Die Verschollenen
1
Der imperiale Sternzerstörer bewegte sich lautlos durch die Dunkelheit des Raums, die Beleuchtung gedämpft, die riesigen Sublichtantriebe loderten hell.
Der Mann, der auf der Kommandogalerie stand, konnte das Grollen dieser Triebwerke in seinen Füßen spüren, während er den leisen Stimmen aus dem Besatzungsbereich unter sich lauschte. Seine Leute klangen besorgt, so besorgt, wie er sich selbst fühlte.
Wenn auch aus vollkommen anderen Gründen. Für ihn war das hier eine persönliche Angelegenheit, die Frustration eines Fachmanns, der sich mit fehlbaren Geschöpfen und den Launen eines Universums herumschlagen musste, das nicht immer den theoretischen Vorstellungen, was gut und angemessen wäre, entsprach. Es war zu einem Fehler gekommen, vielleicht zu einem schwer wiegenden Fehler. Und wie immer in solchen Fällen würde das unangenehme Folgen haben.
Aus der Mannschaftsgrube an Steuerbord erklang ein leiser Fluch, und er seufzte. Das alles zählte für die Besatzung des Sternzerstörers nicht. Ihre Sorgen drehten sich einzig um ihre Leistung und darum, ob sie am Ende der Reise ein Schultertätscheln oder einen Tritt in den Hintern erhalten würden.
Oder vielleicht machten sie sich Gedanken, ob die Sublicht-triebwerke explodieren würden. Auf diesem Schiff wusste man nie.
Er wandte den Blick von der Großartigkeit der Sternenlandschaft ab und richtete seine Aufmerksamkeit ein Stück weiter nach unten auf den Bug des Sternzerstörers, der sich länger als einen Kilometer vor ihm erstreckte. Er konnte sich an Zeiten erinnern, in denen schon der Anblick eines dieser Schiffe selbst die mutigsten Kämpfer und die arrogantesten Schmuggler schaudern ließ.
Aber diese Tage waren vorüber, hoffentlich für immer. Das Imperium hatte sich verändert, obwohl viele in der Neuen Republik sich selbstverständlich immer noch weigerten, das zu glauben. Unter der straffen Führung von Oberbefehlshaber Pellaeon hatte das Imperium einen Vertrag mit der Neuen Republik unterzeichnet und war inzwischen nicht mehr gefährlicher als die Bothans oder der Korporationssektor.
Beinahe gegen seinen Willen lächelte er, als er über den langen Bug des Sternzerstörers hinwegschaute. Selbstverständlich hätte selbst in den alten Tagen des Imperiums dieses besondere Schiff mehr Erstaunen als Angst erweckt.
Es war schließlich nicht einfach, einen leuchtend roten Sternzerstörer ernst zu nehmen.
Hinter ihm, hörbar sogar über das Grollen der Triebwerke hinweg, erklang der schwere Schritt von Stiefeln. »Also gut, Karrde«, knurrte Booster Terrik und blieb neben ihm stehen. »Das Kom funktioniert wieder. Du kannst senden, was und wohin du willst.«
»Danke.« Talon Karrde wusste, dass es ungerecht wäre, Booster die Schuld am Zustand seiner Ausrüstung zu geben. Ein Imperialer Sternzerstörer war ein gewaltiges Schiff, vor allem, wenn Reparaturen anstanden, und Booster hatte nicht annähernd genug Leute, um diese Aufgabe angemessen zu erledigen.
»H’sishi?«, rief er. »Jetzt.«
[In Ordnung, Chef], erwiderte die Togorianerin von der Kom-Konsole aus, und ihr Fell plusterte sich ein wenig auf, als ihre Klauenfinger die Tasten berührten. [Übermittlung beendet. Soll ich jetzt beginnen, den Rest des Netzes zu alarmieren?]
»Ja«, sagte Karrde. »Danke.«
H’sishi nickte und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Anlage zu.
Damit hatte Karrde alles getan, was er im Augenblick tun konnte. Wieder blickte er auf zu den Sternen, verschränkte die Arme und versuchte angestrengt, die Geduld zu bewahren. »Es wird schon gut gehen«, murmelte Booster neben ihm. »In einer halben Stunde haben wir diesen Stern umkreist und können dann in den Hyperraum springen. In höchstens zwei Standardtagen werden wir im Domgrin-System sein.«
»Immer vorausgesetzt, der Hyperantrieb bricht nicht wieder zusammen.« Karrde winkte ab. »Tut mir leid, Ich bin einfach – ach, du verstehst das schon.«
»Sicher«, erwiderte Booster. »Aber entspann dich jetzt, ja? Wir reden hier immerhin von Luke und Mara und nicht von ein paar frisch geschlüpften neimoidianischen Larven. Die beiden sind nicht so leicht zu erschüttern.«
»Mag sein«, sagte Karrde. »Obwohl das selbst Jedi hin und wieder passieren kann.« Er schüttelte den Kopf. »Aber das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass ich Mist gebaut habe. Ich mag es nicht, wenn das passiert.«
Booster zuckte mit den massiven Schultern. »Glaubst du denn, es geht uns anders?«, fragte er spitz.
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