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Uhtred 6 - Der Sterbende König

Uhtred 6 - Der Sterbende König

Titel: Uhtred 6 - Der Sterbende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Vorschlag.«
    »Aber warum wird es dann nicht in Wessex unterzeichnet und besiegelt?«, beharrte ich.
    Willibald breitete die Hände aus. »Spielt das eine Rolle, Herr?«, fragte er eine Spur ungeduldig. »Und wir sollen uns in drei Tagen in Huntandon treffen«, fuhr er fort. »Und falls das Wetter schlecht wird …« Er beendete den Satz nicht.
    Ich hatte schon von Huntandon gehört, war allerdings niemals dort gewesen, und alles, was ich wusste, war, dass es irgendwo jenseits der unklaren Grenze zwischen Mercien und Ostanglien lag. Ich gab den Zwillingen, Ceolberht und Ceolnoth, ein Zeichen, und sie kamen eilig von dem Tisch herangelaufen, an dem sie mit den beiden Priestern aus Wessex gesessen hatten. »Wenn wir von hier aus auf dem kürzesten Weg nach Eleg reiten wollten«, sagte ich zu den Zwillingen, »welchen Weg müssten wir dann nehmen?«
    Sie berieten sich kurz mit gesenkten Stimmen, dann meinte der eine, am schnellsten käme man über Grantaceaster hin. »Von dort aus«, nahm der andere den Faden auf, »gibt es eine Römerstraße, die geradewegs zu der Insel führt.«
    »Insel?«
    »Eleg ist eine Insel«, sagte ein Zwilling.
    »In einem Sumpf«, fügte der andere hinzu.
    »Mit einem Kloster!«
    »Das von den Heiden niedergebrannt wurde.«
    »Aber inzwischen ist die Kirche wieder aufgebaut.«
    »Dank sei dem Herrn.«
    »Die heilige Æthelreda hat das Kloster errichtet.«
    »Und sie war mit einem Northumbrier verheiratet«, sagte Ceolnoth oder Ceolberht, um mir zu gefallen, denn ich bin selbst Northumbrier. Ich bin der Herr von Bebbanburg, wenn auch in jenen Tagen mein verderbter Onkel in der großen Festung am Meer wohnte. Er hatte sie mir gestohlen, und ich hatte vor, sie mir zurückzuholen.
    »Und Huntandon liegt an der Straße nach Grantaceaster?«, erkundigte ich mich.
    Die Zwillinge wirkten erstaunt über meine Unwissenheit. »O nein, Herr«, sagte einer von ihnen. »Huntandon liegt weiter nördlich.«
    »Warum gehen wir dann dorthin?«
    »König Eohric«, begann der eine Zwilling, dann erstarb seine Stimme. Es war offenkundig, dass weder er noch sein Bruder über diese Frage nachgedacht hatten.
    »Dieser Weg ist so gut wie jeder andere«, sagte sein Bruder beherzt.
    »Besser als der über Grantaceaster?«, fragte ich nach.
    »Beinahe ebenso gut, Herr«, sagte einer der Zwillinge.
    Es gibt Momente, in denen sich ein Mann fühlt wie ein wilder Keiler, der in einem Wald in die Enge getrieben wird. Er hört die Jäger, lauscht auf das Gebell der Jagdhunde, spürt, wie sein Herz immer schneller schlägt, überlegt, in welche Richtung er fliehen soll, und weiß es nicht, weil die Geräusche der Verfolger von überall und nirgends kommen. Nichts davon passte zusammen. Nichts. Ich ließ Sihtric rufen, der früher mein Diener, nun aber ein Krieger in meiner Haustruppe war. »Such jemanden«, erklärte ich ihm, »irgendwen, der Huntandon kennt. Bring ihn her. Ich will ihn spätestens morgen hierhaben.«
    »Und wo soll ich ihn suchen?«, fragte Sihtric.
    »Woher soll ich das wissen? Geh in die Stadt. Rede mit den Leuten in den Schänken.«
    Sihtric, mager und mit scharfen Gesichtszügen, sah mich gereizt an. »Ich soll also jemanden in einer Schänke finden«, sagte er, als sei das eine unerfüllbare Aufgabe.
    »Einen Händler«, schrie ich ihn an. »Such mir jemanden, der im Land umherzieht! Und betrink dich nicht. Such jemanden, und dann bringst du ihn zu mir.« Sihtric war immer noch mürrisch, vielleicht wollte er nicht wieder hinaus in die Kälte. Einen Augenblick lang sah er aus wie sein Vater, Kjartan der Grausame, der eine sächsische Sklavin mit Sihtric geschwängert hatte, dann aber gelang es ihm, seinen Ärger zu beherrschen, und er drehte sich um und ging weg. Finan, der Sihtrics Aufsässigkeit bemerkt hatte, entspannte sich. »Such mir jemanden, der weiß, wie man nach Huntandon und Grantaceaster und Eleg kommt«, rief ich Sihtric nach, doch er antwortete nicht und verließ wortlos den Palas.
    Ich kannte Wessex recht gut, und ich lernte Teile von Mercien kennen. Ich kannte das Gebiet um Bebbanburg und um Lundene, aber vieles vom übrigen Britannien war mir ein Rätsel. Ich brauchte jemanden, dem Ostanglien so vertraut war wie mir Wessex. »Wir kennen all diese Orte, Herr«, sagte einer der Zwillinge.
    Ich ging nicht auf diese Bemerkung ein, weil die Zwillinge meine Bedenken niemals verstanden hätten. Ceolberht und Ceolnoth hatten ihr Leben der Bekehrung der Dänen gewidmet, und sie sahen den

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