Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
Vom Netzwerk:
damit rüberkam. Es war nämlich alles unheimlich toll gewesen. Gus schloss die Augen und ließ einige der besten Momente Revue passieren, ehe er sich schüttelte. Danach schrubbte er das Waschbecken mit Scheuerpulver.
    Es gab immer noch vieles zu erledigen. Er hatte zwar sicher noch jede Menge Zeit, ehe irgendjemand von den Erwarteten einträfe, aber er wollte auch auf Unerwartetes vorbereitet sein. Diese Arbeitsweise hatte ihn am Leben gehalten.
    Kaum hatte er diesen Gedanken gefasst, da vernahm er auch schon ein vertrautes Klopfschema an der Tür. Dieser bescheuerte Bo Jergenson! Warum war der Idiot denn jetzt schon wieder da? Rasch griff Gus nach den Klamotten, die er gerade erst abgelegt hatte, und stopfte sie in den Wäschekorb, ehe er sich einen Bademantel und eine 38er Automatik schnappte. Er öffnete die kleine Metallabdeckung des Guckfensterchens in der Tür, und als er sah, dass es Jergenson war, schimpfte er ihn gleich mal ein blödes Arschloch, ehe er die Tür entriegelte und aufmachte.
    »Herrgott, jetzt kommt schon rein«, sagte er und winkte dem Trio auf seiner Veranda, da er nicht wollte, dass die Nachbarn seine Besucher sahen. »Setzt euch ins Wohnzimmer, bis ich mich umgezogen habe.«
    Hastig zog er sich an und fluchte dabei die ganze Zeit in Gedanken auf Bo Jergenson.
     
    Bo Jergenson begriff nicht, warum Gus Ronden ständig so mies gelaunt war, doch irgendwann sagte er sich, dass es zwecklos war, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Die Neuigkeiten, die er mitgebracht hatte, hätten Ronden und den
Boss eigentlich aufheitern müssen. Ronden war gerade in das Zimmer gestürmt, das er als Büro benutzte, und hatte Bo angeherrscht, dass er seinen Hintern dorthin in Bewegung setzen solle. Bo beschloss, nicht beleidigt zu sein. Wenn der heutige Abend gelaufen war, würde er nichts mehr mit Gus zu tun haben.
    »Alles ist genau so, wie du es haben wolltest«, sagte Bo und warf einen kleinen runden Gegenstand aus Metall auf den Schreibtisch, ehe er sich setzte.
    »Was zum Teufel ist das?«, wollte Ronden wissen und musterte ihn über den Schreibtisch hinweg.
    »So ein katholischer Heiligenanhänger.«
    »Was zum Teufel soll ich mit dem Voodooscheiß von so’nem Paddy? Diese Makrelenfresser sind noch schlimmer als die verdammten Nigger mit ihrem Aberglauben. Das Ding hat ihm ja wohl auch nicht geholfen, oder?«
    »Ich hab’s nur als kleine Trophäe mitgenommen, weiter nichts. Mir sagt es gar nichts.«
    »Du warst ganz schön schnell wieder hier«, sagte Gus und fuhr sich durch das schwarze, lockige Haar. Ganz darauf konzentriert, den weißen Schuppenkaskaden zuzusehen, die auf Gus’ Schultern rieselten, erschrak Bo, als Gus plötzlich fragte: »Wo hast du ihn liegen lassen? Doch wohl nicht hier in der Nähe?«
    »Natürlich nicht. Das hast du mir ja vorher gesagt. Ich habe ihn raus zur Farm gebracht.«
    Gus’ Gesicht wurde erst weiß, dann rot. »Zur Farm? Du Idiot! Du verfluchter Idiot! Weißt du, was der Boss mit dir macht? Du fährst sofort wieder raus!«
    Bo war verblüfft von dieser Reaktion. »Warum soll der Boss denn sauer sein? Der Krüppel braucht garantiert Stunden, bis er mit seinem kaputten Bein zurückgehumpelt ist.«
    »Weil dieser Krüppel, du Blödmann, Reporter bei einer Zeitung ist.«

    »Reporter!«, rief Bo und erhob sich. »Verdammt noch mal, davon hast du mir aber nichts gesagt!«
    »Tja, ist er aber. Womöglich geht dadurch alles in die Binsen. Mein Gott.« Er überlegte kurz und sagte dann: »Du musst zurückfahren und ihn woanders hinschaffen. Und ihn dann umbringen.«
    Bo trat von einem Bein aufs andere. »Ihn umbringen? Nein, nein. Auf so was habe ich mich nicht eingelassen. Du weißt, dass das nicht meine Preislage ist. Außerdem ist er sowieso bewusstlos.«
    »Du kennst Jack Corrigan nicht. Schnapp ihn dir.«
    »Ich dachte, der Boss wollte ihn lebend.«
    »Jetzt will er ihn garantiert nicht mehr lebend - nicht nach dem hier.«
    »Ich bringe niemanden um, erst recht keinen Reporter. Die sind wie die Bullen - wenn du einen abmurkst, fallen die anderen wie ein Schwarm Mücken über dich her. Und die geben auch nicht so leicht auf. Bloß dass er draußen bei der Farm ist, muss gar nichts heißen. Er hat keine Ahnung, was dort abläuft. Er ist ein Stadtmensch.«
    Eine Zeit lang sagte keiner etwas.
    »Ich bringe niemanden um«, bekräftigte Bo noch einmal. »Wenn mich Betty oder Lew oder irgendwer verpfeift, komme ich womöglich auf den Stuhl. Vergiss es. Und dann die ganzen

Weitere Kostenlose Bücher