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Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)

Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition)

Titel: Tuch und Tod (Ein Berringer-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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im Raum stehen, stand auf, nahm seine Kaffeetasse und trank das inzwischen kalt gewordene Gebräu. „Ich möchte übrigens, dass ihr beide auf der BOOT auch dabei seid. Sechs Augen sehen mehr als zwei.“
    „ Glaubst du, dass es da wirklich gefährlich wird?“, wunderte sich Vanessa.
    „ Keine Ahnung. Aber wenn jemand Gerath wirklich schaden will, muss er nur dafür sorgen, dass die Präsentation auf der BOOT nicht so läuft wie geplant.“
    „ Bei diesem Kerl gibt es wohl nur zwei Dinge, die ihm wirklich wichtig sind“, meinte Vanessa. „Seine Firma und seine Pferde. Die Reihenfolge kann man vielleicht sogar umdrehen, aber …“
    „ Noch etwas“, unterbrach Berringer sie. Er holte das Streichholzbriefchen aus seiner Tasche. „Kennt jemand von euch ein Lokal Kreuzherreneck?“
    „ Ja, das ist hier in der Düsseldorfer Altstadt“, antwortete Vanessa. „Ich war ein- oder zweimal mit ein paar Freunden dort. Die Fenster sind interessant.“
    „ Wieso?“, wollte Mark wissen. „Was ist mit den Fenstern?“
    „ Du wurden von Kunststudenten oder angehenden Künstlern gestaltet. Ziemlich verrücktes Zeug haben die draufgepinselt. Aber wenigstens ist es nicht langweilig. Ansonsten ist das ein Laden, der eher auf der Nostalgie-Linie liegt. Man verweigert sich dort konsequent jeglicher Modernisierung.“ Sie machte eine Pause und beobachtete Berringer dabei, wie er das Streichholzbriefchen wieder einsteckte. „Darf man erfahren, wozu du das wissen willst?“
    Berringers Antwort war klipp und klar. „Nein.“
     
     
    „ Till!“
    Der Mann in Kargohose mit den mit Farbflecken und dem dunklen Rollkragenpullover tauchte einen Pinsel in einen Eimer mit roter Farbe und sprenkelte sie auf eine Leinwand im Format zwei Meter mal zwei Meter fünfzig.
    „ Till!“, sagte die Frauenstimme zum zweiten Mal.
    Maja Gerath – wie immer ganz in Weiß – stakste wie ein Storch durch das Atelier, bemüht darum, ihre weiße Kleidung nicht zu beschmutzen, was bei der weiten, beinahe über den Boden wischenden Schlaghose gar nicht so einfach war.
    Das Gesicht ihres Bruders Till war zu einer Grimasse verzerrt. Er schien seine Schwester gar nicht zu bemerken. Immer wieder spritzte er rote Farbe auf die Leinwand, die dadurch immer mehr mit Sprenkeln versehen wurde. Den Pinsel benutzte er wie eine Waffe, mit der er gegen einen unsichtbaren Gegner kämpfte.
    „ Till, jetzt hör doch mal! Wir müssen dringend reden!“
    Till hielt auf einmal inne. Er steckte den Pinsel in den Farbeimer und stellte diesen ziemlich unsanft auf den Boden. Dabei spritzte etwas von der roten Farbe durch den Raum.
    Maja schrie ärgerlich auf. „Jetzt guck mal, was du gemacht hast!“, rief sie und deutete auf einen Spritzer an ihrer Schlaghose.
    Till grinste. „Meine unbefleckte Schwester hat was abgekriegt! Ein Drama!“ Er wies auf einen kleinen Kanister, der am Boden stand. „Da ist Terpentin drin – bitte!“
    „ Terpentin! Ich glaub, du spinnst!“
    „ Ich bin überzeugt, irgendwann wird ein dummer Esel Klamotten erfinden, an denen Farbe nicht haftet – und dieser dumme Esel wird dann von unserem ehrenwerten Herrn Vater angeheuert werden, sodass es dann neben Avlar Tex und Avlar Sport auch noch Avlar No Coulour gibt!“ Till kicherte. Er drehte sich um und ging zum Tisch, auf dem eine halbvolle Flasche Kognak stand, aus der er einen Schluck nahm.
    „ Wir müssen etwas unternehmen, Till! Es ist jetzt fünf vor zwölf! Zu Hause fällt alles auseinander!“
    Till machte eine wegwerfende Geste. „Was sagt denn Andreas dazu?“
    „ Ach, der. Du kennst ihn doch.“
    Till musterte sie einen Augenblick lang. „Dir geht’s doch nur ums Geld, Schwesterherz, auch wenn du immer alles Mögliche sonst noch behauptest. Aber das ist der Kern der Sache: Euros!“
    „ Für mich brauche ich nichts!“
    „ Nein – nur für die kranken Seelen, die sich in dem komischen Gotteskinder-Verein sammeln, die du dir als Ersatzfamilie gesucht hast.“
    „ Nun tu mal nicht so scheinheilig, du Künstler - oder was immer du auch sein magst! Wenn Mutter dich nicht immer heimlich großzügig unterstützt hätte, würdest du nicht so große Töne spucken, sondern müsstest dir deinen Lebensunterhalt mit richtiger Arbeit verdienen!“
    „ Immer gelassen bleiben, Schwesterherz – und nur kein Neid.“ Tills Blick galt wieder dem Gemälde, bei dem er sich wohl noch nicht so recht schlüssig darüber war, ob er es schon als abgeschlossen betrachten sollte oder nicht.

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