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Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Titel: Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maxian
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glauben, was sie sehen. Oder besser, sie glauben zu sehen, dachte er. Diesmal hatte er einen wunderbaren Namen verwendet, ein Pseudonym. Der Ausdruck gefiel ihm, hatte etwas von einem Künstler. Und so verstand er auch seine Tätigkeit: Er gestaltete ein Kunstwerk, wenngleich sein Tun nur im weitesten Sinn etwas mit Kunst zu tun hatte. Vielmehr war es ein Handwerk, das man sehr gewissenhaft ausüben musste, mit großem Respekt für sein Gegenüber.
    Ein Handwerk. Nur mit dem Unterschied, dass er der Gesellschaft einen unentgeltlichen Dienst erwies. Er befreite diese Stadt von Unrat, Gerümpel, Nutzlosem.
    Er tötete.
    Er rieb sich das linke Handgelenk. Er hatte die Kraft unterschätzt, die nötig gewesen war. Fast hätte er zu lachen begonnen, als sie ihn mit diesem neuen fremden Namen angesprochen hatte.
    » Sind Sie Herr Albo?«
    Albo: die Liste, das Register.
    Italienisch war eine schöne Sprache. Sie hatte Melodie und Charme.
    Der Chianti Rufina Riserva, den er sich als Honorar gönnte, hatte 13,5 Prozent Alkohol und duftete fantastisch.
    Er hatte nicht viel vorbereiten müssen: die Brille, den Hut und den Mantel.
    Die Verkleidung hatte er inzwischen entsorgt. Das Risiko, dass ihn jemand beobachtet hatte, als er das Gebäude betrat, war einfach zu groß. Und irgendwann würden sie diese aufdringliche Journalistin suchen und wahrscheinlich auch finden. Dann würde die Polizei nach Zeugen suchen, und sicher hatte irgend so ein asoziales Arschloch am Fenster gestanden, eine Zigarette geraucht und gesehen, dass ein Mann mit Hut durch die Einfahrt verschwunden war. Für sein nächstes Projekt musste er neue Kleidung besorgen.
    Hilde Jahn hinters Licht zu führen war leichter gewesen, als er es sich vorgestellt hatte. Eine Enthüllungsjournalistin ihres Formats hätte er sich misstrauischer vorgestellt. Jede Wette wäre er eingegangen, dass sie ihr Gegenüber überprüfen ließ. Ihr Spezialfach war doch die Lüge. Warum also diese Vertraulichkeit? Sie hatten bis auf diesen einen Moment niemals persönlich miteinander zu tun gehabt. Er schnaubte verächtlich, schüttelte ungläubig den Kopf. Das war unprofessionell. Neugierde hatte schon viele das Leben gekostet. Das leer stehende Firmengelände war ihm zufällig aufgefallen. Er hatte etwas in der Per-Albin-Hansson-Siedlung zu tun gehabt und war daran vorbeigefahren. Er hatte die Gegend anschließend zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten aufgesucht, um herauszufinden, ob sich Obdachlose oder Jugendliche einquartiert hatten. Eines Nachts war er dann durch den unversperrten Eingang gehuscht und hatte die Hallen entdeckt.
    Erst danach hatte er begonnen, seinen Plan in die Tat umzusetzen.
    Für die nächste Aktion musste er den Bezirk wechseln und in eine andere Identität schlüpfen. Franz Münch, Geschäftsmann. Mag. Peter Brunner, Abteilungsleiter. Seine Mission war perfekt vorbereitet. Kein Name zwei Mal, kein roter Faden, kein Muster, keine Zusammenhänge, kein religiöser Hintergrund. Nichts, woran man eine Serie erkennen konnte. Individualität hieß das Geheimnis seines Erfolges.
    » Individualität – das Geheimnis des Erfolges«, wiederholte er laut. Was für ein großartiger Werbeslogan. Nur leider konnte er mit seinem Unternehmen nicht an die Öffentlichkeit treten.
    Er war sicher, dass seine nächsten Opfer ebenfalls leicht zu überlisten waren. Er war höflich, stets freundlich, half, wo es nur ging – und er war ein guter Zuhörer. Frauen erzählten gern und viel. Viel zu viel.
    Zuerst Belangloses über ihre Hobbys und Vorlieben. Gefolgt von Auszügen über ihre Ängste und ihr früheres Leben. Und wenn sie sich so weit geöffnet hatten, folgten Beschwerden über ihr derzeitiges Leben, Männer und Familie, und sie endeten mit Details über sich selbst. Den Verlauf der Gespräche und die Richtung konnte er inzwischen nach wenigen Minuten vorhersagen.
    Albo hatte sein Gedächtnis trainiert. Er musste sich Einzelheiten merken, sie der richtigen Person zuordnen. Auf Kleinigkeiten achten, die er nutzen konnte, nachhaken, wo es passte, und die Frauen an den richtigen Stellen reden lassen. Eine Kunst, die die wenigsten Männer beherrschten. Nur manchmal machte er sich Notizen. Und auch nur dann, wenn es kein Misstrauen erweckte.
    Mit Bedacht las er die Liste wie ein Priester die Bibel. Ließ jeden Namen auf sich wirken. Das Läuten der Türglocke riss ihn aus seinen Gedanken. Er überlegte.
    Egal.
    Er hatte keine Eile. Die nächste Runde war eröffnet.
    Das

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