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Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition)

Titel: Ulysses Moore 6: Der erste Schlüssel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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unterbrach. »Eigentlich ist es gar kein Freund von uns, sondern ein Freund des Mannes, den wir hier suchen. Er heißt Peter Dedalus.«
    Balthasar runzelte die Stirn. »Ein kleiner Mann, nur ungefähr so groß … Mit zwei Metallringen vor den Augen … Ringe, die etwa so aussehen?« Er wühlte auf dem Tisch herum, bis er eine Brille mit runden Gläsern zum Vorschein brachte.
    »Peters Brille!«, stieß Jason aufgeregt hervor.
    Daraufhin rief auch Balthasar etwas, und zwar so laut, dass sie alle vor Schreck zurückwichen. »Das gibt es ja nicht! Ihr kennt Bruder Peter? Das ist ja verrückt! Schaut mal, was wir zusammen entwickelt haben.« Er griff unter den Tisch, nahm das dünne Ende einer stark eingefetteten Kette in die Hand und fädelte einen der Schlüssel darauf. Dann gab er der Kette einen Ruck und der Schlüssel sauste über den Tisch hinweg quer durch den Saal. Überrascht blickten die Zwillinge ihm hinterher.
    Balthasar kicherte. »Es dauert eine Weile, bis er die richtige Geschwindigkeit erreicht hat. Und dann …« Er deutete zur Decke, wo sich ähnlich wie bei einem Spinnennetz mehrere Ketten miteinander verbanden. Der Schlüssel bewegte sich von Kette zu Kette, bis er schließlich an einem der Nägel in der Wand hängen blieb.
    »Das Automatische Schlüsselordnungssystem, entworfen von Bruder Peter!«, verkündete Balthasar. »Gebaut von Schwarzes Schloss.«
    Jason und Julia sahen einander triumphierend an. Die verrückte Maschine konnte wirklich von niemand anderem als von Peter Dedalus erfunden worden sein. So viel war sicher.
    Erfreut über die Wendung, die das Gespräch genommen hatte, rieb sich Dagobert zufrieden die Hände.
    Balthasars Miene dagegen verdüsterte sich plötzlich. »Einen Augenblick mal. Ihr seid nicht zufällig hergekommen, um …«, er zögerte, »… um die letzte Rate einzutreiben?«
    »Eine Rate? Oh nein. Nein, wir wollen kein Geld von Ihnen«, sagte Jason schnell.
    Sofort entspannten sich Balthasars Gesichtszüge wieder. »Gut, gut. Also, wie geht es denn dem alten Peter? Und … wartet mal … wie hieß noch mal sein Freund, der mit der komischen Mütze mit dem weißen Anker?«
    »Trug er eine schwarze Augenklappe?«, fragte Jason, der an Leonard Minaxo dachte.
    Balthasar schüttelte den Kopf. »Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Aber es ist viel Zeit vergangen, seit ich sie getroffen habe. So viel Zeit, dass ihr drei ihre Kinder sein könntet. Ach, jetzt fällt mir der Name des Freundes wieder ein. Ulysses. Ja, genau so nannte er ihn. Ulysses. Habt ihr ihn zufällig auch kennengelernt?«



An dem Bilderrahmen war ein vergoldetes Schildchen angebracht. Darunter war ein Name eingraviert: Ursus Marriet.
    Das Foto zeigte einen Mann mit sorgfältig gekämmtem Haar, einem angedeuteten Lächeln, einem Sakko, einer schlichten Krawatte und einer dunklen Hose, die damals perfekt zu dem Anlass gepasst hatte: seiner Ernennung zum Direktor der Schule von Kilmore Cove.
    Der Mann las noch einmal seinen Namen auf dem Schildchen und seufzte, so als sei er eine Last, die zu tragen ihm schwerfiel.
    »Ich wollte nicht, dass mein Sohn ein x-beliebiger John Smith wird«, hatte sein Vater immer gesagt. Und ein wichtiger Mann musste natürlich einen Namen haben, der sich von den anderen unterschied.
    Der inzwischen sechzigjährige Ursus Marriet ließ sich in seinen Ledersessel sinken, fuhr mit der Spitze eines Bleistifts an seinen Fingern entlang und ließ den Blick über die anderen verblassten Fotos auf dem Schreibtisch und an den Wänden schweifen. Das hier war also das Büro eines bedeutsamen Mannes. Und das dort auf der Urkunde mit den verschnörkelten Buchstaben war sein Name.
    Seit wie vielen Jahren hing die Urkunde nun dort? Zehn? Zwölf? Zwanzig?
    Er wusste es nicht einmal genau.
    Seine Lippen verzogen sich zu einem leicht angewiderten Lächeln. Er warf den Bleistift auf den Schreibtisch und streckte sich, dass die Gelenke knackten. Dann erstickte er mit dem Handrücken ein Gähnen. Er war müde, aber zufrieden. Er war den ganzen Tag in der Schule geblieben, um ein für alle Mal die Akten der Lehrer und die Lehrpläne zu ordnen. Inmitten von vergilbtem Papier und zerknüllten Zetteln war der Nachmittag verflogen. Und jetzt, da es allmählich dunkel wurde, war es Zeit, das Büro zu verlassen und im
Salt Walker
einzukehren, um dort irgendetwas Warmes zu essen.
    Und dann?
    Er könnte Doktor Bowen anrufen und sich mit ihm zu einer Partie Darts verabreden. Oder nach Hause gehen, um sich

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