0293 - Sie schmuggelten den lautlosen Tod
Es war drei Uhr morgens.
Ein Mann eilte über den Gehsteig, trat auf die Fahrbahn und steuerte auf seinen Wagen zu, der am gegenüberliegenden Straßenrand geparkt war.
Grell flammten plötzlich die Scheinwerfer einer schweren Limousine auf, die mit laufendem Motor in geringer Entfernung stand. Die Strahlen erfassten den Mann. Wie angewurzelt blieb er stehen.
Das heisere Husten einer Maschinenpistole zerriss die Stille der Nacht. Ein böses mörderisches Stakkato.
Nur ein erstickter Schrei drang aus der Kehle des Mannes.
Er brach in die Knie. Seine Arme fuhren wild durch die Luft. Dann fiel er aufs Gesicht und blieb reglos liegen.
Ein Automotor heulte auf. Die schwere Limousine löste sich vom Straßenrand, überfuhr den Toten und raste dann mit hoher Geschwindigkeit davon.
***
Der Tote lag im Licht der Scheinwerfer, die die Mordkommission von Tucson, Arizona, aufgebaut hatte. Inspektor Garrick von der Mordkommission und Colonel Carter von der Staatspolizei beugten sich über den Ermordeten.
»Verdammt!«, stieß der Colonel hervor. »Sie haben ihn nicht nur erschossen, sie sind außerdem über ihn hinweggerast.«
»Wer mag es sein?«, fragte Garrick. »Das Rad des Wagens hat seinen Kopf erwischt. Schrecklich! Er ist völlig unkenntlich.«
Carter kaute wütend an seinen weißen Schnurrbart. »Er ist einer von ihnen! Zur Hölle, Garrick! Seit dreißig Jahren tue ich Dienst in diesem Distrikt. Es hat Morde gegeben. Aber nie hätte ich gedacht, dass es hier eines Tages schlimmer wird als in Chicago oder New York. Erklären Sie mir, Garrick, warum sie sich gegenseitig umbringen. Warum sie ihre verdammten Yankee-Methoden hierher importiert haben? Ist Tucson ein Pilaster, das einen Gangsterkrieg wert ist? Erklären Sie mir das, Mann!«
Inspektor Garrick zuckte die Schultern.
»Ich muss erst mal herausfinden, wer der Mann ist!« Er winkte einem seiner Leute. »Sehen Sie nach, ob er irgendwelche Papiere hat!«
Der Beamte streifte Gummihandschuhe über seine Hände, kniete neben dem Erschossenen nieder, tastete die Innenseite der blutgetränkten Jacke ab und brachte eine Brieftasche zum Vorschein. Er übergab sie dem Inspektor.
Garrick öffnete die Tasche vorsichtig und prüfte den Inhalt. Er fand einen Führerschein und einen Personalausweis mit Lichtbild.
Er hielt dem Colonel den Personalausweis hin.
»Diesesmal haben sie Jeff Raskin erwischt!«
Carter knirschte hörbar mit den Zähnen.
»Wenn es Raskin ist, dann ist es klar, dass es in dieser Straße passieren musste.« Garrick deutete zu einem Haus hinüber. »Seine Freundin wohnt dort.«
»Werden Sie Tower jetzt endlich verhaften?«, fragte Carter.
Der Inspektor übergab die Brieftasche einem Beamten.
»Ich habe Tower nach dem Mord an Lesky und nach dem Mord an Varro verhaftet und musste ihn laufen lassen. Ich verhaftete diesen Raskin nach dem Mord an Lewis und nach dem Mord an McCock, und ich musste ihn laufen lassen. Ich brauche Beweise, wenn ich einen Mann vor Gericht bringen will, Colonel. Ich werde Nad Tower festnehmen, aber ich weiß nicht, ob ich ihn nicht zum dritten Mal wieder laufen lassen muss.«
Ein bitteres Lächeln erschien auf seinen Lippen.
»Garrick«, knurrte jetzt der Colonel, »ich will, dass diese Stadt wieder sauber wird. Und deshalb werde ich mir einen dieser FBI-Kerle aus Washington kommen lassen.«
***
Der G-man, der Colonel Carter und der Stadt Tucson verordnet wurde, kam nicht aus Washington, sondern aus New York. Er trug nicht einmal einen Ausweis in der Tasche, und die Pistole im Halfter unter der Achselhöhle war keine nummerierte Smith & Wesson aus Staatsbeständen, sondern eine schwere Wesson-Neuner, mit der man beinahe ein Nashorn nachdenklich machen kann, wenn man es an einer empfindlichen Stelle trifft.
Der G-man kletterte aus einer New Yorker Maschine mit einem mäßig großen Koffer in der Hand, und er dachte nicht daran, Colonel Carter oder dem Mordkommission-Inspektor Garrick einen Antrittsbesuch zu machen. Dieser G-man war ich.
Ich fand, daß es höllisch heiß in Tucson war, aber ich wunderte mich nicht darüber. Ich habe schon einmal ’ne böse Ölgeschichte in dieser Gegend bearbeitet, und ich kenne die mexikanische Grenze gut.
Ich enterte eines der Taxis vor dem Flughafen.
»Speston Street 72«, sagte ich.
»Das ist ganz am anderen Ende«, teilte mir der Fahrer mit.
»Ich weiß es«, nickte ich.
Während der Fahrt versuchte der Fahrer, mit mir ins Gespräch zu kommen.
»Aus dem
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