Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Titel: Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
Vom Netzwerk:
in der das Notizbuch steckte.
    Als die Wachen weg waren, schlug Dagobert wieder die ursprüngliche Richtung ein, um in den unteren Teil der Festungsanlage zu gelangen.
    »Ist es noch weit?«, fragte Jason.
    »Nein. Allerdings hoffe ich«, sagte der Junge und sah zum Sternenhimmel hinauf, »dass Schwarzes Schloss noch nicht schläft.«
    »Warum hat er so einen komischen Namen?«
    »Wegen der Schlüssel und Schlösser. Er muss Tausende davon besitzen!«
    »Dann ist er vermutlich wirklich derjenige, den wir suchen«, meinte Jason und drehte sich zu Julia um.
    Mit großen Schritten eilte Dagobert weiter, bis sie eine hohe Tür aus lackiertem Holz erreichten. Er las das an ihr angebrachte Namensschild und schob sie auf. Sie betraten einen in den Fels gehauenen Gang, der wie eine Wendeltreppe nach unten führte.
    »Gibt es in dieser Festung denn keine verschlossenen Türen?«, wunderte sich Julia.
    »Nein«, antwortete der kleine Dieb. »Priester Johannes hat Schlüssel und Schlösser verboten.«
    Tatsächlich waren alle Türen, auf die die Zwillinge bisher gestoßen waren, nicht abgesperrt gewesen.
    »Jetzt begreife ich, warum es hier so viele Diebe gibt.«
    »Es ist ein gefährlicher Beruf«, sagte Dagobert.
    Julia lief neben dem fremden Jungen her. Jason folgte ihnen.
    »Er verstößt ja auch gegen das Gesetz«, meinte er.
    »Aber die Diebe haben auch ihre Gesetze.«
    »Zum Beispiel?«
    »Unser Gesetz ist das äußere Gesetz. Das Gesetz der Abflussdiebe ist das innere Gesetz.«
    »Häh?«, machte Julia.
    Der Junge zeichnete ein großes Quadrat in die Luft. »Das hier ist die Festungsanlage«, sagte er. »Wenn du ein Dachsteiger wie ich bist, bewegst du dich, indem du an den Felsen, Mauern und auf den Dächern herumkletterst. Gehörst du dagegen zu den Abflussdieben …«, er verzog angeekelt das Gesicht, »dann kriechst du durch die unterirdischen Gänge und springst wie eine Kröte aus den Brunnen.«
    Nach einer weiteren Abzweigung standen die drei vor einem vergitterten Tor, das den Gang versperrte. Eine darüber angebrachte Fackel warf ihr flackerndes Licht auf den dahinterliegenden Abschnitt.
    »Da wären wir«, sagte Dagobert.
    »Ich wette, diese Pforte ist auch offen«, murmelte Jason. Gerade als er versuchen wollte, sie aufzuschieben, drängte Dagobert ihn zur Seite und zog an einer in einer Nische versteckten Schnur. In der Ferne erklang schwach das Klingeln einer Glocke.
    »Es ist besser, wir kündigen uns an«, erklärte er.
    Als Antwort ertönte neben dem Eingang ein kleines Glöckchen. Erst jetzt trat der Junge über die Schwelle.
    Bevor Jason Dagobert folgen konnte, hielt Julia ihn am Arm zurück. »Glaubst du, wir können ihm vertrauen?«, flüsterte sie. Die Gitterstäbe waren dick und massiv und der Gang auf der anderen Seite wirkte nicht besonders einladend.
    Wie immer ging der Dachsteigerjunge weiter, ohne auf sie zu warten.
    »Haben wir denn eine Alternative?«, erwiderte Jason leise.
    Nach einer scharfen Rechtskurve verbreiterte sich der schmale Gang im Fels allmählich und wurde schließlich zu einem hohen Saal, der an der Stirnseite offen war und den Blick auf den Sternenhimmel freigab. Am Horizont konnte man die Umrisse spitzer Berggipfel erkennen. An der rechten Seite des Raums hockten Schneeeulen auf einer langen Stange, die an zwei Ketten von der Decke hing. Daneben thronte ein riesiger Leuchter in Form eines Wagenrads, auf dem knapp zwei Dutzend dicke Kerzen brannten. Die an ihnen herunterlaufenden Tropfen hatten lange Stalaktiten aus Wachs gebildet.
    Genau darunter saß Schwarzes Schloss auf einem mächtigen Sessel, der mit verschiedensten Stoffen bezogen war. Auf einem Holztisch vor ihm lagen Unmengen von Schlüsseln. Andere hingen in unterschiedlicher Höhe an schwarzen Nägeln, die in die Felswand geschlagen worden waren.
    Der Raum sah aus wie eine Kreuzung aus Schmiede und Zirkuszelt und wirkte alles andere als einladend.
    »Wer wagt es, Schwarzes Schloss zu stören?«, rief der Mann mit dröhnender Stimme.
    Der junge Dieb hob die Hand. »Wir grüßen dich, Balthasar. Ich bin Dagobert von den Dachsteigern.«
    Der Mann legte ungehalten den Schlüssel zur Seite, an dem er gerade gearbeitet hatte. Das laute Klirren schreckte eine Eule auf, die laut rufend davonflog.
    »Ein Junge von den Dächern!« Balthasar erhob sich. »Komm her und lass dich anschauen!«
    Julia und Jason sahen einander enttäuscht an. Sie hielten es kaum für möglich, dass dieser Riese Black Vulcano sein

Weitere Kostenlose Bücher