Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen
bleibt uns.«
»Welche Waffen hast du bei dir, abgesehen von diesem lächerlichen Schwert?«
Bronque knöpfte seine Jacke auf und zog ein Klappmesser mit Horngriff heraus. »Das habe ich bei mir als Glücksbringer, es gehörte meinem Vater …«
Die Contessa nahm ihm das Messer aus der Hand, klappte es auf – eine bedrohlich glänzende Klinge – und ließ es dann wieder zuschnappen. Am Türknauf wurde gerüttelt. Sie steckte das Messer weg und flüsterte Bronque zu: »Du hast mir nichts erzählt. Wach auf.«
Bronque legte sich eine Hand auf die Wange. Er kniff die Augen zu und wandte sich zu einem aufgeregten Mr. Schoepfil um, der mit dem länglichen Kasten, den er fest mit einer Hand umklammert hielt, hereinstürmte.
»Was tun Sie hier allein mit dieser Frau?«
»Nichts, was Sie angeht, das versichere ich Ihnen.« Bronques Stimme hatte wieder ihren kraftvollen Klang, aber sein Gesicht war noch immer gerötet von den Schlägen, die ihm die Contessa verpasst hatte.
Schoepfil starrte die Contessa an, die sich hinter den Colonel gestellt hatte.
» Jemand hat in unseren Räumen ein Feuer gelegt!«
»Noch ein Feuer?« Die Contessa biss sich auf die Lippe. »Ist die gesamte Stadt ein Pulverfass? Müssen wir evakuieren? Ist Ihre Majestät in Sicherheit?«
Schoepfil stieß ein verächtliches Schnauben aus und packte ihre Hände. Er betrachtete sie von beiden Seiten, hob sie dann an seine Nase und schnupperte daran.
»Wie galant. Erwarten Sie, dass sie nach Kerosin oder Paraffin riechen?«
Er stieß ihre Hände weg und winkte ärgerlich die beiden Soldaten herbei, die ihm gefolgt waren. »Schafft diese Frau von hier fort!«
Schoepfil schloss die Tür hinter der Contessa und wandte sich wütend zu Bronque um.
»Ein Brand in unseren Räumen. Kelling wird Stunden brauchen, um den Schaden auch nur zu schätzen. Und ich finde Sie hier mit ihr – allein! Bitte, Colonel! Überlegen Sie mal !«
»Wie sollte sie verantwortlich sein? Ich traue ihr genauso wenig wie Sie …«
Schoepfil knöpfte Bronques Jacke wieder zu. »Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?«
»Nichts.«
»Es ist ganz rot.«
»Vom Dampf. Wurde die Contessa nicht bewacht?«
»Wer weiß noch von unserer Schatzkammer?«
»Der deutsche Doktor?«
»Er war bei mir«, sagte Schoepfil.
»Der andere Gefangene …«
»Kelling hat ihn in den Stall gesperrt.«
»Dann einer von Vandaariffs Agenten.«
»Aber Vandaariff will meine Sammlung selbst haben. Nein, die Contessa hat Angst, deshalb ist sie so verzweifelt – das ist ganz natürlich … und vielleicht sogar von Vorteil.« Schoepfil schob rasch die Finger der einen Hand unter das Handschuhbündchen an der anderen. »Ah! Das Jucken ist unerträglich – jede Aufregung löst es aus …«
Er zog den Handschuh aus, und Miss Temple unterdrückte einen überraschten Aufschrei. Mr. Schoepfils Hand war von einem glänzenden Himmelblau. Er hob sie zum Mund, rieb mit den Zähnen über das Fleisch und streifte dann den Handschuh wieder über. Bronque sah ihm angewidert dabei zu.
»Drusus, ich versichere es Ihnen. Die Frau spielt keine Rolle. Sie ist ein Ungeheuer – das weiß ich. Sie wird ihre wohlverdiente Strafe von Vandaariff bekommen, oder sie wird hängen. Was ist jedoch, wenn wir einen ganz anderen Feind haben, vielleicht einen der Bediensteten der Königin? Sie sind über Ihren Aufenthalt hier gewiss nicht erfreut, und nicht alle sind Dummköpfe.«
»Nein?«
»Die Herzogin von Cogstead zum Beispiel.«
»Ist das möglich?« Schoepfil runzelte nachdenklich die Stirn und schlug Bronque dann unvermittelt auf die Schulter. »Ich werde darüber nachdenken – so wie ich ebenfalls über die Contessa nachdenken werde. Gehen Sie – zu Axewith und dann zu Vandaariff. Machen Sie das Angebot.« Bronque drehte sich auf dem Absatz um, doch Schoepfil hielt ihn auf. »Warten Sie! Glauben Sie diese Geschichte über Madeleine Kraft – dass sie geheilt wurde?«
»Glauben Sie es?«
»Svenson meint, ja.«
»Svenson ist entweder ein Held oder ein Lügner. Sieht er für Sie wie ein Held aus?«
»Ich kann es nicht sagen«, lachte Schoepfil. »Ich habe noch nie einen gesehen!«
Bronque verließ den Raum. Schoepfil starrte auf die Stelle, wo Bronque gestanden hatte. Dann hob er die Nase und begann zu schnuppern. Miss Temple presste sich flach an die Wand. Schoepfil wandte sich zu ihrem Versteck um, hörte jedoch plötzlich auf zu schnuppern. Er zog sein Jackett zurecht und nahm den gleichen Weg wie die
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