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Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Straßenlaterne zu gelangen. Die Dunkelheit in dem kleinen Park behagte ihm nicht. Plötzlich hörte er, wie hinter ihm Schritte im Schnee knirschten. Noch bevor er sich umdrehen konnte, bohrte sich ein harter Gegenstand in seinen Rücken und eine Stimme sagte: »Ich wusste doch, dass Sie früher oder später hier auftauchen würden.«

124
    Irgendwann verging auch die Dunkelheit vor seinem Fenster. Tabori hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan, sondern dem monotonen Ticken der Uhr gelauscht, bis am Morgen die Klospülung rauschte.
    Ludwigs Kopf tauchte im Türrahmen auf. »Guten Morgen, Tabori. Magst du mir beim Frühstück helfen?«
    Er war nicht mehr nackt, sondern trug eine Jogginghose und das neue Kapuzenshirt. Trotzdem machte es sein Anblick Tabori nicht leichter aufzustehen. Wie betäubt erhob er sich und ging in den Flur. Obwohl er T-Shirt und Shorts trug, zitterte er.
    »Warum ziehst du nicht dein neues Shirt an?« Ludwig holte aus Fritz’ Zimmer das Oberteil, das Tabori schweigend überstreifte. Nun sahen sie fast gleich aus.
    »Na los, komm schon«, verlangte Ludwig. »Ich habe auch eine Überraschung für dich.«
    Auf dem Küchentisch stand, umringt von Aufschnitt, Käse, Schokocreme und Schrippen, ein kleines, nagelneues Radio.
    »Was sagst du dazu?«
    »Für mich?«, hauchte Tabori.
    »Klar ist es für dich. Und für deine Familie. Du hast doch gesagt, dass euer Radio kaputt ist. Sieh mal, es funktioniert auch ohne Strom. Nur mit Batterien.« Er schaltete den Apparat ein, und Rockmusik klang aus den Lautsprechern. Ludwig begann plump zu tanzen. Er lächelte. Wie immer. Als wäre nichts geschehen.
Das ist ja nichts Schlimmes.
»Gefällt es dir?«
    Das Radio erinnerte Tabori an jenes, das er sich vor ein paar Tagen bei
Saturn
angeschaut und gewünscht hatte. Einerseits fand er es irgendwie nicht mehr so toll, andererseits wollte er Ludwig nicht schon wieder enttäuschen. »Ist schön.«
    »Das freut mich.« Ludwig holte den Schokoladenkuchen aus dem Kühlschrank. »Möchtest du noch etwas von deinem Geburtstagskuchen?« Er servierte Tabori ein großes Stück und verschwand dann im Bad.
    Taboris Blick pendelte zwischen Kuchen und Radiogerät hin und her. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Diese Geschenke, die vor ihm auf dem Tisch lagen, sie waren schön, sie waren lecker, aber, und das wusste er plötzlich, sie waren vor allem eins: falsch. Wie falsch, das konnte Tabori sich nicht erklären. Einfach nur falsch. Er wurde wütend. Was war bloß mit ihm los?
    Ludwig hatte sich umgezogen. Als er zurück in die Küche kam, trug er einen Anzug. »Und? Was hast du heute vor?«
    »Möchte raus.«
    »Nach draußen? Was soll das heißen?«
    »Ich krank.«
    »Brauchst du frische Luft?« Ludwig öffnete das Fenster. Während die Kälte in die Küche zog, setzte er sich neben Tabori. Eine Weile lauschten sie der Musik aus dem neuen Radio, dann dämpfte Ludwig die Lautstärke und fragte: »Wir sind doch Freunde, Tabori, oder? Freunde sind manchmal nett zueinander. So wie Vater und Sohn, die sich lieb haben, verstehst du?«
    Nein, das verstand Tabori nicht.
    »So etwas wie letzte Nacht, also, wenn man sich lieb hat, dann ist das eigentlich richtig schön.« Ludwig hustete, als hätte er sich in den letzten Stunden erkältet. »Wahrscheinlich haben wir, ich meine, hast du … Nein, bestimmt hast du etwas falsch gemacht.« Ludwig nahm Taboris Hand. Der Körper des Jungen spannte sich merklich an. »Aber das ist nicht schlimm. Vielleicht bist du einfach noch nicht so groß.«
    Eine Träne kullerte Taboris Wange hinab. Aber er wollte doch gar nicht weinen. Er war kein kleines Kind mehr. Mit einer Hand wischte er sich über die Augen und konzentrierte sich auf die Musik. Die plärrenden Gitarren lenkten ihn nicht ab. Sie waren einfach nur nervig.
    »Weinst du etwa?« Ludwig umarmte ihn. »Lass dich trösten.«
    Dicht nebeneinander saßen sie am Tisch und schwiegen.
    »Geht es dir besser?«, fragte Ludwig nach ein paar Minuten.
    »Bisschen.«
    »Trotzdem möchte ich nicht, dass du heute nach draußen gehst. Ich will mir keine Sorgen um dich machen müssen. Stell dir vor, dir passiert etwas in der Stadt. Wer soll dir denn dann helfen? Womöglich bringt man dich zur Polizei. Willst du das?«
    »Nein, keine Polizei.«
    »Gucke heute Fernsehen. Wie wäre das? Oder beschäftige dich mit der PlayStation
.
Fritz hat so viele tolle Spiele.«
    Aber Tabori stand der Sinn weder nach Fernsehen noch nach Spielen. Eigentlich hatte er zu

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