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Totensonntag

Totensonntag

Titel: Totensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Jürgen; Tewes Reitemeier
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einigermaßen annehmbar leben zu können.
    Alicija sah im Sand etwas blinken. Sie bückte sich. Es war Rademachers Pistole. Sie nahm sie hoch und wog sie in der Hand, dann zielte sie auf Kloppenburg. Doch der sah die auf ihn gerichtete Waffe gar nicht, sondern schob die nächste Ladung Sand auf den Haufen.
    Du brauchst jetzt nur den Finger krumm zu machen, ging es Alicija durch den Kopf. Dann hat sich auch das Problem Kloppenburg erledigt. Sie gab ihrem Hirn den Befehl. Doch der Abzug der Waffe bewegte sich nicht. Etwas in ihrem Kopf hinderte sie an der entscheidenden Bewegung.
    Endlich verstummte das Dröhnen des Motors, und Alicija ließ die Waffe sinken. Tränen rannen ihr übers Gesicht. Sie drehte sich um und rannte davon. Sie musste weg, weg von Kloppenburg, weg aus Paderborn. So schnell wie möglich.
    Mit Kloppenburg würde sie nicht leben können und schon gar nicht mit ihm glücklich werden. Er war der Freier und sie die Hure. Das würde sich nie ändern. Auch wenn er einer der wenigen Männer gewesen war, der sie einigermaßen anständig behandelt hatte. Alicija hatte ihm zweimal das Leben gerettet. Sie waren quitt.
    Sie lief auf eine Hecke zu, die zwischen See und Bundesstraße lag. Kaum hatte sich die Dunkelheit der Hecke um Alicija gelegt, griffen starke Hände nach ihr. Der Mund wurde ihr zugehalten, damit sie nicht schreien konnte, und sie wurde auf den Boden gepresst. Sie roch nasses Laub. Dann klickten Handschellen an ihren Handgelenken.
    Zur gleichen Zeit stürzten sich zwei dunkle Gestalten auf Kloppenburg.

74
    Horst Schwiete hatte kein gutes Gefühl. Winter war nach wie vor nicht zu erreichen. »Fahr bitte schneller«, wies er Linda Klocke an, die hinter dem Steuer des Polizeiwagens saß. Beim Abzweig Am Schlengenbusch bemerkte Schwiete im diffusen Licht der Straßenbeleuchtung eine deutlich sichtbare Bremsspur auf der Straße, die am Ende scharf nach links führte. Die Spur sah frisch aus und bestärkte Schwiete darin, diesem Weg zu folgen.
    »Du kennst dich doch hier aus, Linda, führt die Straße auch zu diesem Bürgerhaus?«
    Sie nickte, und wenig später standen sie vor dem Parkplatz des Bürgerhauses. Dort fanden sie ein Taxi und einen roten Audi vor, die beide noch eine warme Motorhaube hatten und offenbar eben erst hier abgestellt worden waren. Weit und breit war kein Mensch zu sehen oder zu hören. Das Bürgerhaus selbst war verschlossen und dunkel.
    Plötzlich hörten sie von weit her zwei Schreie, die wie Angriffsgebrüll klangen.
    »Sie werden hinter diesem Gebäudekomplex sein«, stellte Schwiete erregt fest. »Ich linksherum und du rechts! Und denk daran, dass du eine Waffe hast!«
    Die immer recht wortkarge Linda Klocke nickte nur und setzte sich in Bewegung. Auch Schwiete nahm nun Tempo auf, umrundete das Gebäude und kam auf den hinteren Parkplatz. Ein schmaler Weg führte am anderen Ende des Platzes auf einen Wall. Schwiete zog seine Dienstpistole aus dem Holster und entsicherte sie. Vorsichtig überquerte er den Platz.
    Auf dem Wall angekommen, bemerkte er ein flackerndes Licht, das zwischen den Gräbern des angrenzenden Friedhofs herumirrte. Während er überlegte, wer das sein könnte, hörte er von der anderen Seite, weit entfernt, Linda Klockes energische Stimme:
    »Halt! Polizei! Nehmen Sie die Hände hoch!«
    Der dunkle Schatten dachte offenbar gar nicht daran, dieser Aufforderung Folge zu leisten, sondern machte urplötzlich zwei, drei Schritte nach vorn, zerrte einen anderen dunklen Schatten hinter einem der Grabsteine hervor und schob ihn vor sich wie einen Schutzschild.
    »Stopp!«, rief er. »Mein Messer liegt direkt an der Kehle dieses Mannes. Wenn sich auch nur einer von euch Bullen rührt, ohne dass ich ihn dazu aufgefordert habe, dann ist die Kehle durch. Verstanden? Also runter mit der Knarre!«
    Schwiete duckte sich und versuchte, sich etwas näher heranzupirschen. Er konnte nur hoffen, dass Linda Klocke sich professionell verhielt. Rechts von Schwiete im Gebüsch war leises Stöhnen zu hören. Dort lag offenbar jemand, der verletzt war. Aber um den konnte er sich nicht kümmern. Er musste runter auf den Friedhof.
    »Was verlangen Sie?«, hörte er Linda Klocke fragen. »Und wer sind Sie?«
    Gutes Mädchen, dachte Schwiete, sie bindet die Aufmerksamkeit des Geiselnehmers. Das ermöglichte es ihm, immer näher heranzuschleichen.
    »Wer ich bin, ist nicht wichtig«, rief der Mann mit dem Messer in der Hand, »aber ich will ungehindert zu meinem Auto. Mit meiner

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