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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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und dafür brauchte sie Hilfe. Genauer gesagt: Sie brauchte Dr. Phil. Harry Stratton Trevelyan.
    Bis jetzt hatte Harry etwa einhundert Finanzierungsanträge für sie überprüft. Kein einziger hatte seine Zustimmung gefunden. Die Erkenntnis, nicht wahrgenommen zu haben, wie ungeduldig Molly im Lauf der vergangenen Wochen geworden war, betrübte ihn. Sein Interesse war offensichtlich zu sehr auf andere Dinge gerichtet gewesen.
    Harry war seit dem Augenblick an Molly interessiert, als sie einen Termin mit ihm vereinbart hatte. Er hatte ihren Nachnamen sofort erkannt. Aus der Abberwick-Familie war im Laufe der Zeit eine lange Reihe exzentrischer, aber unbestreitbar begabter Erfinder hervorgegangen. Der Name Abberwick besaß keinen hohen Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit, aber in der Wirtschaftswelt war er durchaus geläufig. Mit ihm verband sich eine Vielfalt an Maschinenbauteilen und Kontrollsystemkomponenten sowie, in den vergangenen Jahren, auch computergesteuerten Industrieautomaten.
    Als Autorität auf dem wenig bekannten Gebiet der Wissenschaftsgeschichte und -philosophie wußte Harry vieles über die Beiträge der verschiedenen Abberwicks zur Welt der Technologie. Die Familie konnte auf eine Geschichte zurückblicken, die so alt wie die Nation selbst war. Ein Abberwick aus der frühen Kolonialzeit hatte eine bedeutende Neuerung für Druckmaschinen erfunden. Diese besondere Verbesserung ermöglichte den doppelt so hohen Ausstoß bestimmter flammender Traktate und Pamphlete, die mithalfen, die öffentliche Meinung bezüglich einer Revolution in den amerikanischen Kolonien zu beeinflussen. In den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts entwickelte ein anderer Abberwick eine Verbesserung für den Bau von Dampfmaschinen. Als Ergebnis konnten leistungsfähigere Lokomotiven gebaut werden, was wiederum die Erschließung des Wilden Westens der Vereinigten Staaten voranbrachte. In den späten dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts erfand ein Abberwick einen Steuerungsmechanismus, der Fließbänder wirtschaftlicher arbeiten ließ. Die rationellere Arbeitsweise ermöglichte im Krieg einen erhöhten Ausstoß an Panzern und Flugzeugen.
    Und so ging es weiter. Der Name Abberwick tauchte überall in der Geschichte der amerikanischen Erfindungen auf, verstreut wie Popcorn auf dem Boden eines Kinosaals. Und er wurde genauso wahrgenommen: Man bemerkte ihn erst, wenn man drauftrat. Harry jedoch hatte seinen Ruf als Wissenschaftler darauf begründet, auf Informationen dieser Art zu stoßen. Erfindungen machten Geschichte, und geschichtliche Ereignisse zogen wiederum Erfindungen nach sich. Er beobachtete oft, wie sich die beiden Seiten mischten und gegenseitig beeinflußten.
    An verschiedenen Universitäten hielt Harry Vorlesungen zu diesem Thema. Seine Bücher wurden als Klassiker auf dem Gebiet der Wissenschaftsgeschichte gehandelt. Irgendwann auf diesem Weg war er zu einer Autorität für Wissenschaftsbetrug geworden.
    Jetzt runzelte er die Stirn angesichts von Mollys Zorn. Es beunruhigte ihn, daß er noch immer nach einer Ausrede suchte, um eine Affäre mit ihr beginnen zu können. Ein intelligenter Mann würde an dieser Stelle den Rückzug antreten, und Harry durfte sich mit Sicherheit als intelligent bezeichnen. »Lassen Sie uns realistisch sein, Molly«, sagte er. »Mich zu entlassen wäre ein sehr dummer Schritt, und das wissen wir beide.«
    Sie fuhr herum. Ihre Brauen waren zusammengezogen. »Wagen Sie es nicht, mich dumm zu nennen!«
    »Das habe ich nicht getan. Ich habe nur darauf hingewiesen, daß es dumm wäre, unsere Geschäftsbeziehungen zu beenden. Sie brauchen mich.«
    »Daran kommen mir langsam ernsthafte Zweifel.« Molly richtete den Finger auf ihn. »Sie sollen mich beraten, aber bis jetzt können alle Ihre Entscheidungen mit einem einzigen Wort zusammengefaßt werden. Und dieses Wort lautet Nein. «
    »Molly …«
    »Es erfordert kein großes Talent, nein zu sagen, Dr. Trevelyan. Ich wette, ich könnte eine Menge Leute finden, die dieses Wort mit Leichtigkeit aussprechen. Und einige von ihnen verlangen bestimmt ein wesentlich geringeres Honorar als Sie.«
    »Aber werden sie auch ja sagen, wenn sie es sollten?« fragte Harry leise.
    »Also gut, vielleicht läge ein anderer Berater hin und wieder daneben, und ich gäbe den falschen Bewerbern einen Zuschuß.« Molly tat diese Möglichkeit mit einer großzügigen Geste ab. »Sie wissen, was die Franzosen sagen. Man kann kein Omelett backen, ohne ein paar

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