Tore in der Wüste
ich. „Aber verrat mir noch eines: Ich dachte gerade an Inversionen, die nicht im atomaren Bereich aufhören, sondern weitergehen, bis ins Subatomare …“
„Und du möchtest gerne wissen, warum der Inverter nicht winzige Antimateriepillen produziert, richtig?“
„Richtig.“
Er zuckte die Achseln.
„Das läßt sich bewerkstelligen, wenn man auch eine Menge Maschinen dabei verliert, unter anderem. Die vorliegende ist antiquiert. Es ist die zweite N-Axiale Inversionseinheit, die jemals gebaut worden ist.“
„Was geschah mit der ersten?“
Er kicherte.
„Sie besaß kein Partikel-Exzeptorprogramm.“
„Was ist das?“
Er schüttelte den Kopf.
„Es gibt einige Dinge, die die Menschen nicht wissen dürfen“, sagte er bestimmt.
„Es ist verdammt blöde, in diesem Stadium zu verbleiben.“
„Um ehrlich zu sein, ich weiß es selbst nicht.“
„Oh.“
„Gehen wir. Bei Merimee warten Schnaps und Zigaretten“, drängelte er. „Außerdem möchte ich noch einmal mit deinem Onkel sprechen. Er hat mir übrigens einen Job angeboten.“
„Tatsächlich? Was für einen?“
„Er hat einige interessante Vorstellungen, die den interstellaren Handel betreffen. Er möchte gerne ein großes Export/Import-Geschäft aufbauen. Weißt du, ich möchte meiner anstrengenden Arbeit gerne den Rücken kehren, und zufällig sucht er gerade jemanden mit meiner Erfahrung als Partner. Zusammen wird uns bestimmt etwas einfallen.“
„Er ist mein Lieblingsonkel“, sagte ich. „Ich verdanke ihm sehr viel. Aber trotzdem fühle ich mich verpflichtet, dich darauf hinzuweisen, daß seine Geschäftspraktiken manchmal nicht gerade sauber sind.“
Ragma zuckte die Achseln.
„Die Galaxis ist groß“, sagte er. „Es gibt Regeln und Gesetze für alles mögliche. Darüber soll ich ihm Auskunft geben.“
Ich nickte bedächtig, apokalyptische Bruchstücke familiärer Folklore waren mir erst gestern abend von Merimee anläßlich eines gemütlichen Beisammenseins aufgehellt worden; sie alle hatten irgendwie mit Onkel Albert zu tun gehabt.
„Nebenbei bemerkt, Doktor Merimee wird ebenfalls Partner in der Gesellschaft sein.“
Ich nickte weiter.
„Was auch immer geschehen wird“, versprach ich ihm, „ich bin sicher, es wird eine aufregende und lehrreiche Zeit für dich sein.“
Wir gingen zurück zum Auto, stiegen ein, fuhren stadteinwärts. Hinter mir war der Sandstrand plötzlich voller Tore, den Toren des Sandes, den Toren der Wüste. Ich dachte an Frauen, Tiger, Schuhe, Schiffe, Siegelwachs und an andere Dinge auf der Schwelle. Bald, bald, bald …
Variationen über ein Thema des Dritten Scheusals: Sterne und der Traum der Zeit …
In einer kleinen Stadt im Schatten der Alpen fand ich ihn endlich. Er saß auf dem Dach der Kirche des Orts und betrachtete die große Uhr der Stadthalle.
„Guten Abend, Professor Dobson.“
„Eh? Fred? Gute Güte! Passen Sie beim nächsten Stein auf, der Mörtel ist brüchig – so, ja. Ausgezeichnet. Sie hätte ich heute nacht am wenigsten erwartet. Aber ich bin trotzdem froh, Sie zu sehen. Ich wollte Ihnen morgen früh eine Postkarte schreiben und Ihnen von hier berichten. Nicht nur vom Klettern, sondern auch von der Perspektive. Behalten Sie die große Uhr im Auge, ja?“
„Gerne“, sagte ich, setzte mich, machte es mir bequem und stemmte einen Fuß gegen eine ornamentale Verzierung.
„Ich habe Ihnen etwas mitgebracht“, sagte ich und reichte ihm das Päckchen.
„Oh, vielen Dank. Hatte ich nicht erwartet. Eine Überraschung … Es blubbert ja, Fred.“
„Das tut es.“
Er packte es aus.
„Prächtig! Ich kann leider das Etikett nicht lesen, daher probiere ich am besten einmal.“
Ich betrachtete die große Turmuhr.
„Fred!“ rief er nach wenigen Augenblicken. „Ich habe noch nie etwas Ähnliches getrunken. Was ist das?“
„Das Stereoisomer eines gewöhnlichen Bourbon“, antwortete ich. „Man erlaubte mir kürzlich, ein paar Flaschen durch die Rhenniusmaschine zu schicken. Das Spezialkomitee der UN in Sachen Außerirdische Artefakte ist neuerdings sehr nett zu mir. Sie haben also eben ein sehr, sehr seltenes Getränk gekostet.“
„Ich verstehe. Ja … Und aus welchem Anlaß?“
„Die Sterne haben endlich auf ihren feurigen Routen die gewünschten Konstellationen erreicht, ihre eleganten Positionen sprechen ein gutes Omen aus.“
Er nickte.
„Gut gesprochen“, sagte er feierlich. „Aber was meinen Sie damit?“
„Um mit dem Wichtigsten zu
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