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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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könnte, daß Dan für die Schreie in der Bibliothek irgendwie verantwortlich war. Und wenn er einen solchen Verdacht schöpfte, würde er vielleicht den Wächter verständigen, das Tor würde sich wieder schließen, und Dan würde kostbare Zeit mit Erklärungen vergeuden müssen.
    Etwa zehn Meter vom Tor entfernt nahm er endlich  den Fuß vom Gaspedal und trat auf die Bremse. Der Wagen kam ins Schleudern, doch Dan konnte ihn auf der Straße halten. Er hörte ein lautes Scharren und verspürte einen leichten Stoß, als die hintere Stoßstange an einem Torflügel entlangschrammte. Dann lag die Straße vor ihm/ und er bog scharf ein, ohne abzubremsen.
    Mit eingeschaltetem Blaulicht raste er von der Anhöhe, auf der Bei Air lag, bergabwärts in Richtung Westwood, schnitt rücksichtslos die Kurven und setzte auf den unübersichtlichen gewundenen Straßen nicht nur sein eigenes Leben aufs Spiel, sondern auch das anderer Verkehrsteilnehmer.
    Delmar, Carrie, Gndy Lakey...
    Nicht noch einmal!
    Melanie hatte Morde begangen, gewiß, aber sie verdiente für ihre Taten nicht den Tod. Sie hatte sie in unzurechnungsfähigem Zustand begangen, Außerdem mußte man ihr mildernde Umstände zugestehen; nur wenige Menschen könnten sich mit soviel Recht darauf berufen. Sie hatte in Notwehr gehandelt. Wenn sie ihre Peiniger nicht bis auf den letzten Mann liquidiert hätte, wäre sie ihnen früher oder später wieder in die Hände gefallen, und sie hätten weitere Experimente mit ihr durchführen wollen. Wenn sie nicht alle zehn Konspiratoren umgebracht hätte, wäre sie irgendwann wieder physisch und psyctfisch gefoltert worden.
    Das mußte er Melanie klarmachen.  Er glaubte zu wissen, wie er das vielleicht schaffen könnte. Bitte, Gott, laß es gelingen. Bis Westwood war es nicht weit. Wenn er dieses selbstmörderische Tempo beibehielt, müßte er in weniger als fünf Minuten im Kino sein. Delmar, Carrie, Cindy Lakey.,. Melanie... Nein!
    Die Lufttemperatur fiel schlagartig.
    Melanie wimmerte. Laura sprang von ihrem Sitz auf. Sie wußte nicht, was sie tun sollte, aber sie konnte einfach nicht stillsitzen, während >Es< sich nahte. Die Luft wurde immer kälter - noch kälter als am Vortag in der Küche und später im Motelzimmer. Lauras Hintermann bat sie, sich zu setzen; auch andere  Leute drehten sich nach ihr um. Doch gleich darauf wandte sich die allgemeine Aufmerksamkeit der Tatsache zu, daß es im Kino plötzlich eiskalt war.
    Auch Earl war aufgestanden, und diesmal hatte er den Revolver aus dem Halfter gezogen,
    Melanie stieß einen jämmerlichen dünnen Schrei aus, aber ihre Augen blieben geschlossen. Laura schüttelte sie wieder. »Baby, wach auf! Wach auf!« Im Saal wurde es jetzt unruhig, nicht so sehr als Reaktion auf Lauras und Earls ungewöhnliches Verhalten, als vielmehr wegen der Kälte, Die Leute klapperten schon mit den Zähnen und hatten blaue Lippen.
    Dann trat schlagartig Totenstille ein, als die riesige Leinwand von oben bis unten entzweiriß; eine schwarze gezackte Linie zerteilte die Bilder, und die Figuren auf der Leinwand krümmten sich und bekamen verzerrte Gesichter, während die silbrige Fläche, auf der sie existierten, Falten warf und zusammensackte.
    Melanie warf sich auf ihrem Sitz hin und her und schlug nach der leeren Luft, traf aber Laura, die noch immer verzweifelt versuchte, das Kind aufzuwecken. Die schweren Vorhänge zu beiden Seiten der Leinwand wurden aus den Schienen an der Decke gerissen. Sie flatterten wie Flügel in der Luft, so als wäre der Teufel aus der Hölle emporgestiegen und entfaltete seine fledermausartigen Schwingen. Dann schwebten sie zu Boden und blieben als leblose Stoffberge liegen. Das war zuviel für die Kinobesucher. Verwirrt und verängstigt sprangen sie von ihren Sitzen auf. Nachdem sie mehrere harte Schläge auf die Arme und ins Gesicht abbekommen hatte, war es Laura gelungen, Melanie bei den Handgelenken zu packen und sie festzuhalten. Sie warf über die Schulter hinweg einen Blick nach vorne. Der Filmvorführer hatte seinen Apparat noch nicht ausgeschaltet, so daß die ruinierte Leinwand etwas Licht reflektierte; außerdem spendeten die Lampen an den Notausgängen schwaches bernsteinfarbenes Licht. Diese Beleuchtung reichte gerade aus, damit alle sehen konnten, was nun geschah. Leere Sitze in der ersten Reihe rissen sich vom Fußboden los, an dem sie befestigt waren; sie flogen durch die Luft auf die Leinwand zu, wo sie wie Kanonenkugeln einschlugen und neue

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