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Tyrannenmord

Tyrannenmord

Titel: Tyrannenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Jensen
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Platz im Bogenschießen mit 1.251 Ringen sicherten.«
    Erika Long hatte schweigend zugehört, gleichwohl war eine feine, dennoch unübersehbare Blässe in ihr Gesicht getreten.
    »Aber wenn ich das im Zusammenhang mit dem Mord betrachte, den es aufzuklären gilt, ist diese Tatsache sehr, sehr auffällig, nicht wahr, Frau Long?«
    »Na, somit wissen Sie ja nun, dass Sie eine Expertin in Sachen Bogenschießen vor sich haben«, entgegnete Erika Long spitz. »Und als solche muss ich Sie, so leid es mir tut, lieber Herr Hauptkommissar, dahingehend belehren, dass diese Art von Schuss, soweit ich das der Presse entnehmen konnte – nur im jungen Erwachsenenalter möglich ist, und auch nur dann, wenn von Haus aus eine gewisse Begabung vorliegt.«
    Schmidt schüttelte ungläubig den Kopf: »Sie versuchen jetzt nur, ihren Kopf mit fadenscheinigen Erklärungen aus der Schlinge zu ziehen.«
    »Sie haben offensichtlich von diesem Sport keine blasse Ahnung, denn sonst wüssten Sie, lieber Herr Hauptkommissar«, entgegnete Erika Long kühl, »dass der Schütze bei den Lichtverhältnissen – ich weiß ja aus eigener Anschauung während meiner Strandspaziergänge wie schummrig dass da unten bei dieser Kneipe zugegangen ist –, also, dass der Schütze über ein superscharfes Auge und eine total sichere Hand verfügen musste. Und das können Sie, wenn Sie bereits an die sechzig sind, getrost vergessen. Außerdem verhält es sich mit dem Bogenschießen wie mit dem Klavierspielen, man muss jeden Tag üben, um nur halbwegs den Standard einzuhalten. Und ich habe, seit ich mich um die Tiere kümmere, keinen Bogen mehr in der Hand gehabt. Es fehlte einfach die Zeit.«
    »Lassen wir das mal für einen Moment ruhig so stehen, Frau Long«, antwortete Schmidt von ihrer Darstellung natürlich nicht überzeugt. »Und bleiben wir eine Weile bei den Qualitäten, die den Schützen ebenfalls prädestinierten, diesen Mord so und nicht anders zu begehen.«
    Erika Long sah Schmidt erstaunt an: »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine, dass der Jemand – und das gehört zum Bereich Täterprofil –, um so offensiv handeln zu können, keiner sein kann, der sich in seinem Leben defensiv verhält. Er muss also schon über eine gehörige Portion Aktiva und Mut verfügen, unterfüttert mit einer Idee, einem Dogma oder einer festen Überzeugung – wo wir wieder bei Ihnen angelangt wären, Frau Long!«
    »Also, das ist schon ein reichlich starkes Stück, was sich da der Herr Hauptkommissar zusammenbastelt«, reagierte Erika Long empört. »Wie Sie sehen können, bin ich eine ältere, nicht gerade kräftig gebaute Frau, und in eine derartige Situation sich hineinzubegeben, macht mir schon in der bloßen Vorstellung Angst.«
    »Ach, wirklich, Frau Long?«, gab Schmidt sich ungläubig. »Und was haben Sie dann bei Sea Shepherd getrieben?«
    Bei der Erwähnung dieses Namens schluckte Erika Long sichtlich, sagte aber nichts, während Schmidt unverzüglich nachsetzte. »Ich will es Ihnen sagen: Sie waren über mehrere Jahre Aktivistin bei dieser – sagen wir mal der Einfachheit halber – Meerestier-Schutz-Organisation und haben sich sowohl an Aktionen gegen die Robbenjagd, als auch an Störungen des Walfangs beteiligt. Was sagen Sie dazu, Frau Long? Feige darf man da wohl nicht gerade sein, oder?« Schmidt hielt siegesgewiss die Luft an, denn er sah, wie es im Gesicht der Frau zuckte und zu arbeiten begann.
    »Zum Kuckuck, Herr Kommissar, was wollen Sie bloß von mir, bei einer Menschheit, die so verantwortungslos mit den ihr anvertrauten Wesen umgeht, muss doch irgendjemand handeln.« Erregt und erschöpft zugleich, ließ sie sich tiefer in ihr Kissen zurücksinken.
    »Ich will nur die Wahrheit von Ihnen hören, Frau Long«, antwortete Schmidt, um anschließend seinen letzten Trumpf, der nur ein Bluff war, aus der Tasche zu ziehen. »Ach ja, da wäre noch was, Frau Long.« Schmidts Stimme klang auf einmal für die Ohren der Frau eine Idee zu gleichgültig, sodass Erika Long trotz ihrer Erschöpfung im Nu hellwach war. »Wir haben am Rande Ihres Grundstücks …« Schmidt hielt inne, um die Spannung, die in dem Krankenzimmer jetzt fast zu greifen war, voll für sich arbeiten zu lassen. »Also, am Rande Ihres Grundstücks«, bekräftigte Schmidt, »hat unsere Spurensicherung ein Stück Aluminium gefunden – von der Art, wie es in modernen Compoundbögen und Recurvebögen verbaut wird.« Schmidt frohlockte innerlich, denn er meinte mit seiner Behauptung,

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