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Totentaenze

Totentaenze

Titel: Totentaenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian , Krystyna Kuhn , Manuela Martini , Susanne Mischke
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abzusetzen.
    »Er ist Musiker und gibt hier irgendwann ein Konzert«, erklärte ich und erhob mich, während mich Sebastian erstaunt ansah. Selbst von diesem kurzen Sitzen tat mir schon der Rücken weh.
    »Aber was hat Wilko mit dieser Kirche zu tun?«
    »Weiß der Geier, was! Es ist mir einfach echt zu blöd, hier zu warten. Sie wollte uns verarschen. Sich an uns rächen.« Ich kochte vor Wut.
    »Rächen, warum?«
    Ich verzichtete darauf, ihm zu antworten, und er folgte mir an den Nischen vorbei zur Seitentür, durch die ich gekommen war. Auf einmal war ich überzeugt davon, dass Levke mich und Sebastian zum Narren hielt. Weil ich sie arrogante Ziege genannt hatte. Und weil ihr Sebastian lästig war.
    Am nächsten Morgen sollte ich erfahren, dass ich mich getäuscht hatte.
    Zusammen machten wir uns auf den Rückweg. Obwohl mich Sebastian nervte, war ich doch froh, nicht allein zurückfinden zu müssen.
    Außerdem erklärte er mir, dass er einen weiteren Eingang entdeckt habe, und hielt auf einmal einen Schlüssel in der Hand.
    »Mitgenommen«, erklärte er und schloss eine Seitentür des Klosters auf.
    Die Digitalziffern über der Gangschaltung zeigen bereits fünfundzwanzig Euro an. Dafür wird fast mein ganzer Urlaubsetat draufgehen, denke ich, und wir haben noch immer ein Stück Weg vor uns. Draußen ist es finsterer geworden und ich merke, wie sich mir die Kehle weiter zuschnürt. Keine beleuchteten Restaurants mehr, nur noch Ampeln, ein paar geschlossene Geschäfte, schummrige Laternen.
    Ich könnte aussteigen. Oder zurückfahren. So tun, als sei nichts passiert. Als hätte ich diese Nachricht nie geschickt. Schon öffnet sich mein Mund, formen sich die italienischen Worte, doch sie werden nicht wirklich. Sie bleiben Fantasie. Ich kann sie nicht aussprechen. Meine Stimme streikt. Meine Gedanken kehren zu gestern zurück.
    Die Versuche, beim Frühstück am nächsten Morgen den Anschein der Normalität zu wahren, schlugen bei allen fehl. Jans Witze waren noch schlechter als gewöhnlich, Julia kicherte zu lang und zu hoch, Herrn Rentschs Hundeblick war geradezu zum Weinen und Frau Dr. Bart-Keferleins Steifheit extrem ernüchternd. Tadeusz’ Blässe schien mir noch leichenhafter geworden zu sein und ich – ich durfte mir nicht anmerken lassen, dass ich diese SMS bekommen hatte und nachts in dieser Kirche gewesen war.
    Herr Rentsch stand plötzlich auf und informierte uns über die begonnene Suchaktion der Polizei und den Versuch, einen Erziehungsberechtigten Levkes zu kontaktieren, was nicht ganz einfach war. Ihre Eltern waren gerade auf einer Rundreise in Myanmar – dem Königreich, in das man nur nach langen, aufwendigen Anträgen einreisen und das man auch nicht spontan verlassen darf.
    Ich wollte mich gerade krankmelden, als Herr Rentsch zu mir an den Tisch kam und mit gesenkter Stimme sagte: »Hat Levke hier in Rom vielleicht jemanden … ähm … nun ja, kennengelernt?«
    Auf die Idee war ich noch gar nicht gekommen.
    »Nein«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Sie hat mir nichts gesagt. Und … ich kann heute nicht mitkommen. Ich habe mir wohl den Fuß vertreten.« Ich würde es nicht ertragen können, so zu tun, als wäre nichts geschehen.
    Eine schlechte Lüge, doch Herr Rentsch nickte nur, fragte weder, ob ich zum Arzt müsste, noch musterte er mich prüfend. Ihm war es, glaube ich, angesichts des Verschwindens einer Schülerin schlichtweg egal.
    Darian kam mit den Händen in den Taschen auf mich zu und fragte fast beiläufig, ob ich tatsächlich nichts von Levke gehört hätte. Ich wunderte mich darüber, weil ich gar nicht wusste, dass er sich für Levke interessierte. Hatte ich da etwas nicht mitbekommen? Sandra und Julia warfen mir überraschte Blicke zu. Sie stellten sich offensichtlich die gleiche Frage wie ich.
    »Warum interessierst du dich auf einmal für Levke?«, fragte ich ihn.
    Daraufhin kniff er seine Augen zusammen, schnickte sein blondes Haar nach hinten und zog spöttisch einen Mundwinkel hoch. »Das geht dich gar nichts an, Rixa.«
    Ich zuckte die Schultern und sagte leichthin: »Dann geht es dich auch nichts an, ob ich etwas von Levke weiß.«
    »Du machst dich schuldig, wenn du Informationen zurückhältst!«, fuhr er mich mit gesenkter Stimme an.
    »Blablabla. Kümmre dich um deinen eigenen Scheiß!«, gab ich pampig zurück und wandte mich ab. Darian und ich gingen uns sonst immer eher aus dem Weg, da wir beide so etwas wie Konkurrenten sind, beide suchen wir unsere

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