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Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Instrument war alt, die meisten Saiten ließen sich schon nicht mehr stimmen, doch wenn Tabori sie zupfte, klangen die Töne in seinen Ohren noch immer melodisch. Dann sang er das
Povijn ’krushqi
,
ein traditionelles albanisches Volkslied, das Großvater ihm beigebracht hatte. Tabori verstand zwar nicht alle Strophen, aber er wusste immerhin, dass der Text von Vertrauen, Liebe, Wärme und Glück handelte. Die Worte kamen ihm leicht über die Lippen, und schon bald fühlte er sich wie einer der berühmten Sänger aus der Hitparade, denen er im Radio so gerne lauschte. Wenn dieses blöde Gerät denn mal funktionierte. Als er das Lied beendet hatte, überraschte ihn eine Stimme: »Das hat mir gefallen.«
    Heißer als Feuer schoss Tabori das Blut in den Kopf. Er mochte zwar die Vorstellung, ein berühmter Musiker zu sein, aber tatsächlich vor anderen Menschen zu singen, das war eine ganz andere Geschichte. Vor allem dann, wenn der Zuhörer ein Mädchen war und Gentiana hieß.
    Weil er nicht reagierte, sagte sie: »Wirklich, Tabori, du hast Talent.«
    »Das hat Opa auch immer gesagt«, erwiderte er mit einem Kloß im Hals.
    »Dein Opa war ein kluger Mann.« Gentiana setzte sich neben ihn. Sie war ein Jahr älter als Tabori und überragte ihn um einen halben Kopf. Das blonde Haar fiel ihr bis auf die Schultern. Trotz der grob gestrickten Leinenröcke, die sie trug, war sie hübscher als die meisten Mädchen aus dem Dorf. Daran konnte auch die Narbe auf ihrer Stirn nichts ändern. Woher sie stammte, hatte Gentiana nie verraten. Allerdings hatte sich Tabori bisher auch nicht getraut, sie danach zu fragen.
    In ihrer Nähe fühlte er sich unwohl. Er dachte an das, was sich die anderen Kinder im Dorf erzählten, seit man sie gemeinsam in der Höhle überrascht hatte. In Wirklichkeit gab es natürlich nichts zu tuscheln. Gentiana war eine
Freundin, aber nicht seine. Das machte einen Unterschied, einen großen sogar, und außerdem war sie mit Ryon zusammen.
    »Hast du was von meinem Cousin gehört?«, fragte Tabori.
    »Seit er gefahren ist, nicht mehr.« Gentianas Augen flackerten traurig. »Aber alle im Dorf glauben, dass Ryon inzwischen viel Geld verdient.«
    »Es wäre wirklich toll, wenn er …«
    Ein gellender Schrei durchbrach die Nacht.
    *
    Mehr als vierundzwanzig Stunden später durchschritt ein Mann das Eingangsfoyer des Hotel
Adler
in Berlin. Unter anderen Umständen wäre er unter der prächtig mit Gold verzierten Lobbykuppel stehen geblieben wie die meisten Gäste, die zum ersten Mal in dem mondänen Gebäude am Brandenburger Tor nächtigten, doch er beeilte sich lieber, auf sein Zimmer zu kommen, wartete nicht einmal auf den Fahrstuhl, sondern machte sich daran, zu Fuß die Treppe hinaufzusteigen, deren Marmorstufen ein schwerer roter Läufer zierte. In der zweiten Etage begegnete er einem uniformierten Butler, der einem Ehepaar die Koffer schleppte. Doch der Mann beachtete das Trio nicht weiter. In Gedanken befand er sich bereits an der Minibar mit einem starken Drink in der Hand, der seine Nerven beruhigen würde.
    »Rudolph?«
    Der Mann hob irritiert den Kopf.
Aber nein
,
beruhigte er sich.
Niemand hat nach dir gerufen.
Er musste sich verhört haben.
Der Stress und die Anspannung haben dir einen Streich gespielt.
Er schloss die Tür zu seinem Zimmer auf.
    »Mensch, Rudolph, jetzt warte doch mal!«
    Der Mann kannte die Stimme und die dazugehörige große, blonde Gestalt, die strammen Schrittes auf ihn zukam. »Marten, was machst du denn hier?«
    »Das Gleiche wollte ich dich fragen«, erwiderte Marten. »Ich dachte, du hättest einen wichtigen Termin, und stattdessen treffe ich dich im
Adler.
«
    »Und warum bist du hier und nicht auf dem Weg nach Amsterdam?«
    Marten kratzte sich das unrasierte Kinn und schwieg.
    »Spionierst du mir etwa nach?«
    »Dass ich nicht lache!« Martens Stimme wurde lauter. »Ausgerechnet du willst mir vorwerfen, ich …«
    »Nicht so laut«, zischte Rudolph und zerrte Marten in sein Hotelzimmer. Er konnte jetzt vieles gebrauchen, einen richtig
starken Drink zum Beispiel, aber ganz bestimmt keine Aufmerksamkeit. Er drückte die Tür ins Schloss. »Ich dachte, die Sache sei geklärt?«
    »Wenn das so ist, dann verrate mir doch bitte, was du hier noch zu tun hast!« Marten fixierte ihn aufmerksam.
    »Hab ich dir doch schon gesagt: Ich habe einen Termin«, erklärte Rudolph.
    Marten entnahm der Minibar eine kleine Flasche Gin Tonic und leerte die Hälfte in einem Zug. Er seufzte kurz

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