Top Secret 8 - Der Deal (German Edition)
Schießen ist nur eine allerletzte Option. Michael hatte genügend Zeit, den Runt kampfunfähig zu machen, bevor sein Kumpel das Schultor fand, und so packte er sein Handgelenk, verdrehte ihm den Arm und kugelte ihn mit einem Ruck aus.
Im Klassenzimmer scheuchte die Lehrerin aufgeregt ihre kleinen Schüler in die hinterste Ecke, doch für jeden Sechsjährigen, der nicht hinschauen konnte, drückte schon ein anderer die Nase an die Scheibe und weigerte sich, wegzusehen. Mehrere von ihnen kreischten, als Michael zurücktrat und der Runt k. o. am Boden lag.
Mit einem Runt konnte Michael fertig werden, aber es bestand die Gefahr, dass sich die beiden aus dem Auto an der Verfolgung beteiligten. Wenn sie nur mit Messern bewaffnet gewesen wären, hätte sich Michael womöglich ganz gute Chancen bei einem Kampf drei gegen einen ausgerechnet, aber einige Runts besaßen Pistolen, und es waren zu viele kleine Kinder in der Nähe, um ein Risiko einzugehen.
Das Beste war es, sich zu verstecken, und er rannte auf eine rote Tür hinter dem Schulhaus zu. Als er hereinplatzte, kreischte eine Lehrerin beim Anblick seiner Waffe entsetzt auf.
»Ich will Ihnen nichts tun«, rief Michael mit einer Stimme, die alles andere als beruhigend klang. »Bringen Sie die Kinder in Sicherheit, und sorgen Sie dafür, dass jemand die Polizei ruft!«
Er sah sich um und stellte fest, dass er sich in einer Schulbibliothek befand. Alex Rider als lebensgroßer Pappaufsteller starrte ihn von der gegenüberliegenden Wand an. Hinter ihm gab es nur einen Ausgang, und man hatte einen guten Blick über den Schulhof. Es schien der perfekte Ort zu sein, um die Ankunft der Polizei abzuwarten.
Doch das änderte sich schlagartig, als er einen Asiaten mit gezogener Pistole über den Schulhof laufen sah. Er war untersetzt, mit schweren Goldringen an den Fingern. Michael war ihm noch nie begegnet, aber er kannte das Gesicht von einem Überwachungsfoto.
Er öffnete die Tür der Bibliothek einen Spaltbreit und zielte mit seiner Pistole auf den Jungen, der versucht hatte, Gabrielle zu ermorden.
45
Auf dem Flughafen waren die Wege mit gelben Linien markiert, und es herrschte eine strikte Geschwindigkeitsbegrenzung von dreißig Stundenkilometern. Sasha saß am Steuer des Busses, Bruce auf der langen Bank dahinter, und James hielt sich stehend an einer grünen Stange fest und hatte die Fotokopie mit der Fahrtroute in der anderen Hand.
»Die nächste links«, sagte er, als sie hinter einem kleinen Airbus herfuhren.
Sasha kannte sich mit dem Bus nicht aus und stellte alarmiert fest, dass er auf eine schmale Lücke unter einer Terminal-Gangway zusteuerte. Er bremste stark ab und sah besorgt drein, als sie nur Zentimeter unter dem Höhenbeschränkungszeichen hindurchkrochen.
Dahinter gelangten sie auf den sonnenüberfluteten Frachtterminal. Sasha folgte der gelben Linie, die an vier geparkten Jets in den Farben eines internationalen Kurierunternehmens vorbeiführte, und bog dann über den offenen Asphalt zu einem einsamen 737-Frachtflugzeug ab.
Zwei Männer entluden das Flugzeug mit einem Förderband, auf dem Frachtcontainer aus Aluminium zur Rückseite eines Tiefladers rollten. Als der Bus näher kam, erkannte James die grobschlächtigen Gestalten der Kruger-Brüder.
»Ihr seid ganz schön spät!«, rief Tim Kruger und schaltete das Band aus, als James und Bruce den Bus verließen. Dann wandte er sich an Sasha, der am Steuer sitzen geblieben war. »Die Cargo-Leute liegen bewusstlos im Terminal, und der Käfig ist für die Sprengung vorbereitet.«
James und Bruce bekamen Gasmasken aus Gummi ausgehändigt, und Tony zog einen Fernzünder aus der Tasche. »Finger in die Ohren!«, rief er und ließ den Jungen kaum zwei Sekunden Zeit, den Befehl zu befolgen, bevor er auf den Knopf drückte.
Aus der offenen Tür des Frachtraums zehn Meter über ihnen schoss eine Stichflamme. Der Knall dröhnte über den Asphalt, und die Wucht der Explosion ließ das Flugzeug auf seinen riesigen Reifen einen halben Meter zurückrollen.
Als Rauch aus der Tür quoll, schoben die Kruger-Brüder eine Treppe heran.
Tim blickte zu James und Bruce hinüber. »Im Käfig seht ihr acht Würfel. Schnappt sie euch und werft sie die Treppe hinunter.«
Sasha hatte behauptet, dass James und Bruce diesen Teil der Operation übernahmen, weil sie jung und schnell waren, aber als er die Treppe hinaufeilte, beschlich James das dumme Gefühl, dass es nur war, weil kein anderer so blöd war, das freiwillig
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