Touch of Pain
lassen, und er kam nicht mehr an sie heran. Richard musste seine Vorgehensweise drastisch ändern, die Gewissheit verknotete seinen Magen. Er zog die Tür leise ins Schloss und drückte auf die Kurzwahltaste seines Mobiltelefons. Er lächelte zynisch, weil er es vorhin im Bad deponiert hatte, obwohl es ihm zu dem Zeitpunkt nicht bewusst gewesen war, dass er seine Entscheidung bereits getroffen hatte. Sein Chef und Freund David meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
Richard schluckte den Klumpen in seiner Kehle hinunter. Er setzte einen Plan in Gang, der unumkehrbar war, wenn er mit Carol bei David eintraf. Sie würde ihn nicht nur verachten, sondern hassen, während ihre gewohnte Welt um sie herum zerbrach, bis sie von selbst aus den Trümmern stieg. Es war ein riskantes Unterfangen, doch diese Kälte konnte er nicht mehr ertragen, sonst würde er noch etwas Unüberlegtes tun.
„Richard, alles in Ordnung?“
David verfügte über ein unglaubliches Einfühlungsvermögen. Richard hatte ihn sofort gemocht, als er vor zwei Jahren in seinem Architekturbüro angefangen hatte. David war entschlossen, hatte ein Gespür für Menschen und war ein Master, der eine ganz besondere Insel sein Eigentum nannte. Er hatte von Anfang an behauptet, dass in Richard ein Master steckte, und dass das den Grund darstellte, weshalb Carolina von der ersten Sekunde an unwiderstehlich auf Richard gewirkt hatte. Dominante Männer besaßen angeblich einen starken Beschützerinstinkt, wurden von Demut und Verletzlichkeit angezogen und waren ihren Instinkten ausgeliefert. Richard erachtete die Aussage zuerst als widersprüchlich, doch umso länger er darüber nachdachte, desto logischer erschien sie ihm. Er hatte begonnen, das eigene Verhalten zu analysieren, entdeckte weitere Hinweise in sich, dass David mit seiner Einschätzung verflucht richtig lag. Richard mochte schüchterne Frauen, die nicht gern im Mittelpunkt standen. Es erfreute ihn, wenn eine Frau die Lider niederschlug, weil sie von seinem Blick verunsichert war. Carolina wandte sich ihm instinktiv zu, sobald sie sich unsicher fühlte. Sie blieb auf Partys am liebsten an seiner Seite.
Er hatte den Domblick an seiner neuen Assistentin ausprobiert, und die Kleine hatte gewirkt, als wollte sie sich ihm vor die Füße werfen. Mit der Zeit fand Richard heraus, dass David ausschließlich dominante Kerle und devote Ladys einstellte. Richard jedoch weigerte sich, die Veranlagung auszuleben – bis jetzt. Hitze jagte ihm ins Geschlecht bei der Fantasie, Carolina über seinen Schoß zu drapieren und ihr so lange den Arsch zu versohlen, bis er glühend unter seiner Handfläche lag und er sie zum Orgasmus zwang. Eigentlich sollte ihm bei der Vorstellung übel werden, stattdessen bekämpfte er seine Erektion.
Jetzt war der Moment gekommen, endlich zu seinen Neigungen zu stehen und auch Carolinas an die Oberfläche zu zerren.
„Ich möchte auf dein Angebot zurückgreifen.“
David verblieb eine Weile stumm, während Richards Herz raste.
„Komm mit Carolina morgen Abend zu mir. Ich will ihr in die Augen sehen und mich restlos davon überzeugen, dass ich mit meiner Einschätzung richtig liege. Dann bringe ich sie auf die Insel, und es gibt für euch beide kein Zurück.“
„Du hast mir die Bedingungen erläutert, mein Freund. Es bedeutet unsere finale Chance. Wenn wir noch länger auf diese grauenvolle Weise zusammenleben, zerbrechen wir.“
„Melde sie für vier Wochen bei ihrer Arbeit ab.“
Das stellte kein Problem dar. Als sie nach Pasadena gezogen waren, hatte sie ihren Job als Verkaufsleiterin aufgegeben. Die Tätigkeit befriedigte sie nicht mehr, und sie war das ewige Mobbing in der Firma leid. Inzwischen arbeitete sie freiberuflich als Übersetzerin. Ihren letzten Auftrag hatte sie erledigt und gönnte sich eine Pause. Ein besseres Timing gab es nicht. Carolina war lieber allein oder verbrachte ihre Zeit mit Richard, anstatt einen Freundeskreis zu pflegen. Sie fühlte sich immer unwohl zwischen Fremden. Richard hatte es auf ihre Kindheit zurückgeschoben. Laut David ging es vielen Devoten so. Falls sie Freunde hatten, dann nur wenige. Sie vertrauten anderen Menschen nur schwer, doch verdiente man sich ihr Vertrauen, war ihre Hingabe grenzenlos. Missbrauchte man es, war der Bruch meistens endgültig.
Carolina war anfangs eine ausgeglichene zufriedene Frau gewesen, die ihn aus ganzem Herzen geliebt hatte und ausgehungert nach Liebe war. Die Veränderungen traten leise in ihr
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