanf, Stechapfel und Mohn verbrannt, um ihre Opfer in milde Stimmung zu versetzen. Ich mußte unter dem Einfluß dieser Visionen hervorrufenden Drogen gestanden haben, als ich Furia aufgesucht hatte, tröstete ich mich und meinen verwundeten Stolz.
    Hermes kam, als ich gerade meine Hand verband.
    »Was ist passiert?« wollte er wissen.
    »Ich habe mich beim Rasieren geschnitten«, gab ich zurück.
    »Warum hast du so lange gebraucht? So weit weg ist Lucius Caesars Haus doch gar nicht.«
    »Ich habe mich verirrt«, behauptete er, eine offensichtliche Lüge, was ich jedoch zu ignorieren beschloß. »Aber Julia ist zu Hause und schickt dir dies.« Er gab mir einen gefalteten Papyrus.
    »Hol mir etwas zu essen und dann such meine Badesachen zusammen«, trug ich ihm auf, und er verschwand in der Küche.
    Ein paar Minuten später kam er mit einem Tablett mit und Käse zurück. Ich kaute auf der trockenen Kost herum und spülte sie mit stark gewässertem Wein hinunter, während ich Julias hastig hingekritzelten Brief las.
    Decius, begann er, ganz ohne die üblichen Begrüßungsund Einleitungsfloskeln, mit großer Freude habe ich erfahren, daß du in Rom bist, obwohl dies für dich kein günstiger Zeitpunkt für einen Aufenthalt in der Stadt ist. Aus deiner Anwesenheit kann ich nur schließen, daß es Probleme gibt. A h, meine Julia, die absolute Romantikerin. Mein Vater weilt mit Octavius in Macedonien, aber meine Großmutter ist hier und bewacht mich mit Argusaugen. Doch ich werde bald einen Vorwand finden, dich zu treffen. Halt dich aus allem Ärger r aus. So endete Julias Brief. Nun gut, er war in großer Eile geschrieben worden. Ich erinnerte mich, daß es eheliche Bande zwischen den Caesars und Gaius Octavius gab. Während ich mein frugales Mahl beendete, versuchte ich die genaue Verbindung zu rekonstruieren. Seine Frau war Atia, die, wie mir jetzt wieder einfiel, die Tochter Julias, einer Schwester von Gaius und Lucius, und einer komplett unbedeutenden Person namens Atius war. Jener Octavius war der leibliche Vater unseres jetzigen Ersten Bürgers, obwohl wir damals noch in seliger Unkenntnis dieser Tatsache lebten. Das ist das ganze Ausmaß der verwandtschaftlichen Verbindung zwischen dem Ersten Bürger und den Juliern, obwohl er gerne so tut, als fließe das Blut der ganzen Sippschaft in seinen hochherrschaftlichen Adern.
    Hermes und ich gingen von meinem Haus zu einer Straße in der Nähe des Forums, in der mein Lieblingsbadehaus lag. Es war eine ziemlich luxuriöse Einrichtung, obwohl die Bäder damals

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