Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
Huber Horst van Buren aus Kapstadt, der einen schwunghaften Handel mit Ethnokunst aus Kamerun betrieb. Bisher lief alles nach Plan und wenn alles gut ging, war er nächste Woche schon weit weg. Draußen lief gerade die Tatoosh, die dreistöckige 92-Meter-Yacht von Microsoft-Mitbegründer Paul Allen den Hafen von Palma an und Alex Huber grinste, als er daran dachte, dass er sich ein solches Schiff auch bald leisten konnte.
Eine große Sache jedoch, die seine ganze Konzentration erforderte, musste er heute Abend noch zu Ende bringen. Eiserne Nerven, zielgerichtete Energie und natürlich Mut waren für diese Aktion erforderlich. Über all das verfügte er, das hatte er bereits bewiesen. Niemand war ihm bis jetzt auf die Spur gekommen. Im Grunde war es so einfach.
Suchend sah er sich um. Die feuerrote Mähne von Anna Lange war nirgendwo zu entdecken. Wahrscheinlich ordnete sie in ihrem Zimmer noch ihre Unterlagen. Sie war ja gestern so euphorisch gewesen, hatte beim Abendessen von der Kampagne geschwärmt und davon, dass sie ihre Agentur jetzt als Profi für börsenotierte Unternehmen positionieren würde.
Er nahm einen großen Schluck Campari Orange und beobachtete die Tatoosh, die ein kompliziertes Anlegemanöver einleitete. Die arme Anna Lange, dachte er, wie sollte sie auch ahnen können, dass morgen alles ganz anders sein würde!
Gerade als er sich wieder entspannt der Tatoosh und ihren Manövern widmen wollte, fiel es ihm plötzlich ein. Der Tamagotchi-Stick! Ein Fehler! Unbedeutend zwar, aber trotzdem ein Fehler! Schnell stand er auf und machte sich im Eilschritt auf den Weg zu seinem Zimmer.
*
Blitzschnell scannte Anna Lange das Zimmer von Alex Huber: Die Balkontüren waren geschlossen, die dünnen zugezogenen Leinenvorhänge wehten sanft im gekühlten Luftzug der Klimaanlage. Das Zimmer war minimalistisch eingerichtet: Weiße Türen und Einbauschränke, weiß gekalkte Decke mit schweren Holzverstrebungen, nur die Wand hinter dem Bett war in einem pastelligen Mintton gestrichen. Gezielte Akzente setzten stylische Leuchten und die filigranen, dunkelbraunen Nachtkästchen. Das großzügige Bett mit dem weißen Kopfteil war noch ungemacht, ein weißer Bademantel lag davor auf dem hellen Boden. Gegenüber stand ein kleiner Philippe-Starck-Sekretär an der schmucklosen Wand, darauf das Notebook von Huber im Stand-by-Modus mit psychedelischem Bildschirmschoner. Alles dezent, beinahe farblos, bis auf eine grellbunte Tamagotchi-Figur, die seitlich an dem Notebook im USB-Schacht steckte.
Was war das? Ein entferntes Klappern ließ sie hochschrecken. Mister Muscle, der Room Servant vom Xenia, war mit der Zimmerreinigung beschäftigt, näherte sich unaufhaltsam dem Zimmer und sie wusste, die Zeit für eine Durchsuchung seiner Unterlagen war knapp.
Sie aktivierte das handliche Notebook: unverständlich beschriftete Dateien und Ordner erschienen, dazwischen blinkte ein kleines, herzförmiges Symbol. Als sie auf das Symbol klickte, leuchteten die Augen des Tamagotchi-Sticks auf und ein Ordner öffnete sich auf dem Bildschirm. Er enthielt eine Worddatei, eine Excelliste und zwei JPEG-Files. Sie war gerade dabei, die Worddatei zu öffnen, als die Keycard außen in das Türschloss des Zimmers ratschte und mit einem Klacken das Schloss geöffnet wurde. Für einen Augenblick blieb ihr die Luft weg, ihre Gedanken rotierten, schwarze Punkte rasten vor ihren Augen und sie fürchtete einfach umzukippen. Jetzt ist alles aus!, dachte sie panisch und starrte mit schreckgeweiteten Augen auf die sich langsam öffnende Tür.
*
Vier brennende Zigaretten hingen gleichzeitig in den Aschenbechern, aber Richard Marx war zu sehr in seine Recherche vertieft, um darauf zu achten. Er war gerade dabei, sich tiefer in verschiedene Datenbanken zu wühlen, Querverbindungen herzustellen und Verknüpfungen anzustellen. Er verknüpfte Alex Huber lose mit Benchmarks wie Tudjman, Royal Steel, dem Firmenverkauf und der politischen Situation im Jahr 1991, um so ein komplexes Research-Tool zu entwickeln, das wie ein Schwamm Daten zu den unterschiedlichsten Bereichen aufsaugte.
Die meisten Fakten waren natürlich völlig unbrauchbar und schon nach kürzester Zeit waren seine Bildschirme mit einer Unmenge von Fenstern, Grafiken, Berichten und Bildern überfüllt, sodass er selektiver vorgehen musste. Mit den Daten, die er zu Royal Steel erhalten hatte, war es wesentlich einfacher, es gab nur wenige Treffer, davon musste einer fehlgeleitet sein, denn
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