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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Z. Gallun
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fürchtete Harwell, daß sein Problem mit einer so simplen Philosophie nicht erledigt war.
    Immerhin unterschied er sich von einem normalen Spaziergänger. Die friedliche Straße an diesem frühen Morgen mochte dagegen sprechen. Die beiden Leibwachen nicht. Und auch nicht der Strom seiner Gedanken. Er war mehr wie ein Soldat auf Urlaub, der trotzdem immer bereit sein muß. Teile seines Gehirns und seines Körpers waren auf der Hut, auch wenn die Sonne freundlich schien und die Straße in ihrem Licht wie ein Gemälde des Friedens und der Schönheit wirkte.
    „Seit wann quält dich dein Gewissen, Harwell? Du liebst deine Beschäftigung. Aber ist sie wirklich niemals tadelnswert? Wie sieht es aus, wenn du die Aktiva und die Passiva gegeneinander abwägst? Du machst die Sensipsychträume! Du bist der Schuldige! Könntest du nicht vielleicht etwas Besseres anfangen? Die Frage ist nur, was? Etwas, das Sinn hat …“
    Der andere Teil seines Ichs, der nicht an diesem Selbstgespräch teilnahm, rettete ihm das Leben.
    Harwell sah das typische Blitzen des Sonnenlichts, wenn es auf den Lauf einer Waffe fällt. Auf der anderen Seite stand ein schmächtiger junger Bursche mit einer Pistole im Anschlag. Mit dem Abschuß verband sich nicht das geringste Geräusch. Dafür war die Bahn der sprühenden Neutronen durch ein gerades, schmales Band glühender Luft erkennbar.
    Harwell zog seine beiden vierschrötigen Wachmänner in den nächsten Hauseingang. Das war zunächst wichtiger, als das Feuer zu erwidern.
    „Das war eine Midas-Pistole“, stöhnte der eine, und niemand wagte diese Behauptung zu bezweifeln.
    Die drei hatten Glück gehabt, daß sie noch rechtzeitig in Deckung gegangen waren. Mit lautem Getöse stürzten die durch den Schuß gelösten Steine auf die Straße.
    Bevor das erste Echo der atomaren Zerstörung verklungen war, verschwand der erfolglose Attentäter um eine Ecke. Harwells Leibgarde hatte die eigenen Waffen gezogen. Sie standen da wie zwei verwirrte Bulldoggen, die sich wunderten, daß keiner das Zeichen zur Verfolgung gab.
    „Nein, meine Herren!“ erklärte Harwell. „Er ist längst außer Sicht. Wenn wir ihm nacheilen, geben wir ihm nur eine neue Chance, aus dem Hinterhalt zu schießen.“
    Sie brauchten sich tatsächlich nicht erst der Radioaktivität auszusetzen oder die Ruine der Hausfront zu betrachten, um zu wissen, wie die Midas-Pistole wirkte. Sie wußten es so. Ihre eigene Bewaffnung war von der gleichen Sorte. Der Neutronenstrom hatte das Gebäude getroffen. Sekundenbruchteile später waren die Atome des Steins in sich zusammengebrochen, um zu wesentlich dichteren Elementen zu werden. Einige von ihnen tropften wie zerschmolzenes Glas. Und von der Substanz, die noch vor kurzem fester Stein gewesen war, stieg ein weißglühender Nebel auf. Er kühlte schnell ab und kristallisierte sich.
    Es war kein Stein mehr, denn es hatte eine Transmutation stattgefunden. Die winzigen Kristalle stellten Blei, Osmium und Gold dar. Doch das war durchaus eine nebensächliche Begleiterscheinung der Wirkung des Schusses. Genau wie der Rauch bei den alten Musketen. Sie blieb ohne Bedeutung.
    „Da steckt etwas dahinter“, brummte einer von Harwells Begleitern. Harwell zweifelte keinen Augenblick, daß dieser Angriff auf seine Person etwas zu bedeuten hatte. Bestenfalls mußte er ihn als Warnung auffassen. Es kam ihm vor, als habe er das Ganze schon einmal in einer prophetischen Anwandlung kommen sehen.
    Noch mochten die Attentäter eine kleine Gruppe sein. Trotzdem! Insgeheim würden sie wachsen, sich organisieren, planen – und neue Anhänger gewinnen. Sie arbeiteten als Untergrundbewegung, versuchten Anschläge aus dem Hintergrund und wichen aus, wo die größere Macht der Robot-Polizei keine Chance ließ.
    Harwell wußte, daß ihr Plan, alle Träume auszuschalten, die ganze Sensipsych-Industrie lahmlegen würde. Und dasschloß ihn und seine Familie mit ein. Er hatte Gerüchte über kleine Gruppen von Männern gehört, die in versteckten Kellern und Höhlen hausten. Männer, die nicht wußten, von wem sie ihre Befehle erhielten. Die lediglich einen Decknamen kannten, der nichts von der Identität des Anführers verraten konnte. Die keine Ahnung von der Stationierung oder von den Mitgliederlisten anderer Gruppen besaßen.
    Nein, Bob Harwell hatte es kaum nötig, die fünf Polizei-Flugzeuge zu beachten, die plötzlich in einer Schleife über die Stadt hinweg donnerten, oder den langen grauen Wagen, der kurz darauf

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