Traeumer und Suender

aussteigt. Jetzt kommt es darauf an. Darauf, dass wir wieder an uns glauben. Wir sind ja nicht Sony, eher schon Lionsgate.»
    Er schaltete die Aufnahme ab. Wie verabschiedet man sich von jemandem, den man nicht geliebt, den man kaum gekannt, der einem aber das Leben verändert hat, wie ein Schneider, der einen ungefragt in einen über Nacht gefertigten, überraschend ausgefallenen Anzug steckt?
    Als er so dasaß zwischen den Kartons, den Kisten, dem verpackten Zeug seines bisherigen Lebens, hatte er immer noch die Stimme des alten Mannes im Ohr. Er hatte einen weiten Weg zurückgelegt. Beide hatten sie das; der alte Mann aus seinem brennenden Kindheitskeller bis nach Hollywood und wieder zurück. Immer auf der Suche nach dem besonderen Licht, das ihm sagen würde, was das Geheimnis, das die Welt umgab wie einen feinen Schleier, wirklich war. Und was man wie falsch gemacht hatte, vielleicht auch warum.
    Und er? Er würde jetzt weitermachen, auch wieder aufbrechen, so, wie man eine Frucht aufbrach, um an den Kern zu kommen. Das Fleisch spielte keine Rolle. Er sah sich nach dem Telefon um. Aber wen sollte er anrufen? Melanie? Ralph? Er zuckte mit den Schultern, seufzte und schaltete den Computer aus. Dann schickte er Melanie eine SMS. Sie würden Freunde bleiben. Er sah auf die Uhr. Viereinhalb Stunden Zeitunterschied nach Caracas. Fast dreizehn Stunden Flug. Er überprüfte noch einmal, ob er den Passeingesteckt hatte und das Ticket. Dann hängte er das Jackett über den kleinen Reisekoffer. Heloisa, endlich. Sie würden sich sehen. Wozu man den Kern benutzen würde, wenn man ihn denn fand, das stand auf einem ganz anderen Blatt. Der Laptop zog noch eine Weile Luft, dann setzte sich auch dieses Geräusch, und die Stille der Nacht begann.

 
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    1. Auflage. 2013
Für die deutsche Ausgabe:
© Verlag C.H.Beck oHG, München 2013
Umschlaggestaltung: Anzinger/Wüschner/Rasp, München
ISBN Buch 978 3 406 65282 0
ISBN eBook 978 3 406 65283 7
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