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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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läßt sie sich aufdrehen und, wenn nötig, später festziehen. Das perfekte Verbrechen. Stimmt’s, Master Flinstead?«
    »Das ist doch lächerlich!« platzte der Schreiber heraus. »Das könnt Ihr nicht beweisen!«
    »Oh doch, das kann ich«, gab Cranston zurück. »Der Zimmermann, der die Tür untersucht hat, wird beschwören, daß der Eisennagel unter dem Gitter gelockert, entfernt, eingefettet und wieder befestigt wurde. Eine andere Lösung gibt es nicht, Master Flinstead. Und wie ihr das Haus verlassen habt, ist eigentlich auch kein Geheimnis mehr.« Cranston nahm einen Schluck aus dem Weinschlauch und streckte sich, daß seine Gelenke knackten. »Also ab nach Tyburn mit dir, mein Bürschchen.«
    »Ein perfektes Verbrechen«, erklärte Athelstan. »Ihr wußtet, daß das Silber kommen würde. Ihr habt den Nagel gelöst, und ihr wußtet auch, welcher es sein mußte, nicht wahr? Wie oft habt du und Stablegate euren Herrn nicht durch das Gitter spähen sehen.«
    Flinstead schüttelte nur den Kopf.
    »Natürlich hätte etwas schiefgehen können«, fuhr Athelstan fort. »Aber euer Herr hatte keine Familie, keine Verwandten, und so hattet ihr die ganze Nacht und einen Teil des nächsten Tages Zeit, um die Sache noch in Ordnung zu bringen.« Er zuckte die Achseln. »Oder sogar zu fliehen. So aber habt ihr ein Verbrechen begangen, das euch, wie ihr glaubtet, niemand zur Last legen konnte. Nun, jedenfalls bis jetzt nicht.«
    Flinstead rutschte an der Wand zu Boden und verschränkte die Arme vor der Brust, als habe ihn ein eisiger Luftzug ergriffen. Cranston hockte sich neben ihn.
    »Willst du einen Schluck trinken, Junge? Das wärmt dir den Bauch und nährt deinen Verstand.«
    Flinstead schüttelte den Kopf.
    »Tja, für Raub und Mord wirst du bloß hängen.« Cranston sprach ganz ruhig, als rede er über das Wetter. »Aber das Silber, das du gestohlen hast, gehört dem Regenten. John von Gaunt, dem Herzog von Lancaster. Und das ist Hochverrat. Du wirst also keinen schnellen Tod sterben. Der Henker wird warten, bis du halb tot bist, und dann wird er dich vom Galgen abschneiden und deinen Leib vom Hals bis zu den Lenden aufschlitzen, und dann wird er dir Herz und Gedärme herausreißen. Du wirst sie noch sehen, bevor du die Augen zumachst. Nachher wird er dich zerlegen, wie es ein Metzger tut. Deinen Kopf steckt man auf die London Bridge. Und die übrigen Teile? Nun, der Himmel weiß, wohin sie gehen. Einer nach Temple Bar, der Rest vielleicht in die Häfen, nach Dover und nach Southampton, hübsch eingesalzen in einem Fäßchen.«
    Flinstead ließ den Kopf hängen.
    »Bringt ihn hinaus«, sagte Athelstan. »Sir John, schafft ihn in ein anderes Zimmer hier im Haus. Stablegate soll ihn nicht sehen.« Er zwinkerte. »Habt Ihr das Buch Daniel nicht gelesen, Sir John?«
    Cranston verstand, worauf Athelstan hinauswollte. Er zog Flinstead hoch und schob ihn zur Tür hinaus. Athelstan blieb mit verschränkten Armen stehen und schaute zu Boden. Er war aufgeregt und fror. So war es immer, wenn er im Begriff stand, einen Mörder in die Falle gehen zu lassen. Aufgeregt war er, weil er das Geheimnis aufgeklärt hatte, und das schreckliche Böse, dessen Zeuge er dabei wurde, ließ ihn frieren. Draytons Blut schrie zum Himmel nach Rache, aber Athelstan wußte auch, daß Cranstons Worte keine leere Drohung waren. Flinstead würde vor dem Gericht des Königs der Prozeß gemacht werden, die Richter würden ihn verurteilen, und der junge Schreiber würde ein gräßliche Strafe erleiden. Athelstan schloß die Augen.
    »O Herr«, betete er leise, »ziehe nicht mich zur Verantwortung, wenn ihr Blut vergossen wird. Du, der Du in die Herzen der Menschen schaust, weißt wohl, daß ich unschuldig bin und ihr Leben nicht begehre.«
    Er öffnete die Augen, als Cranston den arroganten Stablegate hereinstieß.
    »Sir John, was soll denn das?« protestierte der Schreiber.
    »Halt’s Maul!« brüllte der Coroner und deutete auf einen Schemel. »Setzen!« Dann kam Cranston zu Athelstan. Er war rot vor Aufregung, sein Schnurrbart sträubte sich, und die blauen Augen quollen aus den Höhlen. »Was jetzt, mein kleiner Mönch?« flüsterte er.
    »Ordensbruder, Sir John.«
    »Scheiß drauf! Wirst du ihm die gleiche Geschichte erzählen?«
    Athelstan zupfte ihn am Ärmel und schaute um den beleibten Coroner herum zu Stablegate hinüber. Der junge Mann erwiderte seinen Blick mit Augen, so hart wie Feuerstein.
    »Wart Ihr schon einmal in der Gegenwart eines

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