Traeume aus 1001 Nacht Band 03
begleitet hat.“
Khalim sah seine Mutter an. Doch sie schien es ehrlich zu meinen. Sie las auch ungewöhnlich viel und war daher von der Tradition nicht allzu sehr beeinflusst.
Vielleicht hatte sie den Verdacht, dass er seine Beziehung zu Rose hier ausleben würde. Doch das beunruhigte sie ebenso wenig. Sie wusste so gut wie er, dass er eine Marabanerin heiraten musste. Sie würde eine Affäre im Palast geflissentlich übersehen. In Kürze würde er heiraten. Vor der Hochzeit von Guy hatten sich hier im Palast die infrage kommenden Bräute vorgestellt.
Es war eine Schar dunkeläugiger Jungfrauen gewesen, deren Gesichter unter einem Schleier verborgen lagen. Obwohl sie jung und von ausgesuchter Schönheit waren, hatte keine gewagt, sich ihm zu zeigen. Er hatte sie attraktiv gefunden. Ein Mann hätte aus Stein sein müssen, wenn er das nicht getan hätte. Doch ihre Unerfahrenheit und ihre Ehrfurcht vor seiner Stellung hatte sie alle unterwürfig werden lassen. Sie würden lediglich Geiseln seiner Begierden sein. Die Ehe hieß für alle diese Frauen die Unterwerfung innerhalb einer ungleichen Beziehung.
Er blickte auf Rose, deren stolze Haltung ihm gefiel.
„Und hier sind meine beiden Schwestern“, sagte er mit heiserer Stimme. „Caiusine und Enegul.“
Beide waren berückend schön. Sie hatten schwarze Augen und dichtes ebenholzschwarzes Haar. Keine der Frauen trägt einen Schleier, registrierte Rose überrascht, während sie an Khalims Seite am Tisch Platz nahm.
Lautlos trugen die Diener Platte um Platte mit Köstlichkeiten auf. Kerzen flackerten in der duftenden Brise, die durch die Fenster hereindrang.
„Möchten Sie Wein trinken, Rose?“, fragte Khalim sanft. Er beobachtete, wie sich beim Atmen ihre Brüste rhythmisch hoben und senkten.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich nehme, was alle anderen nehmen.“
Khalim goss ihr Saft ein. Er beglückwünschte sie im Stillen zu ihrer Diplomatie. Rose plauderte mit seinen Schwestern über den Zweck ihrer Reise.
„Morgen werden wir die Ölraffinerie besuchen“, erzählte sie.
„Khalim lässt Sie Murads Nachfolger auswählen?“, fragte Enegul erstaunt.
Die Frage der Schwester machte deutlich, was Rose ohnehin zu spüren vermeint hatte.
„Ich denke, dass Khalim schon weiß, wen er für Murad einstellen wird“, sagte Rose langsam. „Ich soll nur seine Entscheidung bestätigen.“
„Das ist sehr einfühlsam von Ihnen, Rose“, sagte er mit einem erneuten Andrang von Verlangen.
„Das ist meine Arbeit“, sagte sie freundlich.
„Und was ist, wenn Sie und Khalim nicht übereinstimmen?“, fragte Arksoltan.
Sie sah Rose herausfordernd in die Augen.
„Dann kommt es wohl darauf an, wer die besten Argumente hat“, sagte Rose.
„Dann siegt Khalim“, warf die jüngere Schwester loyal ein.
„Du darfst Roses Verhandlungstalent nicht unterschätzen“, entgegnete er trocken.
Schließlich brachte er sie durch die stillen Korridore zurück, in denen ihre Schritte widerhallten. Nur sein Leibwächter folgte ihnen in gemäßigtem Abstand.
Sie spürte Khalims Gegenwart mit all ihren Sinnen. Das Flüstern der Seide und der sanfte Duft nach Sandelholz, der von seiner warmen Haut ausströmte, betörten sie. Doch er strahlte auch eine Anspannung aus, die sich auf sie übertrug. Der Gedanke, was nun folgen würde, ließ ihren Herzschlag unregelmäßig werden.
Vielleicht würde er sie zu küssen versuchen.
„Haben Sie den Abend mit meiner Familie genossen, Rose?“, fragte er.
Sie nickte. „Es war sehr nett von Ihrer Mutter, dass sie mich eingeladen hat, wo es doch Ihrem Vater so schlecht geht.“
„Die königliche Herkunft verpflichtet dazu, die Gefühle zu verbergen.“ Er zuckte mit den Achseln. „Außerdem wäre es unverzeihlich, die Gastfreundschaft nicht zu gewähren.“
Sie nickte. „Als ich hineinging, sah mich Ihre Mutter einen Moment seltsam an.“
Er erstarrte. „Wie bitte?“
„Sie wirkte schockiert oder überrascht.“ Rose zuckte mit den Achseln.
„Gibt es etwas, das Ihren wachsamen Augen entgeht?“, fragte er.
„Außerdem sagte sie etwas zu Ihnen auf Marabanisch.“
Er nickte.
„Was war es, Khalim?“
Der Prinz seufzte. „Sie meinte, dass Sie eine große Ähnlichkeit mit einer Frau haben, die mein Ururgroßvater kannte.“
Überrascht blickte sie auf.
„Kommen Sie mit“, sagte er und schlug eine andere Richtung ein.
Rose lief schneller, um mit ihm Schritt halten zu können. „Wohin bringen Sie mich?“,
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