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Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Titel: Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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gesprochen hat und ich damit beschäftigt war, meine Gedanken zu ordnen. Zehn Minuten für fast zehn Jahre.« Sie tippte sich an die Stirn. Eine Geste, die nicht zu ihr passen wollte.
    Bender war die geborene Verkäuferin: höflich, nett anzusehen, hilfsbereit, und sie hatte immer diesen Ausdruck sanften Lächelns im Gesicht. Sogar jetzt, trotz Grippe.
    » Wissen Sie, auch wenn ein großer Teil der Kunden herumgenörgelt hat und ich ab September Weihnachtsmusik ertragen musste und im Jänner bereits Ostern im Kaufhaus einzog, habe ich den Umgang mit den Menschen geliebt. Was heißt hier lieben, ich brauchte ihn, er war Teil meines Lebens.«
    Nun war Sarah klar, weshalb Bender seit einer Stunde bei Kaffee und Kuchen saß und einer völlig fremden Journalistin bereitwillig Details aus ihrem Leben erzählte und ihre Gefühle offen auf den Tisch legte, ihre Wut, Verzweiflung und Enttäuschung.
    » Das müssen Sie sich einmal vorstellen. Wissen Sie, was ich mich frage? Wie lange dauert eine Kündigung, wenn man nur ein Jahr in dem Unternehmen beschäftigt war? Eine Minute? Wurden Sie schon einmal gekündigt?« Sie hustete und schnäuzte sich.
    Sabine schüttelte den Kopf. Sie hatte keine Lust, ihre eigene Geschichte zu erzählen.
    » Aber egal. Jetzt besuche ich einen Kurs, der wird vom Arbeitsamt bezahlt. Buchhaltung.« Sie lachte laut auf. » Die wollen doch tatsächlich eine Buchhalterin aus mir machen. Solche Kurse schlagen sie dir gleich bei deinem ersten Antrittsbesuch beim AMS vor. Ein Kurs«, wiederholte sie. » Weil damit fällt man aus der Arbeitslosenstatistik raus. Statistiken … auch so ein schön frisiertes Instrument unserer kaputten Gesellschaft.« Bender schenkte Kaffee nach. Sarah hoffte, diese Nacht ruhig schlafen zu können, denn das Getränk war stark, außerdem trank sie selten Kaffee. Ablehnen wollte sie auch nicht, weil sie Angst hatte, dass sie damit Sabine Benders Redefluss unterbrechen würde. Auch wenn sie sich bis jetzt noch immer im Unklaren darüber war, was sie hier herausfinden wollte. Die APA-Meldung von heute Morgen fiel ihr ein: 20 Prozent mehr Arbeitslose.
    Und noch etwas fiel ihr ein. » Sie haben vorhin eine Kollegin erwähnt. Brigitte. Was war mit ihr?«
    Sabine Bender sah sie verständnislos an. » Was soll mit ihr gewesen sein?«
    Sarah rückte ihren Stuhl zurecht. » Sie haben doch vorhin erwähnt, dass sie sich aus dem Fenster gestürzt hat, gleichzeitig behaupten Sie, dass diese Brigitte kein Typ für einen Selbstmord war.«
    » Mein Gott. Man sagt viel«, sagte Bender lapidar, stand auf, öffnete ein Fenster. Warme Frühlingsluft erfüllte den Raum. Die Temperatur war innerhalb weniger Stunden gestiegen. Keine Spur mehr von dem Schneetreiben heute Morgen. Aprilwetter. Sabine Bender wandte sich um, lehnte sich gegen das Fensterbrett. » Wir waren ein verdammt gutes Team. Eigentlich waren wir mehr als das. Wir waren Freundinnen. Und jetzt …«
    » Wen meinen Sie mit wir?«
    » Brigitte, Katharina und ich.«
    » Katharina?«
    » Katharina Mohn. Sie arbeitete als Kellnerin im Restaurant Anima im obersten Stockwerk, direkt unterm Dach.«
    » Gehört das Restaurant auch Freudmann?«
    » Nein. Nicht direkt. Der Pächter heißt …« Sie überlegte. » Weiß ich jetzt gar nicht. Ist so eine Kette. Die mieten sich in fast allen großen Kaufhäusern ein.«
    Sarah bückte sich zu ihrer Tasche, die auf dem Boden stand, holte die Liste hervor. » Katharina Mohn, Ausstellungsstraße. Die Katharina Mohn?«
    » Ja.«
    » Mit ihr hat meine Kollegin auch ein Interview geführt, oder?«
    » Ja. Ihre Kollegin hat mit ihr auch ein Interview geführt«, wiederholte Sabine Bender langsam. » Sagen Sie … Hilde Jahn hat uns gesagt, dass sie eine Story über arbeitslose Frauen über 40 machen wollte. Darüber, wie man bei Vorstellungsgesprächen behandelt wird, teilweise laden sie einen gleich am Telefon aus. Zu alt. Verstehen Sie?« Sie stieß sich vom Fensterbrett ab, trat an den Tisch und nahm Sarahs Visitenkarte in die Hand. » Das müssten Sie doch wissen, wenn Sie die Geschichte von ihr übernommen haben, oder?« Sabine Bender schaute sie misstrauisch an.
    Autsch. Jetzt hatte sie einen Fehler gemacht. Denk nach, Sarah. Denk nach. Was erzählst du der Frau?
    » Meine Kollegin ist … aber ich bitte Sie, das muss jetzt unter uns bleiben. Also, meine Kollegin ist abgängig.« Die Wahrheit war ihr einfach so herausgerutscht.
    Sabine Bender wurde blass. » Wie? Abgängig?«
    » Sie ist heute

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