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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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ganz zu.« Harry zog Genauigkeit groben Verallgemeinerungen vor. »Bei einigen handelt es sich nur um schlechte wissenschaftliche Arbeiten. Aber ich möchte heute über etwas anderes mit Ihnen sprechen, Molly.«
    »Sie meinen unsere Beziehung, wenn ich mich richtig erinnere. Nun, sie ist vorüber, Dr. Trevelyan. Dies war Ihre letzte Chance. Sie sind entlassen.«
    Harry fragte sich, ob er durch Zufall in ein paralleles Universum geraten war. Die Angelegenheit entwickelte sich nicht nach Plan. Er hatte die Entscheidung bezüglich Molly mit großer Sorgfalt und Überlegung getroffen. Natürlich hatte er sie schon immer gewollt, doch er hatte es sich nicht gestattet, sich gedankenlos von seiner physischen Gier mitreißen zu lassen. Ihm war wichtig gewesen, ganz von vorne zu beginnen. Nachdem seine Verlobung vor einem Jahr gescheitert war, hatte er ernsthaft über sein Sexualleben nachgedacht. Inzwischen glaubte er, genau zu wissen, was er wollte. Eine Beziehung mit einer Frau, die eigene Interessen besaß und nicht seine dauernde Aufmerksamkeit brauchte. Er wollte eine Frau, die nicht tödlich beleidigt war, wenn er von seinen Nachforschungen völlig in Anspruch genommen wurde. Eine Frau, der es nichts ausmachte, wenn er sich in seinem Büro einschloß, um an einem Buch oder einer Untersuchung zu arbeiten. Eine Frau, die seine persönlichen Bedürfnisse tolerierte.
    Vor allem wollte er eine Frau, die seine Launen nicht kritisierte oder ihm vorschlug, sich deswegen einer Therapie zu unterziehen.
    Molly Abberwick hatte den Anschein erweckt, diesen Anforderungen zu entsprechen. Sie war neunundzwanzig Jahre alt und eine kompetente, erfolgreiche Geschäftsfrau. Nach dem zu urteilen, was Harry von ihr wußte, hatte sie ihre jüngere Schwester praktisch allein aufgezogen, nachdem ihre Mutter vor einigen Jahren gestorben war. Mollys Vater war ein Genie gewesen, doch wie so oft bei kreativen, von einer Idee besessenen Menschen hatte er sich mehr seinen Erfindungen als seinen Kindern gewidmet.
    Soweit Harry erkennen konnte, war Molly keine zarte, zerbrechliche Blüte, sondern eine starke, robuste Pflanze, die schlimmste Stürme überstehen konnte, vielleicht sogar jene, die gelegentlich seine melancholische Seele umtosten.
    Als Besitzerin der Abberwick Tea & Spice Company hatte Molly ihre Fähigkeit bewiesen, den rauhen Wettbewerb in der Welt der Kleinbetriebe zu überleben. Neben ihrer Tätigkeit als Geschäftsfrau war sie die alleinige Treuhänderin der Abberwick-Stiftung, einer wohltätigen Stiftung, die von ihrem Vater, dem verstorbenen Jasper Abberwick, eingerichtet worden war. Jaspers Erfindungen waren die eigentliche Quelle für den Wohlstand der Abberwick-Familie. Die Geschäfte der Stiftung hatten Molly und Harry vor einem Monat zusammengebracht.
    »Sie wollen mich nicht entlassen«, sagte Harry.
    »Es ist das einzige, was ich tun kann«, entgegnete Molly. »Es hat ganz sicher wenig Sinn, unsere Geschäftsverbindungen weiterzuführen. Nichts wird erledigt.«
    »Was genau haben Sie von mir erwartet?«
    Entnervt rang Molly die Hände. »Ich dachte, Sie wären mir eine größere Hilfe. Zustimmender. Enthusiastischer, was die verschiedenen Forschungsanträge betrifft. Nehmen Sie mir die Bemerkung nicht übel, aber statt darauf zu warten, daß Sie einen davon befürworten, könnte ich genausogut dabei zusehen, wie die Bäume wachsen.«
    »Ich arbeite nicht emotional, sondern bevorzuge es, ruhig und überlegt an die Dinge heranzugehen. Ich dachte, das wäre Ihnen klar und Sie hätten mich vor allem aus diesem Grund hinzugezogen.«
    »Sie sind so emotionslos wie eine Steinmauer.« Molly verschränkte die Hände hinter dem Rücken und begann, mit langen, ärgerlichen Schritten auf dem Teppich vor der Fensterfront auf- und abzugehen. »Unsere Verbindung hat sich als völlige Zeitverschwendung herausgestellt.«
    Harry beobachtet fasziniert, wie ihr ganzer Körper vor Empörung bebte. Diese explosive Emotion hätte ihn beunruhigen sollen, aber sie fügte dem fesselnden Anblick Mollys nur eine weitere, aufregende Dimension hinzu.
    Aufregend. Bei diesem Gedanken runzelte Harry die Stirn.
    »Ich wußte, daß es mit Ihnen schwierig werden könnte.« Molly wandte den Kopf und warf ihm wütend einen glühenden Blick über die Schulter zu. »Aber ich hätte nicht gedacht, daß Sie unmöglich sind.«
    Definitiv aufregend, entschied Harry. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zum letztenmal einer aufregenden Frau begegnet war.

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