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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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größeren Respekt vor der gesammelten Streitmacht des Johannes, die sie in der Nähe wußten. Ein paar Sekunden später galoppierten alle, mit Ausnahme einiger weniger, die von Kaiserlichen eingeschlossen waren, auf die Straße zurück.
    Padway erblickte einen barköpfigen Mann zu Fuß, dessen prunkvoller Panzer ihm auffiel. Padway ritt auf ihn zu. Der Mann wollte fliehen. Padway wollte sein Schwert schwingen, als er bemerkte, daß er gar keines hatte. Er erinnerte sich nicht, es verloren zu haben, aber das machte jetzt keinen Unterschied. Er packte den Kaiserlichen und übergab dann seinen Gefangenen einem Goten. Der Gote warf sich den Offizier quer über den Sattel.
    Bis zum Paß waren es neun Meilen, die hauptsächlich bergauf führten. Padway hoffte, daß er nie wieder einen solchen Ritt würde zu bestehen haben. Als sie in Sichtweite des Passes waren, waren die Pferde sowohl der Verfolger als auch der Verfolgten so ausgepumpt, daß sie sich nur noch im Schrittempo bewegen konnten. Einige Männer waren sogar abgestiegen, um ihre Pferde zu führen. Als die gotische Streitmacht schließlich den Paß erreicht hatte, stand die Sonne schon tief am Himmel. Sie hatten wenige Männer verloren, aber ein wirklich kampfkräftiger Verfolger hätte sie jetzt spielend besiegen können. Zum Glück waren die Kaiserlichen ebenso müde. Trotzdem gaben sie die Verfolgung nicht auf.
    Padway sah sich um und stellte mit Genugtuung fest, daß die Gruppe, die er vorausgeschickt hatte, ihre Stellung eingenommen hatte. Das waren Männer, die überhaupt noch nicht müde waren. Die Gruppe, die die Planwagen verbrannt hatte, hatte sich hinter ihnen aufgebaut, und noch weiter oben lagen jene am Boden, die gerade noch geflohen waren.
    Die Kaiserlichen gaben nicht auf. Padway sah, wie sich einige Byzantiner vorsichtig und etwas unruhig nach den Hügeln umsahen. Aber der Blutige Johannes wollte offenbar immer noch nicht zugeben, daß sein Gegner einen intelligenten Feldzug führte. Die kaiserliche Streitmacht galoppierte durch die engste Stelle des Passes.
    Und dann brach ein dröhnender Donner los, als Steinbrocken und Baumstämme die Abhänge herunterstürzten. Pferde wieherten schrill. Padway lenkte eine Schwadron Lanzenreiter zum Angriff.
    Es war nur Platz für sechs Pferde nebeneinander. Die Steine und Baumstämme hatten den Kaiserlichen nicht viel Schaden zugefügt, wenn man davon absah, daß sie ein unüberwindbares Hindernis bildeten, das wohl oder übel die Streitmacht der Kaiserlichen in zwei Gruppen teilte. Und jetzt stürzten sich die gotischen Ritter auf die Hälfte, die das Hindernis bereits passiert hatte. Die Kürassiere, die hier keinerlei Bewegungsfreiheit hatten und auch die Bogen nicht einsetzen konnten, wurden von ihren schwerer bewaffneten Gegnern zurückgedrängt. Der Kampf endete, als die noch überlebenden Kaiserlichen von den Pferden sprangen und zu Fuß ihr Heil in der Flucht suchten.
    Inzwischen wäre es sogar einem wesentlich unfähigeren General, als der Blutige Johannes es war, klar geworden, daß auf diesem engen Raum Pferde etwa ebenso nützlich waren wie grüne Papageien. Die Tatsache, daß die Kaiserlichen ihre Hälfte des Passes ebenso fest in der Hand hatten wie Padway die seine, machte nicht viel aus, denn die Kaiserlichen wollten durch den Paß marschieren und Padway nicht. Johannes ließ einige Lombarden und Gepiden absteigen und schickte sie zu Fuß nach vorne. Padway hatte inzwischen ein paar abgestiegene Lanzentruppen hinter der Barriere postiert. Die Bogenschützen bezogen etwas hügelaufwärts Stellung, um über die Köpfe der Ritter hinweg schießen zu können.
    Die Lombarden und Gepiden trotteten langsam heran. Sie waren mit Kettenhemden bekleidet, machten aber trotzdem einen eigenartigen Eindruck, wenn man ihre glattrasierten Hinterköpfe und das zu beiden Seiten ihrer Gesichter in langen, butterbeschmierten Zöpfen herunterhängende Haar sah. Sie trugen Schwerter, einige von ihnen hatten auch riesige Streitäxte. Als sie näher kamen, riefen sie den Goten Beleidigungen zu, die die ostgermanischen Dialekte sehr wohl verstanden und zurückriefen.
    Die Angreifer arbeiteten sich über die Barriere hinweg und hackten auf die Speere ein, die zu dicht beieinander waren, als daß man zwischen ihnen hätte hindurchschlüpfen können. Von hinten drängten die Angreifer nach und drückten daher die vorderen auf die Speere zu. Im nächsten Augenblick war die Front ein unentwirrbares Durcheinander von

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