Jedi-Padawan 05 - Die Rächer der Toten
Kapitel 1
Der Raumjäger schoss dicht über der Oberfläche von Meli-da/Daan dahin. Auf dem rauen Gelände dort unten standen gewaltige Gebäude aus dunklem Stein, in riesigen, perfekten Quadraten angeordnet. Fenster oder Türen waren keine zu sehen.
Obi-Wan Kenobi betrachtete sie durch die Sichtscheibe, während er den Jäger steuerte. »Was könnte das Eurer Meinung nach sein?«, fragte er Qui-Gon Jinn. »Ich habe so etwas noch nie gesehen.«
»Ich weiß es nicht«, antwortete der Jedi-Ritter. Er beobachtete die Landschaft mit seinen stechend blauen Augen. »Vielleicht Lagerhäuser. Oder militärische Anlagen.«
»Dort könnten Ortungseinrichtungen versteckt sein«, gab Obi-Wan zu bedenken.
»Ich habe nichts auf dem Scanner. Aber lass uns sicherheitshalber tiefer fliegen.«
Ohne langsamer zu werden lenkte Obi-Wan den Jäger dichter an die Planetenoberfläche heran. Eine Landschaft voller Steine glitt am Sichtfenster vorüber. Obi-Wan hielt die Hände bei aufgedrehtem Triebwerk fest an den Kontrollen. Die kleinste falsche Bewegung könnte zum Absturz führen.
»Wenn wir noch etwas tiefer gehen, kann ich eine Molekularanalyse der obersten Bodenschicht vornehmen«, bemerkte Qui-Gon vom Kopilotensitz aus. »Du fliegst zu tief für diese Geschwindigkeit, Padawan. Wenn uns ein Felsblock in die Quere kommt, gibt es eine außerplanmäßige Bruchlandung.«
Sein Tonfall war milde, doch Obi-Wan wusste, dass Qui-Gon keine Widerrede akzeptieren würde. Obi-Wan war Qui-Gons Schüler und eine der Jedi-Regeln war, dass die Anweisung eines Meisters nicht in Frage gestellt wurde.
Widerwillig zog Obi-Wan die Kontrollen leicht zurück. Der Raumjäger stieg ein paar Meter höher. Qui-Gon sah ständig nach vorn, noch immer nach einem Landeplatz suchend. Sie erreichten die Außenbezirke von Zehava, der Hauptstadt des Planeten Melida/Daan. Es war äußerst wichtig, dass ihre Ankunft unbemerkt blieb.
Der blutige Bürgerkrieg auf Melida/Daan tobte schon seit dreißig Jahren. Er war die Fortsetzung eines Konflikts, der Jahrhunderte alt war. Die zwei sich bekriegenden Völker, die Melida und die Daan, konnten sich nicht einmal über den Namen ihres Planeten einigen. Die Melida nannten ihn Melida und die Daan nannten ihn Daan. Als Kompromiss benutzte der Galaktische Senat beide Namen mit einem Schrägstrich.
Jedes Dorf und jede Stadt auf dem Planeten war heiß umkämpft, in dauernden Kämpfen wurden Territorien gewonnen und wieder verloren. Die Hauptstadt Zehava war fast immer belagert, da sich die Grenzen zwischen Melida und Daan ständig veränderten.
Obi-Wan wusste, dass sich der Jedi-Meister Yoda auf ihren Erfolg in dieser Mission verließ. Er hatte sie unter den vielen Jedi mit Bedacht ausgewählt. Diese Mission war ihm wichtig. Wochen zuvor war eine der besten Schülerinnen, die Jedi-Ritterin Tahl, als Friedenswächter nach Melida/Daan gekommen.
Tahl war unter den Jedi-Rittern für ihre diplomatischen Fähigkeiten bekannt. Die beiden verfeindeten Seiten hatten kurz vor einer Einigung gestanden, als der Krieg wieder ausgebrochen war. Tahl war schwer verwundet und von den Melida gefangen genommen worden.
Nur Tage zuvor war es Yoda gelungen, eine Nachricht zu seinem ursprünglichen Mittelsmann zu schicken, einem Melida namens Wehutti. Wehutti hatte zugestimmt, Obi-Wan und Qui-Gon in die Stadt zu schleusen und ihnen bei Tahls Freilassung zu helfen.
Obi-Wan wusste, dass die vor ihnen liegende Mission schwieriger und gefährlicher als üblich war. Dieses Mal waren die Jedi nicht eingeladen worden, um einen Streit beizulegen. Sie waren nicht willkommen. Der letzte Jedi-Gesandte war gefangen genommen, vielleicht sogar getötet worden.
Er schaute zu seinem Meister hinüber. Qui-Gons ruhiger, stetiger Blick schweifte über die Landschaft vor ihnen. Obi-Wan konnte nicht erkennen, ob er angespannt oder besorgt war.
Zu den vielen Dingen, die Obi-Wan an seinem Meister bewunderte, zählte seine Ausgeglichenheit. Er hatte Qui-Gons Padawan werden wollen, weil der Jedi wegen seines Mutes, seiner Fähigkeiten und seiner Beherrschung der Macht bewundert wurde. Auch wenn sie manchmal Meinungsverschiedenheiten hatten, empfand Obi-Wan tiefen Respekt für den Jedi-Meister.
»Siehst du diese Schlucht?«, fragte Qui-Gon, der sich nach vorn lehnte und darauf deutete. »Wenn du zwischen den Wänden landen kannst, können wir den Raumjäger dort verstecken. Es wird allerdings eng.«
»Kein Problem«, meinte Obi-Wan. Er behielt die Geschwindigkeit
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