Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
in die Luft? « , sagte Devon. » Und was dann? «
» Dann ist es weg « , entgegnete Christoph.
» Und danach? « Devons Worte trieften vor kalter Verachtung. » Dann kommen alle plötzlich zur Vernunft? Erkennen, was wir Tolles getan haben? Sie hassen uns schon jetzt. Sie sind schon jetzt davon überzeugt, dass wir geistig labil sind. Ihr würdet ihnen damit nur weitere Munition liefern. «
Christoph beugte sich vor. Er war rot angelaufen, seine normalerweise helle Haut übersät mit hektischen Flecken. Seine Hände ballten sich an den Seiten zu Fäusten. » Es geht nicht darum, sie dazu zu bringen, uns zu mögen. Niemand wird den Hybriden je die Chance geben, zu beweisen, dass sie sympathisch sind … «
» Kriege und Revolutionen « , sagte Vince, » gewinnt man nicht, weil man gemocht wird. «
Kriege und Revolutionen.
Das war es also? Ein Krieg? Eine Revolution?
Uns schauderte. Kriege gehörten nicht hierher, nach Hause. Kriege gehörten der Geschichte an oder in jene weit entfernten Länder jenseits des Ozeans. Und die einzige Revolution, von der wir Kenntnis hatten, war die, aus der die Americas hervorgegangen waren, als die Nicht-Hybriden sich vor über zweihundert Jahren ihre Freiheit von den Hybriden erstritten hatten. Kriege und Revolutionen bedeuteten Tod und unsägliche Schrecken. So viel war uns in der Schule beigebracht worden.
Addie schüttelte den Kopf. Bis zu diesem Moment waren wir noch mittendrin gefangen gewesen, ohne dass eine von uns die Zügel fest in der Hand gehabt hätte. Aber mit dieser Bewegung verlagerte sich die Kontrolle auf ihre Seite. Unsere Hand fiel herab, sie fummelte am dünnen Stoff unseres Rockes herum.
» Devon hat recht « , sagte Addie. » All diese Leute vom Lankster Square – glaubt ihr wirklich, sie würden uns jetzt bereitwilliger helfen als vorher? «
Devon warf ihr einen Blick zu. Er schien nicht dankbar für Addies Unterstützung zu sein – oder gar überrascht. Er hatte nur diesen nicht entzifferbaren Ausdruck im Gesicht, den er manchmal aufsetzte und der nichts preisgab.
» Lankster Square « , sagte Sabine ruhig, » hat die ganze Stadt darüber in Kenntnis gesetzt, dass nicht alle hier die angebliche Heilmethode unterstützen. Uns Powatt vom Hals zu schaffen – das wird ihnen zu verstehen geben, dass wir es ernst meinen. Dass wir gewillt sind zu kämpfen. Und selbst wenn sie es nicht begreifen: Dann ist wenigstens eine Anstalt weg. Die chirurgischen Apparate wären weg. «
Niemand sagte etwas. Sabine war diejenige, die das Schweigen erneut brach, dieses Mal mit einer Frage. Ihr Blick ruhte auf Addie und mir. » Wie viele Hybride gibt es, was glaubst du? Hier in den Americas, meine ich. «
» Ich … ich weiß es nicht « , sagte Addie.
» Ich auch nicht « , sagte Sabine. » Peter weiß es nicht. Vielleicht weiß es nicht einmal die Regierung – nicht, wenn man miteinbezieht, wie viele Hybride im Verborgenen leben. Ich glaube, wir sind zwar wenige, aber nicht so wenige, wie sie uns haben glauben lassen. Nehmen wir mal an, nur einer von fünfhundert Menschen wäre hybride. Das wären mehr als eine Million Hybride in den Americas, Addie. Sie geben uns das Gefühl, allein zu sein. Und das ist der Grund, warum viele Leute aufgeben, verstehst du? Weil das hier nichts ist, wogegen man allein ankommt. Es kommt einem so gewaltig vor – die Regierung kommt einem so gewaltig und mächtig vor, und all diese Eltern, all diese Kinder, sie haben niemanden, an den sie sich wenden können. Sie wissen nicht, ob es noch andere gibt, die dasselbe durchmachen. Also geben sie auf, weil sie sich für zu schwach halten, um etwas zu unternehmen. « Sabine sah niemanden an, während sie sprach, ihr Blick konzentrierte sich stattdessen auf eine leere Stelle an der schrägen Dachbodenwand. Als bräuchte sie ihre ganze Konzentration, um ihre Worte zu wählen. » Wenn man einen Kampf anfängt, muss man weitermachen, bis man gewinnt oder nicht länger kämpfen kann. Wir werden auf keinen Fall eine weitere Nachrichtenstory über Hybride sein, die sich haben einschüchtern lassen. «
Sabines Worte dehnten sich aus, bis sie den gesamten Dachboden ausfüllten, sich gegen uns drückten, uns alle Luft raubten. Ich hatte nicht den Eindruck, dass irgendwer noch atmen konnte, geschweige denn ein paar eigene Worte in den verbleibenden Raum zu zwängen vermochte.
» Wenn man vier Jahre in einer dieser Anstalten verbringt « , sagte Sabine leise, » dann fängt man an, davon zu
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