Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totensonntag

Totensonntag

Titel: Totensonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Jürgen; Tewes Reitemeier
Vom Netzwerk:
auch Mike zu disziplinieren.
    Tatsächlich standen sie wenig später in der kaum möblierten Baracke. Es gab einen langen Tisch, einige Holzstühle und an der Wand leere, verstaubte Regale. Dicke Spinnennetze hingen von der Decke herab, und das leise Rascheln und Trappeln von Mäusen war zu hören. Alles wirkte so heruntergekommen, als wäre seit Jahren niemand mehr hier gewesen. Aber es gab immerhin einen Wasserhahn mit fließendem Wasser, wie Rademacher feststellte, als er die Hütte mit der Taschenlampe ausleuchtete. Ihn schauderte ein wenig davor, hier eine Nacht verbringen zu müssen, aber er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    Zu Mike sagte er, ganz der Boss: »Kümmere du dich um unseren Gefangenen. Ich gehe noch mal zurück zum Auto.«
    Kurz darauf kam er wieder zurück und zerrte einen großen Koffer hinter sich her. »Hier ist alles, was wir brauchen«, berichtete er stolz, als Mike ihn fragend ansah. »Lebensmittel, Gaskocher, Campingleuchten, sogar Klopapier. Und noch ganz viel mehr. Der Chef hat wirklich an alles gedacht. Sogar eine Flasche Wodka hat er eingepackt, damit du deine Schmerzen betäuben kannst. Ist schon ein tüchtiger Mann, unser Chef. Und schau mal, hier sind Handschellen für unseren Gast. Und was ist das? Ein Zettel mit einer Liste von Fragen, die wir ihm stellen sollen.«

41
    Hauptkommissar Horst Schwiete war stocksauer. Er hatte immer schon seine größeren und kleineren Probleme mit seinem Nachbarn Johnny Winter gehabt, aber diesmal war Winter eindeutig zu weit gegangen.
    »Wie kommst du dazu, auf eigene Faust Ermittlungen zu führen? Was geht dich das Ganze überhaupt an?«, fragte Schwiete wütend, als in der Küche von Hilde Auffenberg um kurz vor Mitternacht die große Runde zusammentraf. Außer Schwiete und Winter saßen oder standen noch Hilde Auffenberg, Willi Künnemeier und Herbert Höveken in der Küche.
    »Habt ihr euch zu irgendeinem Zeitpunkt eurer kindischen Aktion einmal klargemacht, was hätte passieren können? Wenn die euch entdeckt hätten … Ich will mir das gar nicht ausmalen.«
    Horst Schwiete zeigte Emotionen, die bislang noch niemand an ihm wahrgenommen hatte. Hilde Auffenberg versuchte, die Wogen etwas zu glätten.
    »Stimmt schon, Herr Schwiete. Aber es ist ja nichts passiert. Ich bin mir sicher, Johnny und Willi sehen ein, dass es ein Fehler war, allein Detektiv zu spielen.«
    »Ach ja?«, fragte Winter provokant. »Woher willst du das wissen? Ihr könnt sagen, was ihr wollt, aber Willi und ich haben in den letzten drei Stunden mehr herausbekommen als die Polizei seit dem Diebstahl des Sarges. Und ganz nebenbei haben wir eine Entführung beobachtet und können der Polizei nun wertvolle Hinweise anbieten. Ja, und das Kennzeichen eines der beiden Autos haben wir auch geliefert. Ist das nichts?«
    Herausfordernd blickte er sich um. Er sah in müde Gesichter, was angesichts der Uhrzeit wenig erstaunte. Am müdesten wirkte Herbert Höveken.
    »Mir ist es völlig wurscht, ob es richtig war, was Willi und Johnny gemacht haben. Ich will nur meinen Sarg zurückhaben. Kann ich ihn morgen dort abholen, Herr Schwiete?«
    Der Polizist schnaubte. »Nein! Ihren Sarg bekommen Sie schon noch zurück. Aber überlassen Sie es uns, wann es so weit ist. Es gibt vorher eine Menge zu klären. Und Frau Kloppenburg wird im Augenblick ganz andere Sorgen haben als diesen verdammten Sarg. Darf ich die Anwesenden im Raum daran erinnern, dass ihr Mann vor zwei Stunden entführt worden ist?«
    Nun meldete sich Willi Künnemeier, bei dem offenbar die Aufregung der letzten Stunden wie eine Frischzellenkur gewirkt hatte, munter zu Wort: »Was passiert denn nun mit den Entführern? Werden die schon verfolgt? Oder müssen Johnny und ich noch mal ran?«
    »Unterstehen Sie sich!« Schwiete drosch mit der Faust auf den Küchentisch und wollte eben weiterreden, als Hilde Auffenberg ruhig dazwischenging.
    »In meiner Küche haut nur eine auf den Tisch, und das bin ich, Herr Schwiete. Ihre berechtigte Sorge in allen Ehren, aber hier sitzen nur erwachsene Menschen, und von denen erwarte ich einen angemessenen Tonfall.«
    Als Schwiete bei diesem Einlauf mit hochrotem Kopf heftig nach Luft schnappen musste, fuhr sie in beruhigendem Tonfall fort: »Sie haben ja recht, Herr Schwiete. Aber es ist doch keinem was passiert außer dem Ehemann meiner Freundin, und das wäre auch geschehen, wenn unsere beiden Helden nicht dabei gewesen wären. Belassen wir es also bei einer ernsten

Weitere Kostenlose Bücher