Traeume aus 1001 Nacht Band 03
fügte er erklärend hinzu, als er ihren fragenden Blick bemerkte.
Rose bekam langsam einen Eindruck, was es bedeutete, sein Leben in der Öffentlichkeit zu leben.
„Selbstverständlich. Ich verstehe.“ Sie nickte.
Er lachte. „Rose, so folgsam waren Sie noch nie.“
Sie setzte ein unterwürfiges Gesicht auf. „Das mögen Sie doch, Prinz.“
Er schluckte. „Nein, ich mag Ihr Temperament“, sagte er wahrheitsgemäß. „Sie sind ein gleichwertiger Gegner.“
Obwohl ihr dieses Kompliment wirklich gefiel, wollte sie sich nicht davon beeindrucken lassen. Sie verschwand eilig im luxuriösen Badezimmer.
Nach zwanzig Minuten kehrte Khalim zurück. Philip hatte ihr inzwischen im Salon Gesellschaft geleistet.
„Rose und ich werden im zweiten Wagen mit dem Bodyguard fahren“, wies Khalim an. „Wirst du den ersten Wagen nehmen, um meine Ankunft im Palast zu melden?“
„Natürlich.“ Philip musterte Rose neugierig, bevor er sich von dem Prinzen mit einer Verbeugung verabschiedete.
„Warum hat mich Philip so seltsam angesehen?“, fragte Rose, nachdem er gegangen war.
Khalim seufzte. „Weil du die erste Frau bist, die ich je nach Maraban mitgenommen habe“, gab er brummend zu.
Es schien sie nicht zu beeindrucken. Was er wiederum unwiderstehlich fand.
Die heiße Luft traf sie wie ein Schlag, obwohl es bereits September war und sich die Temperaturen schon etwas abgekühlt hatten. Ein eisiger Winter würde folgen.
Die Fahrt zum Palast war ein Fest für die Sinne. Rose sah gebannt aus dem Fenster der Limousine. Marabans Hauptstadt quoll vor Menschen über. Überall in den überfüllten Straßen drängten sich Autos, Handkarren und Kamele. Sie sah staubige Kisten mit Orangen und lebende Hühner in Käfigen.
Die Hauptstraße schien für Khalims Ankunft geräumt worden zu sein. Die Menge staute sich, um einen Blick auf den Thronfolger hinter der getönten Scheibe zu erhaschen.
Der Palast lag etwas außerhalb des turbulenten Zentrums. Roses erster Eindruck prägte sich unauslöschlich ein. In der Ferne erhoben sich hohe, zerklüftete Berge vor einem kobaltblauen Himmel. Davor erglühte der Palast im warmen Licht der Nachmittagssonne in reinstem Gold.
Rose verstummte. Khalim genoss ihren verträumten Gesichtsausdruck.
„Mögen Sie mein Zuhause?“, fragte er.
„Wie könnte ich nicht?“, lautete die Gegenfrage. „Was erwartet uns, wenn wir ankommen?“
Khalim antwortete, obwohl ihre Frage fast wie ein königlicher Befehl geklungen hatte. „Meine Mutter und meine Schwestern leben in einem gesonderten Bereich des Palastes. Wir werden mit ihnen zu Abend essen. Sie werden Ihre eigene Suite bekommen, und ein Mädchen wird sich um Ihre Bedürfnisse kümmern.“
„Und Ihr Vater?“
„Mein Vater lebt in einem anderen Teil des Gebäudes.“
Rose zögerte. „Weil er krank ist?“
Khalim runzelte die Stirn. „Sie sind sehr hartnäckig, Rose. Nein, es ist königlicher Brauch. Die Prinzen von Maraban schlafen nicht bei ihren Frauen, nicht einmal bei den Ehefrauen.“
Rose sah ihn ungläubig an.
„Manchmal bleiben sie schon für eine Nacht bei ihnen“, sagte Khalim großmütig.
„Da haben sie dann aber Glück gehabt“, gab Rose sarkastisch zurück.
„Tatsächlich sind sie dann dankbar dafür“, entgegnete er eisig.
„Für die Erniedrigung?“
„Rose, Sie vergessen sich!“
„Nein, Khalim. Ich bin keine Ihrer Untertanen. Wenn Ihnen meine Gedanken nicht gefallen, ist das Ihr Problem!“
Khalim war noch nie von einer Frau so erregt worden. Doch weil der Wagen eben in den inneren Hof einfuhr, sah er davon ab, ihr einen Kuss zu geben. Die Bäume boten einen willkommenen Schatten. Das Sonnenlicht sickerte durch das grüne Blätterdach. Khalim schnalzte mit der Zunge, als ihm der Chauffeur die Tür öffnete.
Als Rose ausstieg, nahm sie einen unvergesslichen, schweren Duft wahr. Sie blieb auf der Stelle stehen.
„Was riecht denn hier so erstaunlich?“, flüsterte sie.
„Das ist der Duft der Rosen, die in den Gärten des Palastes blühen“, murmelte er. Das Sonnenlicht ließ ihr Haar in einem Goldton aufleuchten, der etwas heller als der des Palastes war.„Es ist der süßeste Duft der Welt. Warten Sie den Abend ab, dann wird der Duft noch um ein Vielfaches stärker sein.“
Während er neben ihr auf die geschmückte Doppeltür zuschritt, dachte er, dass kein Duft süßer sein konnte als ihr raffiniertes Parfüm. Der Duft ihrer Haut verführte ihn mehr, als der Gesang der Sirenen es
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