Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
Beziehungen spielen, wenn es nötig war. Er war intelligent genug, um zu wissen, dass sein neuer Geschäftspartner die Finger im Drogenhandel und Glücksspiel hatte, doch solange seine Spielschulden beglichen wurden, verdrängte er diese Tatsache. Für Royal International hatte er bereits des Öfteren mit seinem Namen und seiner Funktion interveniert, wenn undurchsichtige Geldflüsse und Finanztransaktionen ins Visier der Steuerfahndung kamen. Auch der neue, noch geheime Bebauungsplan für das brachliegende Industrieareal, auf dem die Royal International-Zentrale stand, war durch seine Hände gegangen und auf dem Schreibtisch von Drakovic gelandet.
„Spar dir deine rührende Geschichte, Lange!“
Drakovic betrachtete versonnen seine mit Brillanten verzierte goldene Rolex. Er schlug die Beine vorsichtig übereinander, um seinen maßgeschneiderten Anzug nicht zu verknittern, dann beugte er sich vor, drehte das Whiskeyglas zwischen den Händen.
„Der Club von Üzkül, du weißt ja. Dort ist heute Nacht ein Live Fight. Flash God gegen Kill Bill!“
Drakovics Stimme wurde immer leiser und Stanislaus Lange beugte sich vor, um überhaupt etwas zu verstehen, obwohl sämtliche Alarmglocken in seinem Inneren schrillten.
„Es geht um riesige Summen. Die Mitglieder haben bis jetzt schon Wetten über 600.000 Euro abgegeben. Das ist deine Chance! Du bist mit einem Schlag deine Sorgen los, wenn du auf den richtigen Fighter setzt!“ Drakovic zwinkerte ihm vertraulich zu.
„Deine Chance, Lange! Deine letzte Chance! Üzkül macht dich fertig, wenn du die Schulden nicht bezahlen kannst. Ich biete dir die Möglichkeit! Dann kannst du für immer aufhören und dich therapieren lassen oder umbringen, ganz wie du willst!“ Bogdan Drakovic verzog seinen Mund zu einem hässlichen Grinsen und sah ihn abwartend an.
Einmal ist keinmal!, dachte er, aber dann höre ich sicher auf. Ich kann die Schulden bezahlen, setze mich auf eine Almhütte, wo es nichts gibt, mache eine Eigentherapie. Nur noch heute – ein Live Fight!
„Gehen wir!“, sagte er mit krächzender Stimme und stand abrupt auf. Bogdan Drakovic lächelte zufrieden.
Stoisch ließ Flash God die Trommelschläge seines Gegners über sich ergehen, spürte keinen Schmerz, wenn die Fäuste auf seinen mit Anabolika aufgepumpten Körper regneten, das Blut zäh, dick hervorquoll, die Knochen mürbe wurden und er unendlich müde. Die Deckung, nicht auf die Deckung vergessen, dachte er, noch ein Treffer am Kopf und du bist Brei, das ist aber nicht das Schlimmste, das Schlimmste ist die Gage, die dann verloren ist und wie willst du Natasha dann den Gürtel kaufen? Ja wie? Ohne Geld bist du ein Nichts! Du brauchst die Gage! Du musst gewinnen!
Das Glück war in dieser Nacht nicht auf der Seite von Stanislaus Lange. Er hatte sein ganzes restliches Geld auf Flash God gesetzt, den er schon früher bei einem Live Fight gesehen hatte, aber diesmal merkte er, dass Flash God müde war, ausgepowert und zu alt für einen Fight, der tödlich sein konnte. Als Flash God endgültig als blutiger Fleischklumpen auf dem Dancefloor lag, als das Publikum johlte und grölte und pfiff und kreischte, als die Stakkatorufe und das Trampeln, die Flash God wieder auf die Beine bringen sollten, sich zu einem Inferno steigerten, da saß er zusammengesunken, mit hängendem Kopf auf der Treppe und verfluchte sein verpfuschtes Leben.
Er registrierte nicht, dass ihn ein Mann abschätzig betrachtete, sich dann zu Bogdan Drakovic wandte, der den am Boden liegenden Flash God mit wüsten Flüchen und grellen Pfiffen bedachte.
„Lange hat wieder verloren!“, rief der Mann.
„Üzkül! Wie geht’s! Toller Fight!“, schrie Bogdan Drakovic noch ganz aufgeputscht von dem blutigen Kampf.
„Lange hat schon wieder verloren!“, wiederholte Üzkül Bordar, strich sich mit der goldberingten Hand über die schwarzen Brusthaare, die aus seinem bis zum Nabel aufgeknöpften Hemd wucherten, und klimperte mit seiner fetten, goldfunkelnden Halskette. „Jetzt reicht’s mir aber!“, setzte Üzkül nach und versetzte Stanislaus Lange einen Schlag gegen die Schulter, doch er reagierte nicht.
„Kein Grund zur Aufregung“, sagte Bogdan Drakovic schnell und ging dazwischen. „Ich erledige das!“
„Wenn ich bis Ende der Woche nicht mein Geld kriege, dann schicke ich Lange mein Kommando!“, geiferte Üzkül und visierte ihn mit dem Finger an. „Peng!“ Üzkül krümmte den Zeigefinger und verschwand wieder in der
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