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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dänischen Herren entrichteten. Ich ließ ihn reden, doch ich dachte über den Fluss nach, den wir überqueren mussten. Wenn Sigurd einen Hinterhalt plante, dann würde er sich Eanulfsbirig aussuchen, weil er wusste, dass wir dort über die Brücke mussten. Ganz bestimmt würde er nicht Huntandon nehmen, wo uns die ostanglische Begleitmannschaft auf dem höhergelegenen Nordufer des Flusses erwartete.
    Aber vielleicht plante er auch überhaupt nichts.
    Vielleicht sah ich Gefahren, wo es keine gab.
    »Warst du schon einmal in Cytringan?«, fragte ich Ludda.
    Er sah mich überrascht an, vielleicht, weil Cytringan weit von den anderen Orten entfernt war, nach denen ich ihn gefragt hatte. »Ja, Herr«, sagte er.
    »Was gibt es dort?«
    »Jarl Sigurd hat in Cytringan eine Festhalle. Er benutzt sie, wenn er dort in den Wäldern auf Jagd geht.«
    »Hat sie eine Palisade?«
    »Nein, Herr. Es ist ein großer Palas, aber er steht meistens leer.«
    »Ich habe gehört, dass Sigurd dort das Julfest verbringt.«
    »Das könnte sein, Herr.«
    Ich nickte, dann steckte ich die Münzen wieder in meinen Beutel und sah die Enttäuschung in Luddas Blick. »Ich bezahle dich«, versprach ich, »wenn wir zurück sind.«
    »Wir?«, fragte er beklommen.
    »Du kommst mit mir, Ludda«, sagte ich. »Jeder Krieger würde sich glücklich schätzen, von einem Magier begleitet zu werden, und ein Magier sollte sich sogar äußerst glücklich schätzen, wenn er ein paar Krieger als Begleitschutz hat.«
    »Ja, Herr«, sagte er, bemüht, freudig zu klingen.
    Am nächsten Morgen brachen wir auf. Die Mönche gingen alle zu Fuß, sodass wir recht langsam vorankamen, aber ich hatte keine besondere Eile. Ich nahm beinahe alle meine Männer mit und ließ nur eine Handvoll zur Bewachung des Palas zurück. Wir waren über einhundert, darunter jedoch nur fünfzig Kämpfer, die übrigen waren Geistliche und Diener, und Sigunn war die einzige Frau. Meine Männer trugen ihre besten Rüstungen. Zwanzig von ihnen ritten voran, und alle anderen bildeten die Nachhut, während die Mönche, Priester und Diener in der Mitte gingen oder ritten. Sechs von meinen Männern bewachten die Flanken und ritten als Späher voraus. Ich erwartete keine Schwierigkeiten zwischen Buccingahamm und Bedanford, und es gab auch keine. Ich war zuvor noch nie in Bedanford gewesen und lernte eine trübselige, halb aufgegebene Stadt kennen, die zu einem Dorf geschrumpft war, in dem jetzt die Angst herrschte. Früher hatte dort nördlich des Flusses eine große Kirche gestanden, und König Offa, der Tyrann von Mercien, war angeblich darin begraben worden. Dann aber hatten die Dänen die Kirche niedergebrannt und das Königsgrab aufgebrochen, um nach den Schätzen zu suchen, die mit der Leiche vergraben worden sein mochten. Wir verbrachten eine kalte, unbequeme Nacht in einer Scheune, wenn ich auch einen Teil der Zeit bei den Wachen verbrachte, die unter ihren Pelzumhängen zitterten. Mit der Dämmerung zog Nebel über das feuchte, eintönige, flache Land, durch das sich der Fluss in großen, trägen Schleifen wand.
    Wir überquerten den Fluss im Dunst des Morgens. Zuerst schickte ich Finan und zwanzig meiner Männer vor, und er kundschaftete die Straße aus und kam mit der Nachricht zurück, dass kein Feind in Sicht war. »Feind?«, fragte mich Willibald. »Warum rechnet Ihr mit Feinden?«
    »Wir sind Krieger«, erklärte ich ihm, »und wir rechnen immer mit Feinden.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das hier ist Eohrics Land. Er ist uns freundlich gesinnt.«
    Das Wasser in der Furt war hoch und eiskalt, und ich ließ die Mönche ein Floß benutzen, das offenkundig zu genau diesem Zweck am südlichen Ufer vertäut lag. Einmal über den Fluss, folgten wir den Überresten einer Römerstraße durch weite Auen, auf denen das Wasser stand. Der Nebel löste sich auf, und mit der Sonne zog ein kalter, klarer Tag herauf. Ich war angespannt. Manchmal, wenn sich ein Wolfsrudel bedrohlich in der Nähe herumtreibt und immer wieder entwischt, stellen wir den Tieren eine Falle. Ein paar Schafe werden auf einer Lichtung eingepfercht, und wir geben Wolfshunden Befehl, sich auf der windabwärts gelegenen Seite hinter die Büsche zu legen. Und dann warten wir und hoffen, dass die Wölfe kommen. Und wenn sie kommen, werden Reiter und Jagdhunde losgelassen, und das Wolfsrudel wird über Land gehetzt, bis nichts mehr von ihm übrig ist außer blutigen Fellen und zerfetztem Fleisch. Aber jetzt waren wir die Schafe. Wir

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