017 - Invasion der Kyphorer
1.
»Haben Sie mich nicht verstanden? Das ist eine Invasion! «
Haiko Chans Worte waren kaum verklungen, als das dreidimensionale Bild des Interkoms zunächst erzitterte und dann verschwand. Zurück blieb nur eine schwarze Fläche.
Schwarz – wie die Gedanken von Clint Fisher, Sicherheitschef von Mechanics Inc. Er und Lino Frascati, der Konzernchef von Mechanics, starrten sekundenlang wie versteinert auf den dunklen Bildschirm. Der augenfälligste Unterschied zwischen den beiden war, dass Frascati sich am unangenehmeren Ende der kleinen und schallgedämpften automatischen Pistole befand, die sein Sicherheitschef mit tödlicher Präzision auf ihn gerichtet hielt.
Doch dies schien im Moment Frascatis geringeres Problem zu sein.
»Eine Invasion …«, echote er. Endlich löste sich sein Blick vom Interkom und traf die Augen seines Gegenübers.
Clint Fisher war ebenso überrascht wie der Konzernchef, dennoch entließ er diesen keinen Sekundenbruchteil aus dem Fokus seiner Waffe.
»Die Kyphorer?«
Frascati wiegte überlegend den Kopf. »Nach allem, was wir von Phönix erfahren haben und nach Chans Beschreibung, wohl eher die Craahls – ihre Leute fürs Grobe.«
»Eine Invasion durch das Star Gate auf dem Mond …«
»Wissen Sie, was ich denke?« Der Konzernchef hatte seinen Sessel in Fishers Richtung gedreht und schien die Pistole, die auf ihn gerichtet war, überhaupt nicht mehr wahrzunehmen. »Wir können Gott dafür danken, dass das Star Gate hier in Detroit nicht mehr existiert!«
Fishers Gedanken rasten. Als er vor wenigen Minuten in Frascatis Büro gestürmt war, war dies in der festen Absicht geschehen, den Konzernchef auszuschalten und sich selbst an dessen Stelle zu setzen. Er hatte über eine verborgene Abhöreinrichtung mitverfolgt, wie Frascati nicht weniger als zehn Milliarden Verrechnungseinheiten auf ein Konto einer dubiosen Bank in der ehemaligen Schweiz überwiesen hatte. Daraufhin hatte er ihn zur Rede gestellt und der Konzernchef hatte ihm eine kaum glaubliche Geschichte von einer Falle erzählt, die ihm vom Konzern MAFIA gestellt worden war.(siehe Band 15: ›Der Schatz des Poseidon‹ und Band 16: ›Frascati mal zwei‹)
Dann war das Gespräch durch Haiko Chans Anruf vom Mond unterbrochen worden.
»Das ist natürlich nur die Vorhut«, fuhr Frascati in seinen Überlegungen fort. »Unser Star Gate auf dem Mond ist nicht groß genug, um damit in kurzer Zeit genügend Truppen für eine Invasion des Mondes oder gar der Erde heranzubringen. Raumschiffe werden sicher bald folgen!«
»Dazu müssen sie aber erst die galaktische Position der Erde feststellen«, folgerte Clint Fisher. »Wahrscheinlich wissen sie überhaupt nicht, wo sie herausgekommen sind. Alles, was sie brauchten, war ein SG mit der gleichen Norm wie unseres. Vielleicht war es ja nur ein Zufall …«
Energisch schüttelte der Konzernchef den Kopf. »Darauf würde ich nicht spekulieren! Chan sprach davon, dass die Fremden sofort das Feuer eröffnet hätten! Nein, das muss genau geplant gewesen sein!« Er hielt inne und blickte seinen Sicherheitschef unwillig an. »Wollen Sie nicht endlich die Waffe runter nehmen? Wir haben im Moment weiß Gott andere Sorgen als übereinander herzufallen!«
Fisher verzog keine Miene. Der Lauf der Waffe senkte sich nicht um einen Millimeter. »Ich überlege …«
»Wir müssen reagieren!«, drängte Frascati. »Wenn die Craahls erst einmal die Mondoberfläche erreicht haben, ist es wahrscheinlich bereits zu spät. Die galaktische Position unseres Sonnensystems festzustellen wird für jemanden mit so fortgeschrittener Technik allenfalls Minuten in Anspruch nehmen! Und höchstens eine weitere Minute wird es dauern, bis diese Position via SG zurückgemeldet worden sein wird! Dann ist das Verhängnis nicht mehr aufzuhalten! Sie haben ja selbst gehört, was die Kyphorer auf dem Planeten Shan angerichtet haben, nur weil dessen Bewohner sich erdreisteten, Raumschiffe zu bauen! Was werden sie wohl mit Leuten machen, die – nach ihren eigenen Begriffen – illegal Star Gates bauen und benutzen?«
Der Sicherheitschef starrte einen Augenblick ins Leere. Er erkannte, dass Frascati recht hatte. »Wir werden reagieren«, sagte er nach einer Pause von beinahe einer Minute, während der ihn der Konzernchef mit seinen Blicken fixiert hielt. Ein Ruck durchlief seinen Körper, als er einen Entschluss fasste.
» Ich werde reagieren!«
Er korrigierte den Lauf der schallgedämpften Pistole, bis dieser auf
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