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1719 - Totenmarsch

1719 - Totenmarsch

Titel: 1719 - Totenmarsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Einige Tage zuvor
    Father Gregor hockte in seinem Zimmer nahe des Fensters und wartete darauf, dass es passierte. Er war sich sicher, dass es geschehen würde. Es gab für ihn keine Alternative. Das Grauen kehrte zurück. Dann waren die Toten nicht mehr tot und begraben.
    Noch war es still. Das würde sich bald ändern, wenn die Zeit dafür reif war. Der Geistliche wusste das, doch man glaubte ihm nicht oder wollte ihm nicht glauben. Er aber war davon überzeugt, wollte zudem ein Zeichen setzen und ging davon aus, dass es ihn das Leben kosten konnte.
    Auch das war ihm egal. Seine Jahre lagen hinter ihm. Er war alt geworden, das Feuer der Jugend war erloschen, jedoch nicht der Wille, sich gegen das Grauen zu stemmen, da sah er sich mehr als Märtyrer, der nun für die Fehler in seinem Leben büßte.
    Das Haus, in dem er lebte, war klein. Es duckte sich gegen einen mit Felsbrocken bestückten Hang. Das Dach war an beiden Seiten weit vorgezogen und ragte dabei noch weit über den Eingang wie ein Regenschutz.
    Entsprechend klein waren die Fenster. Quadratisch und niedrig. Father Gregor hatte dem Rechnung getragen und den Stuhl mit der etwas erhöhten Sitzfläche so hingestellt, dass er ohne Probleme durch die Scheibe nach draußen schauen konnte und dabei einen Teil der Landschaft überblickte, die darauf wartete, dass der Frühling endlich explodierte.
    Der Tag war fast gelaufen. Noch zögerte die Dunkelheit damit, sich über das Land zu legen. Zu lange hatte in den letzten Stunden die Sonne geschienen und einen ersten Hauch von Frühling mitgebracht. Aber die Dunkelheit würde kommen. Sie war wie ein breiter, finsterer Fluss, der erst dann aufhörte zu fließen, wenn das Morgengrauen anbrach und die Sonne ihren Kampf wieder aufnahm.
    Der alte Geistliche, der mal als Mönch und auch als Pfarrer gedient hatte, wollte in dieser Nacht den Beweis bekommen. Auch andere Menschen waren eingeweiht, aber die ignorierten das Andere, weil sie es nicht begriffen und auch nicht wahrhaben wollten, denn es ging gegen alle Naturgesetze.
    Gregor aber hatte es gelernt, hinter die Normalität zu schauen, denn in ihr verbarg sich vieles, was die meisten Menschen nicht akzeptieren wollten.
    Gregor schon. Er war mit seinem Wissen alt geworden. Sein Haar hatte eine schlohweiße Farbe angenommen, aber er hatte es kurz geschnitten, denn er wollte nicht herumlaufen wie andere Männer in seinem Alter, die auf ihr Äußeres keinen Wert mehr legten.
    Sie würden kommen. Er würde sie sehen, aber er wusste nicht, wann sie erschienen. Es war unmöglich, sich auf eine Uhrzeit festzulegen, und deshalb musste er warten. Natürlich würden sie in der Dunkelheit erscheinen. Bis dahin verging noch ein wenig Zeit, und die wollte sich Father Gregor verkürzen.
    Er hatte neben seinem Stuhl den Tisch mit der runden Platte gestellt. Darauf standen die Flasche Whisky, ein Glas und eine Karaffe mit Wasser, für das ein zweites Glas bereit stand. Hin und wieder musste Gregor einen Schluck nehmen. Er wechselte zwischen Wasser und Whisky ab.
    Wenn er dann wieder aus dem Fenster schaute, zogen sich die Augen in seinem zerfurchten Gesicht zusammen, aber die Landschaft vor dem Fenster hatte sich nicht verändert. Nichts bewegte sich dort. Die Stille blieb, wie sie war, aber er war sicher, dass sich dies ändern würde.
    Und es änderte sich.
    Gregor hatte das kleine Fenster nicht ganz geschlossen. Es stand einen winzigen Spalt offen, sodass etwas von der Kühle draußen in das Zimmer geweht wurde.
    Und von den Geräuschen, die plötzlich aufgeklungen waren. Father Gregor hatte nach dem Glas greifen wollen, aber mitten in der Bewegung stoppte seine Hand.
    Er hatte etwas gehört …
    Ein Geräusch, nein, Geräusche. Sie drangen durch den schmalen Fensterspalt an seine Ohren. Und was er da wahrnahm, war nicht das, was er als Normalität einstufte. Was da zu ihm drang, das konnte Musik sein, aber auch nur eine Ansammlung von Geräuschen und Tönen, die ohne jede Harmonie waren.
    Die Laute wehten direkt auf die breite Hausseite zu. Noch sah er nicht, wer sie produzierte. Sie kamen auch nicht aus der Richtung, in der das Dorf lag, sondern von der weiten Fläche, die sich bis zur Küste hinzog.
    Wellige Dünen, die mit hartem Gras bewachsen waren und dazwischen recht flache Klippen aufwiesen. Zwischen diesen Erhebungen konnte sich jemand bewegen, ohne sofort gesehen zu werden.
    Das war auch jetzt so. Aber es war nur zu hören. Klänge, Töne, Geräusche – alles mischte

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