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Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erkennen. Nur dunkle, schattenhafte Umrisse.
    Und einer dieser Umrisse bewegte sich.
    Ein Reiter.
    Leise war aus der Ferne zu hören, wie die Hufen auf den Boden stampften. Das Pferd schnaubte.
    "Willard!", rief Tom.
    Aber er bekam keine Antwort.
    Einen Augenaufschlag später war der Schatten des Reiters verschwunden.
    Aber Lady Marys Augen waren noch immer schreckgeweitet.
    "Wovor hast du Angst, Mary?", fragte Tom.
     
    *
     
    Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war oder wo ich mich befand. Die erste Empfindung, die ich hatte, war wieder diese unmenschliche Kälte.
    Ich zitterte und öffnete vorsichtig die Augen. Ich lag auf einem feuchtkalten Untergrund. Als ich die Hände zusammenkrallte, fühlte ich Erde. Modrig riechender, schwerer Boden. Um mich herum war es neblig. Dicke Schwaden krochen über den Boden. Man konnte nicht weiter als zehn oder zwanzig Meter sehen.
    Ich hob die Hände, beinahe ungläubig darüber, noch am Leben zu sein. Dann betastete ich vorsichtig das Gesicht, strich mir einige Strähnen aus den Augen.
    In der Ferne hörte ich ein Geräusch, dass mich sofort aufschrecken ließ.
    Pferdehufe, die auf dem schweren Boden herumtrampelten. Es klang wie ein dumpfes Klopfen in einem ganz charakteristischen Rhythmus.
    Innerhalb einer Sekunde war ich auf den Beinen. Im ersten Moment war ich etwas benommen. Schwindelgefühl machte mir noch ein wenig zu schaffen. Aber innerhalb des nächsten Augenblicks war es wie weggeblasen.
    Ich drehte mich nach allen Seiten herum.
    Nur Nebel und eigenartige, schattenhafte Konturen von Dingen, die sich nur erahnen ließen. Bäume vielleicht?
    Hecken, Sträucher?
    Jedenfalls sah ich nirgends etwas, das auf Delancie Castle hinwies.
    Kein Licht, kein Umriss... Gar nichts.
    Andererseits konnte man bei dem Nebel ohnehin nicht viel sehen. Vielleicht täuschte mich der optische Eindruck und das Schloss war in Wahrheit ganz in der Nähe...
    Wo bin ich?, dachte ich. War dies das Jenseits? Die Sphäre der toten Seelen? Oder handelte es sich nur um ein anders Zwischenreich, so wie das der Lady Mary Delancie? Ich hatte keine Zweifel daran, dass sie dafür verantwortlich war, dass ich mich an diesem unwirtlichen Ort befand. Ich erinnerte mich an die gewaltige mentale Krafteinwirkung, mit der sie mich angegriffen hatte.
    Nichts hatte ich ihr entgegenzusetzen gehabt. Aber immerhin war ich noch am Leben.
    Wirklich?
    Ich mochte nicht weiter darüber nachdenken.
    Ich dachte an Tom und daran, dass ich möglicherweise nun für immer von ihm getrennt war, sofern es Lady Mary geschafft hatte, mich aus ihrer Zwischenwelt hinauszuschleudern. Für einen Moment hatte ich wieder den geradezu chaotischen Mahlstrom vor Augen, in dessen Sog ich geraten war. Ein Strudel, dem meine Seele nicht hatte widerstehen können. Und nun war ich hier...
    Ich hatte mich lange genug mit außersinnlichen Phänomenen beschäftigt, um mich über solche Erlebnisse nicht mehr allzu sehr zu wundern. Ich nahm es einfach als gegeben hin, dass es Dinge gab, die für unsere Begriffe heute noch unerklärlich sind.
    Und dazu gehörte zweifellos auch all das, was mit Lady Mary, ihren Kräften und ihrer grauenhaften Zwischenwelt zu tun hatte.
    Pferdegetrappel ließ mich erneut aufhorchen.
    Ich stand da wie erstarrt.
    Der dunkle Schatten eines Reiters kam jetzt direkt auf mich zu.
    Der Puls schlug mir bis zum Hals.
    Der Reiter kam im vollen Galopp heran. Die scharfen Hufe wirbelten Erde empor. Das Pferd dampfte in der Kälte. Immer deutlicher waren die Konturen zu sehen. Er trug einen Zylinder. Der Umhang wehte wie ein dunkler Schatten hinter ihm her.
    Es musste Willard sein!
    Unter dem Zylinder blickte mich ein Totenschädel aus leeren Augenhöhlen heraus an. Ich schluckte und stand wie erstarrt da. Der Reiter näherte sich etwas langsamer, nachdem er sein Tier gezügelt hatte.
    Er wandte den Kopf, beugte sich etwas vor und tätschelte leicht den Hals des Pferdes. Sein grinsendes Totenschädel Gesicht lag dabei für einen Moment im Schatten. Als der Reiter sich im Sattel wieder aufrichtete, hatte er ein menschliches Gesicht.
    Ich erkannte es sofort wieder.
    Dieser Mann war Willard Delancie.
    Seine Haut war so blass wie das seiner Schwester - und auch sonst war die Ähnlichkeit nicht zu übersehen.
    Er sah mich an.
    "Sie sind Willard Delancie, nicht wahr?", sprach ich ihn an. Sein Lächeln blieb verhalten.
    "Das ist wahr."
    "Ich habe Sie aus dem Fenster eines der Gästezimmer gesehen. Sie brachten einen Strick und

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